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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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zusammengeschrumpft war. Sie schmunzelte kurz und konzentrierte sich dann sofort wieder auf ihre Aufgabe. Bogdan stand mit dem Stab in der Hand direkt neben Olga, während Tapira mit hängendem Kopf außerhalb der Feuerwand saß.
    Die mittlerweile rot leuchtende Spitze des Stabs hatte Jana bereits ins Fadenkreuz genommen und korrigierte bei der geringsten Bewegung den Anschlag ihres Gewehrs. Der Timer, der sich in der linken oberen Ecke der elektronischen Zieleinrichtung eingeschaltet hatte, zeigte an, dass seit dem Moment, in dem Bogdan den Runenkreis betreten hatte, neun Sekunden vergangen waren. Zehn, elf …
     
    »Die Energiekonzentration nähert sich dem Maximum«, meldete Tamir mit einem Blick auf den Bildschirm seines Notebooks. »In vier Sekunden wird der Kriegskommandeur damit beginnen, die Energie aus externen Quellen anzuzapfen.«
    »Die Magier in der Gegend hier werden sich wundern«, orakelte Domingo.
    »Wie sieht’s in der Umgebung aus?«, erkundigte sich Santiago.
    »Alles ruhig.«
    »Und seine Frau?«
    »Die ist unschlüssig.«
    »Geht das etwas genauer?«
    Domingo hielt sich die Kerze direkt vor die Nase, und ihre Flamme spiegelte sich gespenstisch in seinen anthrazitfarbenen Augen.
    »Tapira weiß nicht, was sie tun soll. Bogdan hat irgendetwas zu ihr gesagt, und jetzt weiß sie nicht, wie sie sich verhalten soll.«
    »Wird sie versuchen, den Söldnern in den Arm zu fallen? «
    »Die Wahrscheinlichkeit dafür beträgt zweiundvierzig Prozent«, verkündete Tamir, »aber sie nimmt ab. Noch vor zwei Minuten hätte sie sich mit achtundsiebzigprozentiger Wahrscheinlichkeit in jeden Kugelhagel geworfen.«
    »Haben Sie gehört, Cortes?«
    »Ja.«
    »Töten Sie Tapira nicht, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.«
    »Selbstverständlich, Kommissar.«
     
    »Kapitän, ein heftiger Energiestoß!«
    »Wo?!« Franz de Geer sprang aus seinem Stuhl und rannte zu den beiden Gardisten, die auf die Anzeigetafel starrten. »Wo?«
    »Ganz in der Nähe, auf den Sperlingsbergen.«
    »Ich brauche sofort ein Portal dorthin. Auf der Stelle!«
    »Das geht nicht, Kapitän«, beschied einer der Gardisten kopfschüttelnd und zeigte auf den Plan der Verborgenen Stadt. »Sehen Sie selbst.«
    Strömungen magischer Energie wurden auf dem Plan als pulsierende rote Linien dargestellt, die je nach Intensität dicker oder dünner ausfielen. Rund um die Sperlingsberge flackerte ein bedrohliches Dickicht massiver Energieströme, die sich ineinander verwoben, bizarre Spiralen bildeten und sich schließlich in der Nähe der Aussichtsplattform zu einem gigantischen Strang vereinigten. Kein Magier, der seine Sinne halbwegs beisammenhatte, wäre auf die irrsinnige Idee gekommen, ein so sensibles energetisches Gebilde wie ein Portal in dieses pulsierende Inferno zu verlegen.
    »Dort ist die Hölle los, Kapitän. Das hält kein Portal aus. Ihre Knochen würden vermutlich einzeln dort ankommen. «
    »So etwas habe ich auch noch nie gesehen«, staunte der zweite Gardist. »Entweder sind unsere Sensoren durchgebrannt oder dort kocht mehr Energie als im Karthagischen Amulett.«
    Niemand antwortete den beiden. Der Kapitän der Garde war längst aus dem Raum gerannt.
     
    Sie konnte weder sprechen noch schreien, nicht einmal weinen. Erschöpft von quälender Angst, Verzweiflung und Panikattacken, war Olga in eine ohnmächtige Apathie verfallen. Die Hoffnung auf Rettung hatte sie längst verloren.
    Die nackte junge Frau lag auf dem kalten Stein des Throns der Kraft und starrte teilnahmslos in den Himmel. Nur dumpf und wie von Ferne hörte sie die Stimme ihres Mörders: »Kraft meines Willens verfüge ich, die zwölf Siegel des Großen Kreises zu öffnen!«
    Olga sah nicht, wie nach diesen Worten zwölf abgehackte Hände um sie herum in ein kaltes, bläuliches Licht getaucht wurden, wie die schwarzen Brillanten an ihren Fingern zu funkeln begannen und wie die zwölf großen Siegel, in denen die Hände verankert waren, zu zischen begannen.
    Dafür sah sie, wie der Himmel über ihr sich purpurschwarz verfärbte, wie er sich bedrohlich herabsenkte und wie vereinzelte Blitze über ihn mäanderten. Außerdem spürte Olga noch, wie zwölf der schwarzen Perlen ihrer prächtigen Kette allmählich schmolzen. Doch als die heiße Masse über ihren Hals rann und Brandspuren auf ihrer zarten Haut hinterließ, zuckte sie nicht einmal zusammen.
    Olga hatte das Bewusstsein verloren.
     
    Langsam dämmerte der Welt, dass jemand sich anschickte, ihr lange Zeit

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