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Das Orakel der Seherin

Das Orakel der Seherin

Titel: Das Orakel der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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lange zu beschützen, daß es alt genug ist, mich zu verstehen, werde ich es darum bitten, mich von der Bürde meines Eids zu entlasten. Ich beuge mich vor, öffne eine Vene an meinem Arm und flüstere in Seymours Ohr:
    »Nun, alter Freund, bilde dir bloß nicht ein, daß ich demnächst automatisch mit dir schlafen werde, bloß weil du ein Vampir bist. Wir werden auf jeden Fall zuerst miteinander ausgehen müssen.«
    Dann gebe ich ihm mein Blut. Es ist alles, was ich ihm geben kann.
    18.
    KAPITEL
    Am folgenden Abend, kurz vor Sonnenuntergang, erreiche ich den Felsvorsprung in der Wüste, an dem Paula ihr Kind empfangen hat. Die hohen Joshua-Bäume stehen wie Wachen um mich herum, die mir ihre Hilfe anbieten würden, wenn sie könnten. Aber niemand kann mir helfen. Wenn ich meiner Tochter und Suzama glaube, noch nicht einmal meine Stärke und mein Ein-fallsreichtum.
    Bei mir habe ich das Messer, mit dem James mich erstechen wollte.
    Es ist meine einzige Waffe.
    Doch der Glaube ist stärker als Stein .
    James wird das Kind nicht einfach töten. Das göttliche Blut des Jungen ist für einen Dämon genauso wichtig wie für einen Heiligen. Nur daß die zwei es nicht für denselben Zweck verwenden würden. Ich weiß, daß er das Kind an diesen Ort hier bringen muß.
    Er hat das Suzama Center in Palm Springs nicht zufällig in der Nähe dieses Ortes eingerichtet. Zudem hat meine alte Freundin es schon so vorhergesagt.
    Und dann wird der Platz des Heiligtums von roten Sternen verunreinigt werden, und nur die Unschuldigen werden das blaue Licht des Himmels sehen.
    Bin ich unschuldig? Im Augenblick fühle ich mich alles andere als das. Kalika hat mir gesagt, daß meine Gedanken mich geblendet haben, aber ich begreife immer noch nicht, wie sie zulassen konnte, daß sich James dem Kind nähert, da sie doch von Anfang an wußte, wer er ist. Natürlich könnte man sagen, daß ich sie an der Flucht gehindert habe, doch in den letzten Minuten ihres geheimnisvollen Lebens hat es ihr gereicht, mit dem Kind dazusitzen und zu spielen – und geschehen zu lassen, was geschehen sollte. Natürlich hat James mich dazu benutzt, Kalika zu schlagen; allein hätte er es nicht geschafft. Aber Kalika hat es zugelassen, daß man sie schlug. Hat sie es deswegen getan, weil sie wollte, daß sich die uralte Prophezeiung erfüllt?
    Dort werden sich ihm die Mächte der Dunkelheit noch einmal nähern, doch ein machtvoller Engel, den alle für etwas anderes halten, als er ist, wird ihn retten und schließlich wieder verlieren.
    Niemand hat Kalika so falsch eingeschätzt wie ihre eigene Mutter.
    Was soll ich jetzt nur tun?
    Alles andere ist ein Geheimnis.
    Wie niemals zuvor wünsche ich mir, daß Suzama in ihren Aussagen etwas genauer gewesen wäre.
    An was soll ich glauben? Mir ist nicht entgangen, daß Suzama den Glauben und den Stein zusammen erwähnt hat. Schließlich konnte mich Ory bei unserer letzten Begegnung schlagen, weil er das Element Erde kontrollierte. Gut, ich glaube an das Kind. Es ist ein cleverer kleiner Bursche mit einer unglaublichen Ausstrahlung und einem wundervollen Lächeln. Ich liebe ihn von ganzen Herzen, und das, nachdem ich ihn nur einmal kurz auf den Armen halten durfte.
    Aber was soll ich mit diesem Glauben anfangen? Ich muß ihn doch irgendwie nutzen!
    Die Sonne geht langsam unter, und die Sterne erscheinen am Himmel.
    Der Mond ist noch nicht aufgegangen.
    Ich sehe zu den Sternen auf und bitte sie, mir zu helfen.
    Dann fällt mir etwas Ungewöhnliches ein.
    Als ich Suzama das letztemal gesehen habe, trug sie einen blauen Schal mit goldenen Fäden, die eine bestimmte Konstellation des nördlichen und westlichen Himmels darstellten. Letzte Nacht hat Paula einen ebensolchen Schal getragen, mit goldenen Fäden, die ein bestimmtes Muster zeigten. Je länger ich darüber nachdenke, desto fester bin ich davon überzeugt, daß die Schals identisch sind.
    Doch ich habe nur wenig Gelegenheit, mich darüber zu wundern.
    Denn plötzlich geschieht etwas Merkwürdiges.
    Je deutlicher ich mir das wundervolle Sternenmuster in Suzamas Schal vorstelle, desto heller beginnen die Sterne über mir zu leuchten. Noch ungewöhnlicher ist, daß Paula mir dieses Erlebnis zuvor bereits beschrieben hat:
    »Am Himmel funkelten eine Million Sterne. Sie leuchteten so hell, daß ich fast das Gefühl hatte, mich in einer anderen Welt zu befinden, inmitten eines riesigen Sternenhaufens, von dem aus ich den Nachthimmel sehen konnte.«
    Die Sterne leuchten

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