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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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gebogen. Und dann dieser Geruch nach Pfirsichen.«
    »Nach Pfirsichen?«
    »Nach Pfirsichen. Als ich hinüberschaute, drückte die Bestie gerade die Balkontür ein, und dann fielen die Schüsse. Sechs Stück. Ich habe mich geduckt und mitgezählt. Zuerst vier und nach einer kurzen Pause nochmal zwei. Insgesamt sechs. Ich hörte Gebrüll und Gepolter, als ob jemand auf den Boden gestürzt wäre, in der Wohnung Schreie und dann abermals Schüsse. Wieder sechs Stück. Dann hörte ich eine Tür zuschlagen. Ich hockte immer noch hinter der Balkonbrüstung und konnte nichts sehen. Aber kurz darauf habe ich gehört, wie dieser Alien wieder über den Balkon zurück in den Baum geklettert ist. Mir war auch, als huschte ein Schatten vorbei. «
    »Wo ist das Monster hin?«
    »Das weiß ich nicht, Herr Major, denn ich hielt es für klüger, den Kopf unten zu lassen«, gab Frolow zu. »Bis Ihre Kollegen gekommen sind.«
    »Kann man verstehen.« Kornilow verschränkte die Hände hinter dem Kopf und blies die Backen auf. »Wenn Sie einverstanden sind, Georgi Iwanowitsch, werde ich Ihre Aussage vorläufig nicht zu Protokoll nehmen. Fahren Sie in Urlaub und erholen Sie sich – das wird Ihnen guttun. Und sobald Sie zurückkommen, treffen wir uns und besprechen das Ganze noch einmal in Ruhe. Was meinen Sie?«
    »Glauben Sie auch, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe?«, fragte Frolow finster.
    »Sagen wir einmal so …« Andrej sah seinen Zeugen eindringlich an. »Ich möchte nicht, dass Sie etwas aussagen, was Sie nicht beweisen können. Das ist besser für alle Beteiligten.«
    »Ich habe das aber gesehen.«
    »Ich glaube Ihnen. Aber alle anderen …« Kornilow schüttelte den Kopf. »Glauben Sie mir, es ist besser so.«
    »Wahrscheinlich haben Sie Recht.« Frolow zündete sich eine Zigarette an. »Glauben Sie mir, weil Sie so etwas selbst schon mal gesehen haben?«
    Der Major lächelte: »Georgi Iwanowitsch, ich habe gute Gründe, Ihnen zu glauben. Nicht mehr und nicht weniger. Ich werde dafür sorgen, dass man Sie nicht mehr belästigen wird. Fahren Sie unbesorgt in Urlaub und rufen Sie mich an, wenn Sie zurück sind.«
    Kornilow legte seine Visitenkarte auf den Tisch, stand auf und verließ die Küche. Kapitän Uglow saß rauchend im Gang und klopfte die Asche in eine leere Cola-Dose.
    »Und? Schräge Geschichte, oder?«
    »Kann man so sagen. In solchen Fällen steckt man in einer Zwickmühle. Wir neigen dazu, unangenehme Wahrheiten zu verwerfen, doch die angenehmen Wahrheiten sind oft trügerisch.«
    »Und in unserem Fall?«
    »Ich werde wie immer versuchen, die goldene Mitte zu finden. Außerdem verlasse ich mich grundsätzlich nicht auf eine einzige Aussage.« Andrej knetete nachdenklich sein Kinn. »Es sieht ganz danach aus, dass unser Zeuge eine schwere psychische Erschütterung erlitten hat.«
    »Sag ich doch«, nickte Uglow. »Er ist durchgeknallt.«
    »Er hat sich einfach zu Tode erschreckt. Er soll jetzt erst mal in Urlaub fahren und ausspannen. Wenn er zurückkommt, werden wir ihn noch einmal vernehmen.«
    »Klingt vernünftig.«
    Hörner, Krallen, einen dorniger Schwanz … Santiago hatte ihm erzählt, dass die meisten Bewohner der Verborgenen Stadt Menschen ähnlich sehen oder sich zumindest darum bemühen. Doch warum sollten nicht einige von ihnen tatsächlich einen Schwanz und Krallen haben? Ob diese Bestien etwas mit den Ritualmorden zu tun hatten? Diese Frage konnte nur Santiago beantworten. Andererseits hätte der Kommissar ihn doch darauf vorbereitet, dass er es mit richtigen Monstern zu tun bekommen würde. Eigenartig.
    Kornilow blickte sich zerstreut im Wohnzimmer um. Die Spurensicherung beendete gerade ihre Arbeit. Die säuberlich verpackten Patronenhülsen, Kaffeetassen, Blutproben, Erdpartikel und sogar ein Bruchstück der Balkontür wurden für den Transport ins Labor in Spezialbehältern verstaut. Einige der Spurensicherer verließen bereits den Raum, doch neben den Resten der Blutlache kniete noch eine schwarzhaarige junge Frau in einem roten Kleid und schabte geschäftig Proben in ein kleines Reagenzglas. Andrej zog erstaunt die Brauen hoch.
    »Haben Sie etwas verloren?«
    »Ich bin gleich fertig«, verkündete die Frau mit einem strahlenden Lächeln und erhob sich. Sie war sogar ein Stück größer als Andrej. »Das war’s schon.«
    »Ach was!«
    »Wieso, ist irgendwas?«
    »Könnten Sie sich vielleicht vorstellen?«
    »Und Sie?«
    Die junge Frau gehörte offensichtlich nicht zum Team der

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