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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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kolossaler Unterschied es war, ob man in Notwehr tötete oder einen Auftragsmord beging.
    Der junge Söldner hatte den Kriegskommandeur noch nie getroffen. Der Ritter hatte ihm persönlich nichts Böses getan und ahnte vermutlich nicht einmal etwas von seiner Existenz. Dennoch würden sich in weniger als einer Minute auf fatale Weise ihre Wege kreuzen.
    Artjom wurde dafür bezahlt, diesen Bogdan einen Kopf kürzer zu machen. Das war – vorsichtig ausgedrückt – ein gewöhnungsbedürftiges Gefühl. Gewiss, er verhinderte damit den brutalen Mord an einer unschuldigen jungen Frau. Er rettete Olga, die ihm weiß Gott näher stand, als dieser blutrünstige Kriegsmagier. Gleichwohl blieb ein fader Beigeschmack: dieses Geschäftsmäßige, der Mord auf Bestellung.
    Der junge Söldner sah zu seinem Kompagnon, der das Radar nicht aus den Augen ließ. Seit dem Gespräch im Depresso hatte Cortes kein Wort mehr über Artjoms bevorstehende Aufgabe verloren und in seinem Verhalten nicht den geringsten Zweifel an der Zuverlässigkeit seines Partners angedeutet. Er verließ sich völlig auf Artjom. Nicht einmal ein zweites Schwert hatte er mitgenommen.
    Und wenn mein Katana abbricht? Der Gedanke jagte Artjom einen flauen Schauer durch die Magengrube. Unwillkürlich tastete er nach dem Griff des Schwerts und verfluchte sich im selben Moment für seine idiotischen Bedenken. Nawsche Klingen brachen niemals. Lebenslange Garantie.
    Die Berührung der mächtigen Waffe beruhigte den Söldner und die kurz aufkeimende Panik verflog. Artjom bekam sich wieder völlig unter Kontrolle und war entschlossener denn je, das Vertrauen, das Cortes in ihn setzte, nicht zu enttäuschen. Er stand zu der weitreichenden Entscheidung, die er im Depresso getroffen hatte.
     
    »Es ist keiner von ihnen da«, sagte Tapira leise.
    Bogdan griff unbeeindruckt nach seinem Kriegskommandeurstab und schüttelte ihn mit einer martialischen Geste. Das tat er immer vor dem Kampf oder einem schwierigen Zauber. Sein Gesicht konnte Tapira nicht richtig sehen, da es bis über die Nase von dem schweren Helm verdeckt war, doch um seine Mundpartie zuckte kein Muskel und die Lippen blieben unbewegt zusammengepresst. Hatte Bogdan ihre Bemerkung überhört?
    »Sie sind nicht da, Bogdan! Niemand gibt uns Deckung! Man hat dich verraten!«
    »Du irrst dich.« Über Bogdans Lippen huschte ein flüchtiges Lächeln. »Du siehst sie nur nicht.«
    Bogdan neigte ihr den Kopf zu, und in den Schlitzen des Helms blitzten für einen Moment seine Augen auf: Sie wurden bereits rot.
    »Tu es nicht!«
    »Es ist zu spät.«
    Der Kriegskommandeur wandte sich von der Morjane ab und reckte den Stab in die Höhe.
    »Diese Welt wird nicht mehr dieselbe sein wie zuvor. Kraft meines Willens und kraft der Macht des Traumarkans wird diese Welt verändert.«
    Bogdan verstummte, und Tapira sah, wie zwischen den schnörkelig gewundenen Zierblechen an der Spitze des Stabs ein grell leuchtender Stern entstand.
    »Einundzwanzig Siegel halten die alte Welt zusammen und trennen sie vom Traumarkan . Kraft meines Willens verfüge ich, die zwölf Siegel des Großen Kreises zu öffnen!«
    Tapira spürte eine leichte Vibration. Der Thron der Kraft geriet in Schwingung, und Bogdans Konturen verschwammen. Die drei Fackeln, die den Runenkreis bislang dezent beleuchtet hatten, begannen zu flackern, ihre Flammen verzweigten sich und züngelten seitlich, so dass um den Thron der Kraft ein Feuergitter entstand. Olga, die rücklings in der Mitte des Plateaus lag, stieß einen Schrei aus und zog vergeblich an ihren Fesseln. Der Ritter war nur noch einen Schritt vom Runenkreis entfernt und hob bereits den Fuß, um ihn zu betreten, doch er hielt noch einmal inne und wandte sich zu Tapira um.
    »Egal, was passiert, vergiss nie, für wen wir das alles tun.«
    »Tu es nicht!«
    »Mach dir keine Gedanken um mich.«
    »Bogdan …!«
    Der Kriegskommandeur trat ins Innere des Kreises und hinter seinem Rücken schloss sich eine dichte Feuerwand.
     
    »Bogdan ist jetzt innerhalb des Plateaus«, meldete Jana, die das Geschehen ununterbrochen durch das Zielfernrohr beobachtete.
    »Noch sechzig Sekunden!« Santiagos Stimme klang ruhig und sachlich. »Cortes, wo sind Sie?«
    »Genau auf Kurs«, berichtete der Söldner nicht weniger gleichmütig. »In zwanzig Sekunden durchbrechen wir den Salamanderring .«
    Jana amüsierte der Gedanke, dass ihr breitschultriger Freund auch dann noch völlig cool blieb, wenn er auf wenige Mikrometer

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