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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Kontakt aufzunehmen.«
    »Was macht sie beruflich?«
    »Sie arbeitet als Büroangestellte.«
    »Also auf keinem gehobenen Posten?«, fragte Kornilow nach.
    »Absolut nicht«, bestätigte der Kapitän und setzte nach einer kurzen Pause hinzu: »Wir haben übrigens einen Zeugen.«
    »Ach was!«, wunderte sich Andrej und nahm die Zigarette, die er sich gerade anzünden wollte, wieder aus dem Mund. »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
    Der Kapitän und der Spurensicherer tauschten verlegene Blicke.
    »Wissen Sie, Herr Major«, sagte Uglow zögerlich, »der erzählt so einen Schwachsinn, dass wir uns nicht sicher sind, ob wir seine Aussagen überhaupt zu Protokoll nehmen sollen.«
    »Ist er verrückt?«
    Der Kapitän schüttelte den Kopf.
    »Ein Alkoholiker?«
    »Auch nicht, das ist ja das Merkwürdige«, erwiderte Uglow und seufzte.
     
    Der Mann saß rauchend in der Küche und starrte mit leeren Augen auf den Wandkalender. Er wirkte kaum älter als fünfzig und sah in der Tat nicht wie ein Trinker aus. Als Andrej mit seinen beiden Kollegen hereinkam, stand er auf, zog mechanisch sein schmutziges weißes T-Shirt zurecht und stellte sich vor.
    »Frolow, Georgi Iwanowitsch.«
    »Major Kornilow.« Andrej gab ihm die Hand und setzte sich ihm gegenüber auf einen Hocker. »Georgi Iwanowitsch, berichten Sie mir bitte, was Sie beobachtet haben. «
    Der Mann drückte seine Zigarette aus und sah Kornilow unschlüssig an: »Wissen Sie, ich habe das ja schon Ihren Kollegen erzählt, aber ihren Gesichtern nach zu schließen haben sie mir nicht geglaubt.«
    »Ich werde ihnen glauben«, versprach der Major. »Erzählen Sie mir einfach, was sich abgespielt hat. Der Herr Kapitän wird inzwischen draußen warten, damit wir ungestört sind.«
    »Aber …«, wollte Uglow protestieren.
    »Zusammen mit seinem Freund, dem Spurensicherer«, setzte Andrej mit Nachdruck hinzu und bedachte den Kapitän mit einem Blick, der sich jeden Widerspruch verbat.
    Als sich die Küchentür schloss, zündete Kornilow endlich seine Zigarette an.
    »Ich höre, Georgi Iwanowitsch.«
    »Also, ich wohne in der Nachbarwohnung. Olga kenne ich schon seit ihrer Kindheit, wir kommen gut miteinander aus. Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit.« Frolow verzog das Gesicht zu einem gutmütigen Schmunzeln. »Sicher, sie hat oft Besuch, und es läuft schon mal laute Musik bis spät in die Nacht, aber am nächsten Tag kommt sie dann herüber und entschuldigt sich für den Krach. Ich verstehe das doch, schließlich war ich auch mal jung. Und meine Frau kann sie auch gut leiden. Wir können wirklich nichts Schlechtes über sie sagen.«
    »Also eine Schießerei hätten sie in ihrer Wohnung eher nicht erwartet?«
    »Keinesfalls.«
    »Verstehe. Wie sieht Olga aus?«
    »Nicht besonders groß, von Natur aus hat sie hellbraunes Haar, aber sie färbt es blond.«
    Kornilow nickte und klopfte die Asche seiner Zigarette ab.
    »Erzählen Sie weiter.«
    »Morgen fliegen wir nach Sotschi in Urlaub, und meine Frau hat die ganze Zeit an mich hingeredet, dass ich den Balkon vorher noch verglasen soll.« Frolow zog eine Schachtel Zigaretten aus seiner Trainingshose und ließ sie nervös durch die Hände gleiten. »Deshalb habe ich mir schon gestern freigenommen und dachte, ich würde in den zwei Tagen damit fertig werden. Das war wohl nichts.«
    »Was haben Sie gesehen?«
    »Ich war schon seit acht Uhr morgens auf dem Balkon beschäftigt. Zum Bohren und Hämmern war es noch zu früh, deshalb habe ich Maße genommen und mit dem Bleistift Markierungen gesetzt, was man eben so macht, bevor man richtig loslegt. Ich krieche also auf allen vieren mit dem Maßband herum, da höre ich plötzlich ein Rascheln. Eine Katze, dachte ich zuerst, aber es war kein richtiges Rascheln, ich habe einfach gespürt, dass sich da etwas bewegt. Ich stehe also auf und dann sehe ich auf dem Nachbarbalkon, also auf Olgas Balkon, dieses …« Frolow verstummte, und seine Augen traten aus den Höhlen. »Haben Sie den Film Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt gesehen?«
    »Ja«, bestätigte Andrej halbherzig. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann er zum letzten Mal ferngesehen hatte. »Aber es ist schon lange her.«
    »Diesen Film habe ich heute früh in natura gesehen. « Frolow starrte wie paralysiert vor sich hin. »Dieses Monster hatte einen eineinhalb Meter langen, dornenbesetzten Schwanz, daumendicke, lange Krallen und auf dem Kopf Hörner – nicht besonders lang, aber kräftig und

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