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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Promilleblocker XXL , die neueste Entwicklung von Bidjar Hamzi. Sollten wir zu betrunken werden, nehmen wir das ein, dann kann uns der Alkohol nichts mehr anhaben.«
    »XXL?« Cortes nahm das Röhrchen und musterte es skeptisch. »Wozu hast du das Zeug denn gekauft?«
    »Bidjar hat es mir aufgeschwatzt«, gestand Artjom etwas verlegen. »Los jetzt, verlieren wir keine Zeit.«
    Moskau, Gorki-Park
Freitag, 15. September, 20:00 Uhr
     
    »Na, war doch gut, dass ich dich überredet habe mitzukommen, oder nicht?«
    »Ja, du hattest Recht, es macht total Spaß«, pflichtete Olga bei.
    »Hab ich dir doch gleich gesagt«, triumphierte Galja.
    »Allein hätte ich mich nie aufgerafft, gut, dass du angerufen hast.«
    Olga blieb stehen und rückte die Knieschützer zurecht. Ihre letzten Ausfahrten auf Inlineskates lagen schon eine Weile zurück, weshalb ihre ersten Runden etwas wackelig geraten waren. Doch inzwischen hatte sich ihr Körper an die eingespielten Bewegungsabläufe erinnert, und sie skatete mit gewohnter Sicherheit über den Asphalt des Gorki-Parks. Den anfänglichen Respekt vor der Geschwindigkeit hatte sie abgelegt und erschreckte so manchen Passanten mit haarscharfen Ausweichmanövern.
    »Und jetzt mit Full Speed zum Springbrunnenteich!«, schlug Galja vor.
    »Okay!«
    »Wer schneller ist!«
    Noch während sie das sagte, wendete Galja, umkurvte elegant zwei Spaziergänger und preschte in Richtung der Wasserfontänen davon.
    »Das gilt nicht, wir müssen schon gleichzeitig losfahren!! «, protestierte Olga und setzte ihrer weit enteilten Freundin nach.
    Inlineskaten war Olgas große Leidenschaft. Sie liebte das Spiel mit dem Wind, der mal schroff ins Gesicht blies, mal sanft durch die fliegenden Haare strich, mal kräftig von hinten schob und dem Lauf beschwingte Leichtigkeit verlieh. Sie genoss die Fliehkräfte in scharfen Kurven und das leicht flaue Gefühl beim Überqueren von Bodenwellen.
    »Ich hab dich ganz schön abgehängt, altes Mädchen«, stichelte Galja grinsend, als Olga den Springbrunnenteich erreichte. »Ich hätte dir wohl einen Vorsprung lassen sollen.«
    »Du bist ja auch eine Viertelstunde vor mir losgefahren«, parierte Olga lachend und hockte sich erschöpft auf die Teichumrandung.
    »Gib’s ruhig zu, du bist ganz schön außer Form.«
    Der Abend senkte sich über den Park und lange Baumschatten krochen über die Rasenflächen, doch es war immer noch warm – der Altweibersommer zeigte sich in diesem Jahr von seiner besten Seite. Olga streckte die Beine aus und massierte ihre ermatteten Oberschenkel. Wie gut es tat, sich wieder einmal richtig zu verausgaben!
    »Ich gehe Wasser kaufen«, beschloss Galja und deutete auf einen nahen Kiosk. »Du kannst dich ja in der Zwischenzeit ausruhen.«
    »Ist gut.«
    Olga sah ihrer Freundin nach, die sich leichtfüßig entfernte. Sie beneidete Galja: um ihre Größe – sie maß eins achtzig im Vergleich zu ihren eins fünfundsechzig; um ihr langes, glattes, bläulichschwarzes Haar, das man nicht zu färben brauchte; und vor allem um ihre fantastische Figur. Galja war von Natur aus ein schlanker, wenn auch keineswegs dürrer Typ. Sie konnte essen, soviel sie wollte, ohne auch nur ein Gramm zuzunehmen. Ganz im Gegensatz zu Olga, die sich mit Bodyshaping und eiserner Diät kasteien musste, um ihr Gewicht halten zu können. Die Welt ist ungerecht.
    Die junge Frau nahm den Rucksack ab, in dem sie ihre Sneakers transportierte, und zog einen Riemen nach, der sich beim Skaten gelockert hatte. Obwohl sie mit Galjas Skoda zum Park gekommen waren, hatte Olga sich Schuhe zum Wechseln mitgenommen, da sie aus Erfahrung wusste, wie mühsam es bisweilen ist, durchs großstädtische Gewühl mit den Inlinern zum Auto zurückzukehren.
    »Coole Skates.«
    Olga wandte sich um. Neben ihr hatte sich ein vielleicht acht oder neun Jahre alter, hellblonder Junge auf die Teichumrandung gesetzt, der mit neidvollem Blick ihre Inlineskates beäugte.
    »Sie fahren ziemlich gut.«
    »Danke für das Kompliment.«
    Der Junge seufzte. Olga legte ihren Rucksack wieder an.
    »Wie heißt du denn?«, fragte sie den Jungen.
    »Konstantin.«
    »Schöner Name«, sagte Olga und gab ihm die Hand. »Ich bin Olga.«
    »Freut mich.«
    »Fährst du auch Inlineskates?«
    »Nein.« Der Junge machte ein betrübtes Gesicht. »Mama sagt, es ist noch zu früh dafür.«
    »Aber warum denn?«
    »Sie hat eben Angst, dass mir etwas passiert«, erläuterte Konstantin. »Mama und Papa machen sich immer Sorgen um

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