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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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beiden gingen einige Schritte beiseite, und der schmächtige Typ zog eine Polizeimarke aus der Tasche. Der Vorarbeiter betrachtete sie aufmerksam.
    »Kornilow?«
    »Ja«, bestätigte Andrej.
    » Der Kornilow?«
    »Genau.«
    »Dich habe ich mir ganz anders vorgestellt.« Der Vorarbeiter taxierte den Major von oben bis unten. »Kräftiger. «
    »Es schadet nichts, wenn man von den Kriminellen unterschätzt wird«, erklärte Andrej trocken. »Außerdem kann ja nicht jeder so gebaut sein wie Sie.«
    Der Arbeiter war mindestens zwei Meter groß, und seine Hände erinnerten an Baggerschaufeln.
    »Na ja, du kannst ja nichts dafür!«, entschied der Vorarbeiter nachsichtig. »Ich bin Michail Alexandrowitsch.« Er nahm seine Kappe ab und wischte sich den Schweiß ab. »Noch so früh und schon so heiß …«
    »Der Altweibersommer«, konstatierte Kornilow und bot dem Vorarbeiter eine Zigarette an. »Also, Michail Alexandrowitsch, dann erzählen Sie mir jetzt bitte alles, was Sie beobachtet haben.«
    Der Vorarbeiter nahm die angebotene Zigarette, zündete sie an und gab dann Kornilow Feuer.
    »Ich bin mit meinem Trupp schon gegen sieben Uhr angerückt. Bis morgen müssen wir mit dieser Baustelle fertig werden, deshalb sind wir etwas in Zeitdruck. Außerdem arbeitet sich’s leichter frühmorgens, weil weniger Autos im Weg stehen.«
    »Verstehe.«
    »Der Straßenrand wird hier nämlich regelmäßig zugeparkt, obwohl wir extra Halteverbote aufgestellt haben. « Der Vorarbeiter deutete mit einer Kopfbewegung auf die Schilder. »Die Leute ignorieren das einfach, und dann wundern sie sich, wenn wir sie abschleppen lassen. Wir müssen ja schließlich hier arbeiten.«
    »Natürlich«, pflichtete der Major bei. »Stand heute Morgen wieder ein Auto im Weg?«
    »Erstaunlicherweise nicht. Als wir ankamen, haben wir schon von weitem gesehen, dass hier ein Jeep steht. Geht das schon wieder los, dachten wir. Doch als wir näher kamen, haben wir festgestellt, dass er absolut korrekt geparkt war, außerhalb der Verbotszone. Semjonytsch hat noch gesagt, dass den Leuten wohl allmählich die Lust vergeht, ihre Karren aus irgendwelchen Depots am anderen Ende der Stadt abzuholen und auch noch teures Geld dafür zu bezahlen.«
    »Von welcher Automarke war der Jeep?«
    »Ein Land Cruiser«, antwortete der Vorarbeiter mit Bestimmtheit. »Unser Direktor hat so einen, nur ohne getönte Scheiben.«
    »Sind Sie sicher, dass der Jeep gestern Abend noch nicht hier stand?«
    »Ganz sicher. Wir haben gestern Abend erst gegen zehn Uhr Schluss gemacht, da stand er noch nicht hier. Er muss also in der Nacht abgestellt worden sein.« Der Vorarbeiter saugte hingebungsvoll an der Zigarette. »Wir haben dann also zu arbeiten begonnen, und nach etwa zwanzig Minuten kam ein Sportwagen, so ein knallroter, und parkte hinter dem Jeep.«
    »Welche Automarke?«
    »Ein Audi, denke ich, er hatte solche Ringe am Kühler. Um ehrlich zu sein, haben wir uns den Wagen gar nicht so genau angeschaut, denn da saß eine Mieze am Steuer – meine Fresse! So eine Schwarzhaarige mit blauen Augen, und ein enges rotes Kleid hatte sie an.« Der Vorarbeiter schnalzte entzückt mit der Zunge. »Als sie ausstieg, war’s vorbei mit Arbeiten, meinen Leuten sind fast die Augen rausgefallen!«
    »Würden Sie sie wiedererkennen?«
    »Natürlich.«
    »War sie allein?«
    »Nein. Da war noch ein Typ dabei. So ein großer, kräftiger mit kurzgeschorenen Haaren.« Dem Tonfall des Vorarbeiters konnte man entnehmen, dass die Physiognomie des Mannes sogar ihn beeindruckt hatte. »Der Typ ist einmal um den Land Cruiser herumgegangen und hat ihn kritisch inspiziert, so als würde er ihm gehören, und dann hat er noch was zu der Mieze gesagt …« Der Vorarbeiter dachte nach. »Genau: ›Artjom muss den Wagen waschen, sonst kriegt er Ärger mit mir‹, hat er gesagt. Ich stand ganz in der Nähe, deshalb habe ich es gehört.«
    »Artjom?«, fragte Kornilow nach.
    »Ja. Artjom.«
    »Sonst haben die beiden nichts gesprochen?«
    »Nein, danach sind sie in das Haus gegangen. Meine Leute und ich haben uns noch gefragt, was Leute mit solchen Autos in dem hässlichen Kasten wohl verloren haben. Könnte ich noch eine Zigarette haben?«
    »Aber sicher.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache. Was haben Sie noch gesehen?«
    Michail Alexandrowitsch zündete sich die Zigarette an und blinzelte grüblerisch in die Sonne.
    »Die beiden sind nicht lange dringeblieben. Nach einer Stunde, Maximum eineinhalb, sind sie wieder

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