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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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passiert eben viel mit den Dingern.«
    Olga sah ihre Freundin erstaunt an: »Echt jetzt?! Also dass du so etwas sagst, hätte ich ja nicht erwartet!«
    Die brüske Reaktion ihrer Freundin verstimmte Galja. Sie wischte sich die Haare aus der Stirn und nahm einen kräftigen Schluck aus der Wasserflasche.
    »Besonders in letzter Zeit ist mir von vielen Unfällen berichtet worden«, rechtfertigte sie sich. »Und dann noch die Sache mit Grischa. Erinnerst du dich an Grischa? «
    »Sicher.«
    Dieser Grischa war gewiss einer von Galjas zahlreichen Verehrern, doch Olga konnte sich beim besten Willen nicht an ihn erinnern. Für den Fall, dass es einer von den Wichtigeren war, gab sie es sicherheitshalber nicht zu.
    »Grischa hat sich vor einem Monat den Arm gebrochen, beim Inlinern im Park Pobedy.«
    »Na und? Was hat das mit dem Jungen und seiner verrückten Mutter zu tun?«
    »Mit neun Jahren ist er noch zu klein«, verfügte Galja. »Und seine Mutter ist nicht verrückt, sondern vernünftig. «
    »Na, wenn du meinst«, gab Olga klein bei und wandte sich demonstrativ ab.
    Seltsam, sie hatte ihre Freundin nur einen Monat lang nicht gesehen, doch es kam ihr vor, als seien Jahre vergangen. Sie war ihr beinahe ein bisschen fremd geworden.
    »Sei nicht beleidigt.« Galja fasste Olga sanft an der Schulter. »Sag mir lieber, warum du dich in letzter Zeit so rargemacht hast. Hast du Kummer?«
    »Ich?«
    »Ja, du.«
    »Alles okay bei mir.«
    »Du lügst.« Galja sah ihre Freundin scharf an. »Wann warst du zum letzen Mal mit unserer Clique unterwegs? Das ist über einen Monat her! Und wenn ich dich nicht angerufen und überredet hätte, säßest du jetzt auch zu Hause, oder nicht?«
    »Ich war heute einfach nicht gut drauf.«
    »Nur heute?«, entgegnete Galja und setzte ein abschätziges Grinsen auf. »Du kannst mir nichts vormachen, ich kenne dich doch. Irgendwas stimmt nicht mit dir. Also, was ist los?«
    Olga seufzte: »Nichts Besonderes.«
    »Ist ein Mann im Spiel?«
    »Na und wenn?«
    »Ist doch klasse, warum erzählst du denn nichts?«
    Olga senkte den Blick. Sie kannte Galja schon seit vier Jahren. Die beiden hatten sich im vorletzten Studienjahr kennengelernt und rasch angefreundet. Genau genommen war Galja sogar Olgas beste Freundin: Keiner anderen erzählte sie so viel von sich und bei keiner anderen holte sie sich so oft Rat. Galja konnte gut zuhören, strahlte Wärme aus und reagierte stets einfühlsam. Außerdem hatte sie viel Lebenserfahrung. Woher sie die allerdings hatte, darüber schwieg sich die junge Frau weitgehend aus.
    Galja rückte näher an Olga heran und aus ihren anthrazitfarben leuchtenden Augen sprach nicht nur Neugier, sondern ehrliche Anteilnahme: »Nun sag schon, wo brennt’s denn?«
    Olga gab sich einen Ruck. Eigentlich wollte sie schon längst mit jemandem darüber reden.
    »Ich habe einen Mann kennengelernt.«
    »Und?«
    »Er ist irgendwie sonderbar.«
    »Ein Verrückter, oder was?«
    »Nein.«
    »Aber?«
    »Ich weiß nicht … Er ist eben seltsam.«
    »Jetzt komm schon, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen.« Galja trank noch einen Schluck Wasser. »Du weißt doch, ich kenne mich aus in solchen Dingen. Erzähl mir die Einzelheiten, und dann reden wir darüber.«
    »Einzelheiten?« Olga sinnierte nach. »Das ist ja gerade das Sonderbare, dass es keine Einzelheiten gibt.«
    »Was? Wann habt ihr euch denn kennengelernt?«
    »Vor drei Wochen.«
    »Und da gibt es noch keine Einzelheiten?« Galja knuffte Olga neckisch in die Seite. »Ich erkenne dich nicht wieder, altes Mädchen – du bist doch sonst kein Kind von Traurigkeit.«
    »Eben, eben. Ich habe ihn im Büro kennengelernt. Er hatte geschäftlich in unserer Bank zu tun.«
    »Wie heißt er?«
    »Bogdan.«
    »Ein schöner Name, aber nicht gerade modern. Ist er schon älter?«
    »Etwas über dreißig.«
    »Das geht. Hat er Geld?«
    »Jedenfalls ist er nicht gerade arm.«
    »Was für einen Wagen fährt er?«
    »Einen Lincoln.«
    »Nicht übel. Einen neuen?«
    »Ja. Bogdan mag keine gebrauchten Autos. Er fährt aus Prinzip nur Neuwagen und nie länger als fünfzehntausend Kilometer.«
    »Eine kostspielige Angewohnheit. Wo ist eigentlich dein Problem?«
    Diese Frage drängte sich auf. Nach dem Studium hatte Olga auf Anhieb eine Stellung bei einer großen Bank gefunden und dank ihrer Zielstrebigkeit standen ihre Chancen auf eine steile Karriere nicht schlecht. Ein reicher Freund hätte da gut ins Bild gepasst.
    »Jetzt sag schon, was stimmt denn

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