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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Koboldmantel galt als einer der anspruchsvollsten Zauber, den nur wenige Magier der Verborgenen Stadt beherrschten. Die schwarzen Augen des Kommissars begannen zu funkeln, seine Ohren spitzten sich fast unmerklich zu und legten sich enger an den Kopf an. Artjom glaubte sogar zu erkennen, dass zwischen den blassen Lippen des Magiers für den Bruchteil einer Sekunde eine gespaltene Zunge hervorlugte.
    »Guten Flug, meine Herren …«
     
    Kara zeichnete sich schon als Kind durch eine außergewöhnliche Ordnungsliebe aus. Niemals ließ sie Spielzeug oder Kleidung herumliegen und räumte ihr Zimmer stets gewissenhaft auf. Alle schätzten sie als bemerkenswert braves und liebenswertes Kind.
    Ganz so brav war sie als Erwachsene dann zwar nicht mehr – man denke nur an den unglückseligen Pawlow –, doch ihren Sinn für Ordnung hatte sie sich bewahrt. In ihrem Zauberkabinett herrschte penible Sauberkeit und nach nutzlos herumliegenden Dingen suchte man vergeblich. Bücher und Retorten, Gerätschaften und Mixturen waren säuberlich in diversen Schränken, Schubladen und Regalen verstaut, wurden je nach Bedarf von dort hervorgeholt und sofort zurückgeräumt, sobald sie nicht mehr gebraucht wurden. Diener wischten jeden Tag feucht durch und gingen dabei mit buchhalterischer Akribie zu Werke, um nur ja kein Staubkorn zu übersehen, denn sie wussten, dass Kara bei der geringsten Nachlässigkeit zu drakonischen Strafmaßnahmen griff. Das Kabinett wurde regelmäßig gelüftet, und ein Duftspender verströmte das liebliche Aroma von Rosenöl – Karas Lieblingsduft.
    Der geschnitzte Stuhl ächzte leise, als Kara sich vorbeugte, das Weinglas vom Tisch nahm und einen kleinen Schluck trank. Der junge Beaujolais hatte in diesem Jahr eine dezente Brombeernote.
    »Kein schlechtes Bouquet.«
    Kara hielt den Wein gegen das Licht und prüfte die Farbe. Sie war glänzender Laune. Denn heute endete der erste Teil ihres sorgfältig durchdachten Plans – und das mit Erfolg. Alles lief wie am Schnürchen.
    Abermals benetzte die Hexe ihre vollen Lippen mit dem edlen Rebsaft und richtete den Blick auf die bronzene Kohlenschale auf dem Tisch, über der in einem Kessel kochendes Wasser gurgelte. Es war höchste Zeit, den »Fernseher« einzuschalten.
    Kara legte ein paar kleine Kohlenstückchen nach und sprach einen Zauber. Der aus dem Kessel steigende Dampf verdichtete sich und die Hexe erblickte darin die beiden Söldner, die neben dem Jaguar des Kommissars standen.
    »Fangt an mit eurer Show, Jungs, das Publikum wartet. «
     
    »Die Entfernung beträgt achthundert Meter!«
    Der orangefarbene Hubschrauber kreiste langsam über der Schüssel des Lushniki-Stadions.
    »Wir haben nur noch sieben Minuten Zeit«, warnte der Pilot. »Die Flugsicherung untersagt längere Flüge zu Übungszwecken.«
    »Das reicht uns locker!«, erwiderte Jana gelassen, ohne das Auge vom Zielfernrohr zu nehmen.
    Findige Ingenieure der Verborgenen Stadt hatten die serienmäßige Zieleinrichtung »frisiert«, indem sie ein Magoskop in das Linsensystem integrierten. Dank dieses genialen Kniffs sah Jana nicht nur den Anlaufturm der Skisprungschanze, sondern auch alles, was sich dort oben auf dem Plateau des Throns der Kraft abspielte.
    »Die Energiekonzentration steigt!« Tamirs Stimme ertönte im Kopfhörer. »Wir können bereits die Richtung des Energiestroms vorhersagen.«
    »Höchste Bereitschaft!«, mahnte Santiago.
    Jana legte das Gewehr auf ihren Schoß, befestigte das Zielfernrohr und zog das mit spitzen, schwarzen Patronen befüllte Magazin aus der Brusttasche. Die aus Nawscher Legierung bestehende Spezialmunition, die Santiago mit einem Zauber präpariert hatte, war in der Lage, den Salamanderring zu durchbrechen und die magische Spitze des Kriegskommandeurstabs zu zerstören, was faktisch das Todesurteil für Bogdan bedeutete.
    Nachdenklich betrachtete die junge Frau das Magazin und seufzte. Die Geschichte, die ihr Mitara erzählt hatte, ließ ihr keine Ruhe. Jetzt, wo sie wusste, zu welchem Zweck Bogdan das Traumarkan wirkte, sah sie den Kriegskommandeur in einem anderen Licht. Sie konnte es immer noch nicht recht glauben, dass einer der einflussreichsten Kriegsmagier um eines Kindes willen sein Leben aufs Spiel setzte. Die Mächtigen der Verborgenen Stadt waren eher für Gefühlskälte und Zynismus bekannt.
    Das Erstaunlichste an Bogdans Verhalten bestand wohl darin, dass er sich auf die Liaison mit Tapira überhaupt eingelassen hatte. Er konnte doch

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