Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)
diese Informationen mit großem Interesse und freue mich schon darauf, sie zu prüfen. Aber lassen Sie mich noch hinzufügen, dass der Schatz des Cäsar neben den Hinweisen bei Ambrosius und Tranquillus auch noch in der Biografie La Vie et le Testament de Michel Nostradamus erwähnt wird.«
VIII
Der Professor notierte sich etwas auf einem Zettel, bevor er wieder aufsah.
»Aber, liebe Freunde, es gibt noch mehr faszinierende und wundersame Dinge in Nostradamus’ Brief an Cosimo. An einer Stelle weist er im Zusammenhang mit der Bibliotheca Ditis Patris auf den Heiligen Bibliothekar hin. Wie sollen wir das deuten? Sehr verwirrend … Ein heiliger Bibliothekar, der die Bibliothek des Teufels verwaltet? Und jetzt mache ich es noch verwirrender, noch mystischer und unbegreiflicher.« Er erhob die Stimme. »Sind Sie bereit?« Einige im Saal klatschten in die Hände. »Begeben Sie sich mit mir zurück zu einem Datum, mit dem die meisten von Ihnen etwas verbinden werden: Freitag, der 13. Oktober Anno Domini 1307.«
»Die Tempelritter!«, riefen gleich mehrere.
»Richtig! Der christliche Ritterorden entstand während der Kreuzzüge, um die Pilger und Kreuzfahrer auf ihrer Reise ins Heilige Land zu beschützen. Der Templerorden wurde von neun französischen Rittern im Jahre 1119 gegründet. Sie führten etwas ein, was das Bankwesen später wieder aufgreifen würde: Reiseschecks, die ausgestellt wurden, damit die Pilger kein Bargeld durch Europa mitschleppen mussten. Die Königshäuser und die katholische Kirche sicherten den Tempelrittern ihre volle Unterstützung zu und trugen dazu bei, dass der Orden immer reicher und mächtiger wurde. Aber plötzlich zogen sie diese Unterstützung zurück. Am 13. Oktober 1307 wurden Hunderte zurückgekehrte Tempelritter in ganz Frankreich verhaftet. Den Befehl dazu hatten der französische König Philipp IV . und Papst Clemens V . gegeben. Am 22. November 1307 erließ Clemens V . die päpstliche Bulle Pastoralis Praeeminentiae , in der er alle Monarchen Europas aufforderte, die Tempelritter festzunehmen und ihre Besitztümer zu beschlagnahmen. Im Jahr darauf folgten die Bullen Faciens misericordiam und Regnans in coelis . Darin schrieb er, die Tempelritter seien Ketzer, die Jesus Christus verfluchten. Sie beteten Abgötter an und seien Päderasten, die dem Satan huldigten. Plötzlich waren sie das personifizierte Böse. Aber warum? Waren die Tempelritter zu reich geworden? Waren sie so mächtig geworden, dass sie König und Kirche bedrohten? Oder gab es einen ganz anderen Grund? Der französische König und der Papst taten sich auf jeden Fall zusammen, um den Orden zu zerschlagen. Aber noch einmal frage ich: warum? Mit ihren weißen Umhängen und dem roten Kreuz darauf waren die Tempelritter die berühmtesten und gefürchtetsten Kämpfer der Kreuzzüge. Loyale Krieger für König und Kirche. Trotzdem fielen ihnen Papst und König in den Rücken, als sie nach dem Verlust des Heiligen Landes nach Europa zurückkehrten. Ein Europa in der Krise. König Philipp IV . von Frankreich war hoch verschuldet. Die Historiker nehmen an, dass der König die Ritter einerseits aus Gier festnahm, folterte und internierte, dass er andererseits aber auch fürchtete, sie könnten ihn herausfordern. Und als früherer Erzbischof von Frankreich war Papst Clemens V . ein gehorsamer Untertan des Königs. Er löste den gesamten Orden auf. Die Ritter wurden hingerichtet oder für unmündig erklärt. Sie wurden gezwungen, falsche Geständnisse abzulegen, die dann wiederum dazu beitrugen, andere zu belasten. Trotzdem kann ich mich nicht von dem Gedanken freimachen, dass der Grund dafür ein ganz anderer war. Ich sehe Ihnen an, was Sie denken! Doch, doch, ich sehe es Ihnen an! Es gab keine Verbindung zwischen Clemens V . und Nostradamus, denken Sie! Immerhin lagen zweihundert Jahre zwischen ihnen. Aber wenn wir die drei Clemens-Bullen in Kenntnis des 250 Jahre später geschriebenen Briefes von Nostradamus an Cosimo I . lesen, kann wirklich jeder von uns ins Staunen geraten. Denn in den drei Bullen behauptet Clemens V ., dass die Tempelritter die Verwalter, in der Tat also die Bibliothekare, von etwas waren, das er als die Bibliotheca Ditis Patris bezeichnet, die Bibliothek des Teufels.«
IX
Als sich die Unruhe im Auditorium wieder gelegt hatte, stellte sich Professor Moretti neben das Rednerpult.
»Die Bibliothek des Teufels … Was ist das? Welche Texte werden dieser Bibliothek zugeschrieben? Was wissen wir
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