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Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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sehen erwarten. Nichtsdestotrotz kommen sie in Scharen, und kurz darauf sind auch die fliegenden Händler da und verkaufen den Gaffern ihre Ware, dann kommen die Gaukler, um die Gaffer und die fliegenden Händler zu unterhalten, und als Nächstes mischen sich die Huren unter die Menge, um den Gaffern, den fliegenden Händlern und den Gauklern ihre Dienste anzubieten. Gegen Mittag summte der Platz vor geschäftigem Getriebe.
    Trotz des bunten Treibens entging mir nicht die bedrohliche Stimmung, die unterschwellig in dem Getümmel herrschte. Das ist in italischen Städten, in denen Zwietracht an der Tagesordnung ist, an sich nichts Ungewöhnliches; ein Bezirk ist gegen den anderen, bei den Wagenrennen konkurrieren rivalisierende Anhänger der Blauen und der Grünen, oder man bricht sonst einen Streit vom Zaun, wie es das menschliche Tier nun einmal zu tun beliebt. Als Hermes nach einer weiteren vergeblichen Suche nach den verschwundenen Priestern zurückkam, bat ich ihn, sich unter das Volk zu mischen und so viel wie möglich von dem Gerede aufzuschnappen. Ein idealer Job für Hermes, der seine Zeit allemal lieber auf einem Jahrmarkt vertrödelt, als ernsthaft für mich zu arbeiten.
    Ich aß gerade an einem kleinen Tisch neben meinem ku-rulischen Stuhl zu Mittag, als Hermes erschien. Er roch nach reichlich Wein, aber zumindest torkelte er nicht.
    „Städter gegen das Volk vom Land - darum geht es im Großen und Ganzen“, informierte er mich. „In den Städten ist Apollo der beliebteste Gott. Die Städter sind aufgebracht, weil sie glauben, dass Eugaeon von den Anhängern der Hekate ermordet wurde.“
    „Ich habe heute Morgen eine Delegation Apollopriester empfangen“, entgegnete ich. „Sie haben aus ihrem Verdacht in dieser Richtung keinen Hehl gemacht.“
    „Die Landbevölkerung bevorzugt Hekate. Sie wird hier seit langem verehrt, und die Leute betrachten sie nicht als eine thrakische, sondern als eine einheimische Göttin. Ich rede natürlich von den ortsansässigen Campanern und Samniten. Sie halten die Griechen immer noch für Neuankömmlinge. Für sie ist das vorzeitige Ableben Eugaeons in der Styx eine Schändung des heiligen Flusses.“
    „Lass uns lieber nicht von der Styx sprechen. Es ist ein machtvolles Wort, das mir Unbehagen bereitet. Außerdem treffen die gängigen Beschreibungen der Styx auf diesen Fluss nicht zu, wenn man davon absieht, dass er unterirdisch verläuft. Ich habe im Zusammenhang mit der Styx noch nie etwas von Hitze, Schaum und Stromschnellen gehört.“
    „Wie du meinst. Jedenfalls können wir uns darauf gefasst machen, dass die verschiedenen Fraktionen in Kürze aufeinander losgehen.“

    „Das sollten sie tunlichst unterlassen“, dachte ich laut. Immerhin verfüge ich über das Imperium und kann jederzeit Truppen herbeibeordern, um einen Aufruhr niederzuschlagen.“ Das stimmte zwar, aber ich schreckte vor einem solchen Schritt zurück. Ich hatte nämlich das vage Gefühl, dass in allernächster Zukunft jeder römische Magistrat, der Truppen unter seinem Kommando hatte, mit großer Wahrscheinlichkeit in den bevorstehenden Kampf zwischen Caesar und dem Senat hineingezogen werden würde. Ich hoffte, in keinem Amt und somit auf der sicheren Seite zu sein, wenn es zu dem Bruch käme; ich würde mich auf Pompeius' Gesetz berufen, das zwischen dem Ausscheiden aus dem Amt als Konsul oder Praetor und der Einsetzung Als Statthalter einer Provinz eine Fünfjahresfrist vorsieht. Die Statthalter der Provinzen und ihre Truppen würden unweigerlich ebenfalls in den Konflikt hineingezogen werden.

    „So viel also zu den Griechen und Samniten und all den Völkerschaften“, sagte ich. „Was ist mit den Römern, die wir hier angesiedelt haben? Ergreifen sie auch Partei?“
    „Wie es aussieht, ja. Die meisten von ihnen sind inzwischen mit Einheimischen verheiratet und haben die ortsüblichen Kulte angenommen.“
    „Das Ganze ist wirklich lächerlich“, stellte ich fest. Hast du je von Römern gehört, die wegen Rivalitäten zwischen Jupiter und Mars oder Venus und Juno verrückt spielen und sich gegenseitig an die Kehle gehen?“
    „,Nein“, erwiderte Hermes. „Aber das ist auch das Einzige, worum sie nicht streiten.“
    „Na und!“, sagte ich. „Es gibt schließlich genug Dinge, um die es sich zu streiten lohnt. Sich wegen religiöser Meinungsverschiedenheiten in die Haare zu geraten, ist absurd.“
    Bei der nächsten Abordnung, die ich empfing, handelte es sich natürlich um

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