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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Möbel der letzte Schrei gewesen waren, die jungen Kollegen hingegen wussten diese Wunder der Handwerkskunst nicht zu schätzen.
    Der Major blies eine Rauchwolke gegen die Decke, beobachtete die Spurensicherer, die sich im Raum zu schaffen machten, und schmunzelte.
    »Hier müsste dringend renoviert werden«, kommentierte er sarkastisch.
    Im Wohnzimmer sah es in der Tat aus wie auf einem Schlachtfeld: die Vorhangstange heruntergerissen, die Gardinen zerfetzt, das Fenster zersprungen, auf dem Boden eine Blutlache und überall verstreut Tonscherben, Erdklumpen und ramponierte Kakteen, dazu der beißende Geruch von Pulverdampf.
    »Berichten Sie«, bat der Major.
    »Dmitri«, wandte sich Uglow an einen bärtigen Mann in Jeans. »Sag ihm, was du herausgefunden hast.« Der Spurensicherer sah Andrej schief an. »Das ist Major Kornilow von der Sonderermittlungsgruppe.«
    »Was führt Sie denn in die Niederungen der Polizeiarbeit? «, stichelte der Spurensicherer.
    Die Komplexe gegenüber dem Polizeipräsidium hatten offenbar die gesamte hiesige Inspektion erfasst, von den Verkehrspolizisten bis zu den Gefängnisflöhen.
    »Dmitri, berichten Sie mir einfach, was Sie herausgefunden haben«, seufzte Andrej und fügt bissig hinzu: »Mich interessieren vor allem jene Umstände, die dazu geführt haben, dass ich mich in die Niederungen der Polizeiarbeit herabbemühen musste.«
    »Selbstverständlich, wie der Herr Major wünschen.« Der Bärtige kratzte sich am Nacken. »Den Spuren nach zu schließen haben sich ursprünglich zwei Personen im Raum aufgehalten und Musik gehört.« Auf dem Zeitungstischchen bemerkte Andrej die CD-Hülle des Albums Morskaja von Mumiy Troll . »Und dann wurden sie überfallen. Vom Balkon aus.«
    »Es waren also mehr als zwei Personen in der Wohnung, von denen sich einige auf dem Balkon aufhielten? «, präzisierte Kornilow.
    »Nein, die Balkontür wurde von außen aufgebrochen. Der Angreifer hat sie aus dem Türstock gedrückt, ist ins Zimmer eingedrungen, hat sofort sechs Kugeln abbekommen und ist dort drüben zusammengebrochen.« Der Spurensicherer zeigte auf die Blutlache neben der Balkontür. »Nachdem er sich wieder aufgerappelt hatte, wurde weitere sechs Mal auf ihn geschossen, und er ging abermals zu Boden. Nach relativ kurzer Zeit ist er jedoch wieder aufgestanden und hat die Wohnung verlassen. Über den Balkon, so wie er auch eingestiegen war.«
    »Ist das die vorläufige Version der Ereignisse?«
    »Das ist die endgültige Version, und ich bin bereit, jedes einzelne Wort zu unterschreiben.«
    »Wie viele Angreifer waren es?«
    »Einer.«
    Kornilow sah sich im Zimmer um.
    »Und wo stand der Schütze?«
    »An der Tür, etwa dort, wo Sie jetzt gerade stehen.«
    Kaum fünf Meter. Aus dieser Entfernung konnte man nicht vorbeischießen.
    »Die Schüsse wurden aus einer Gjursa abgegeben«, setzte der bärtige Dmitri fort. »Mit einer solchen Waffe durchlöchert man aus dieser Entfernung garantiert jede kugelsichere Weste.«
    »Verstehen Sie nun, warum wir Sie verständigt haben? «, fragte Uglow. »Der Angreifer wurde von zwölf Kugeln niedergestreckt. Daraufhin ist er einfach aufgestanden und gegangen. Da kann man schon stutzig werden, nicht wahr?«
    »Eine Schutzweste vom Typ Witjas, wie sie Spezialeinheiten der Armee verwenden, wird auch von Großkalibergeschossen nicht durchschlagen«, räsonierte Andrej und drückte seine Zigarette im leeren Aschenbecher auf dem Tisch aus.
    »Und was wiegt diese Wunderweste?«, erkundigte sich Dmitri.
    »Eine Menge«, erwiderte der Major knapp.
    Uglow rollte ungläubig mit den Augen, sagte jedoch nichts. Er wusste, dass Kornilow eine solche Möglichkeit nicht ernsthaft in Betracht zog. Es war schwer vorstellbar, dass jemand in einer so massiven Schutzweste über einen Baum in den dritten Stock klettern konnte.
    »Was haben Sie noch Schönes herausgefunden, Dmitri? «
    »An der Balkontür, am Fensterrahmen und auf dem Parkettboden haben wir Krallenspuren gefunden.«
    »Krallenspuren?«
    »Ja.« Der Spurensicherer zuckte mit den Achseln. »Sie dürften von einem ziemlich großen Tier stammen, einem Bären, Tiger oder Löwen. Genau kann ich das noch nicht sagen, solche Spuren sind nicht gerade mein Alltagsgeschäft. «
    Uglow grinste schadenfroh. Andrej schüttelte den Kopf und griff abermals nach seinen Zigaretten.
    »Wer ist der Mieter dieser Wohnung?«
    »Eine gewisse Olga Nikolajewna Terentjewa, einundzwanzig Jahre alt, ledig. Wir versuchen, mit ihren Eltern

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