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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Morjane getötet?«
    »Nein. Nur verwundet.«
    »Ist viel Blut geflossen?«
    »Das ist anzunehmen«, erwiderte Cortes etwas irritiert. »Was macht das für einen Unterschied?«
    »Ich habe da eine Idee.« Jana ging nicht weiter darauf ein. »Okay, ich bin im Bilde, danke für die Information. Bis später dann.«
    Sie legte auf und fuhr nachdenklich mit dem Finger über das LCD-Display. Der abermalige Angriff bestätigte die Vermutung, dass mit den Morjanen etwas nicht stimmte. Ihr Verhalten widersprach allem, was Jana bisher über die Wandelwesen gewusst hatte, und auch allem, was im Bericht der Nawen stand. Um der Wahrheit auf die Spur zu kommen, musste sie mit den unmittelbar Beteiligten sprechen.
    Dieser Plan ergab sich eigentlich wie von selbst. Jana dachte noch einige Zeit über ihre nächsten Schritte nach, dann beugte sie sich wieder über das Buch und las eilig die letzten Seiten zu Ende. Es blieb ihr nicht mehr viel Zeit.

KAPITEL SIEBEN
    »Heute Morgen wurde Wachtang Samaraschwili – in Kriminellenkreisen als Wachtang Rioni bekannt – in seinem Haus im Moskauer Umland ermordet. Einige Beobachter befürchten, dass sein Tod eine neue Welle von Bandenkriegen auslösen könnte. Der Pressesprecher des Moskauer Polizeipräsidiums äußerte sich hingegen zuversichtlich, dass …«
    INTERFAX
     
     
    »… Bei der wöchentlichen Pressekonferenz des Herrscherhauses Naw überraschte ein hoher Vertreter des Dunklen Hofs die Journalisten mit einer unerwarteten und außergewöhnlich scharfen Stellungnahme gegen die missbräuchliche Ausübung verbotener Zauber. Der Ratsherr erinnerte an die zwischen den Herrscherhäusern abgeschlossene Konvention von Kitai-Gorod und betonte, dass der Dunkle Hof sich strikt an die darin festgelegten Regelungen halte. In der Konvention von 1418 wurden folgende Zauber verboten: …«
    T-GRAD-COM
    Städtisches Mietshaus
Moskau, Jablotschkow-Straße
Samstag, 16. September, 10:58 Uhr
     
     
    Am einzigen Eingang des zwölfstöckigen Mietshauses in der Jablotschkow-Straße herrschte ein ungewöhnlicher Trubel. Um die Polizisten, die auf dem kleinen asphaltierten Platz vor dem Haus zugange waren, hatte sich eine Traube von Schaulustigen geschart: Rentnerinnen und Rentner, Mütter mit Kindern und Jugendliche. Sogar einige Arbeiter, die mit der Reparatur des Straßenbelags beschäftigt waren, hatten alles liegen und stehen gelassen und nahmen regen Anteil an der Erörterung der Geschehnisse.
    Da die Polizisten keine Auskünfte gaben und weder Leichen noch Verhaftete aus dem Haus gebracht wurden, wusste niemand, was tatsächlich passiert war. Aus diesem Grund hatte sich jeder seine eigene und natürlich die einzig schlüssige Version von den Ereignissen zusammengereimt.
    »Die haben garantiert eine Drogenhöhle ausgehoben«, behauptete ein akkurat gekleideter Pensionär, der eine kleine Ordensleiste am Sakko trug. »In Moskau gibt es im Augenblick mehr Drogenhöhlen als Tankstellen. Man fragt sich wirklich, ob die Polizei blind ist.«
    »Unsinn, hier wohnen Prostituierte«, entgegneten zwei ältere Damen mit Einkaufstaschen. »Wir wohnen ganz in der Nähe und wissen alles über dieses Haus. Hier finden ununterbrochen ausschweifende Orgien statt. Man kann abends das Fenster nicht aufmachen wegen der lauten Musik. Im Kittchen werden sie es schön ruhig haben, die Nutten.«
    »Eine Drogenhöhle!«
    »Ein Bordell!«
    »Quatsch! Was hätten denn Huren hier verloren?«
    »Als wenn du das nicht wüsstest. Du warst doch garantiert selber dort!«
    »Also ich bitte Sie, nicht vor den Kindern!«, entrüstete sich eine junge Mutter, die einen vielleicht zweijährigen Lockenkopf im Kinderwagen schob.
    »Es war ein Racheakt unter Kriminellen«, versicherte der Vorarbeiter des Straßenbautrupps.
    »Woher willst du das denn wissen, du Schlauberger?«
    »Wir arbeiten schließlich hier und haben alles gesehen. «
    »Was wollt ihr schon gesehen haben?! Ihr nervt doch nur den ganzen Tag mit eurem Gehämmer und trotzdem geht nichts vorwärts.«
    »Genau, ihr solltet lieber arbeiten als gaffen!«, pflichtete der Pensionär bei.
    Der Vorarbeiter grinste herablassend, ließ sich jedoch auf keinen Streit ein. Stattdessen wies er seine Untergebenen an, zur Arbeit zurückzukehren, und wollte sich gerade selbst aus der Menschentraube zurückziehen, als ihn plötzlich ein kleingewachsener, schmächtiger Mann am Ärmel zupfte.
    »Was genau haben Sie denn gesehen?«
    »Was geht dich das an?«
    »Es interessiert mich.«
    Die

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