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Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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herausfinden. Diese Leute haben bereits mehrere Menschen umgebracht und werden nicht davor zurückschrecken, ein paar weitere Morde zu begehen.“
    Eine Stunde später standen wir in der Senke vor dem Tunnel. An unseren bronzebesetzten Militärgürteln klirrten Schwerter und Dolche, weshalb unser entschlossenes kleines Trüppchen einiges Aufsehen erregt hatte. Ein paar Müßiggänger, die von dem bunten Markttreiben genug hatten, waren uns gefolgt und hofften, etwas geboten zu bekommen.
    lola eilte herbei, im Schlepptau einige ihrer Elevinnen, Oder was auch immer sie waren. In ihrer Hast hatten sie jede Würde verloren, ihre Roben waren in wüster Unordnung. „Praetor!“, rief Iola. „Was geht hier vor?“
    „Ich werde deinem Tunnel einen Besuch abstatten, Iola, und herausfinden, was immer da unten herauszufinden ist. Bisher hat mich hier jeder angelogen oder ist zumindest nicht mit der Wahrheit herausgekommen. Ich werde der Sache auf den Grund gehen und habe die Absicht, dabei im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Grund zu beginnen, in der Kammer des Orakels.“
    „Das darfst du nicht!“, schrie sie mit zerzaustem Haar und weit aufgerissenen Augen. „Das ist ein Sakrileg!“ „Das römische Recht kennt das Sakrileg nur als Vergehen gegen die Staatsgötter. Und Hekate ist bekanntlich kein Staatsgott, sondern eine ausländische Gottheit. In diesem Jahr ist mein guter Freund Appius Claudius Censor, und er hat sich vorgenommen, Rom und Italia von allen schädlichen Einflüssen zu säubern. Er ist ein sehr zielstrebiger und entschlossener Mann und hasst ausländische Kulte. Wenn du nicht aus Italia vertrieben werden oder riskieren willst, dass dein Tunnel zugeschüttet wird, solltest du dich hüten, meine Ermittlungen zu behindern. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“
    Sie sah aus, als würde sie jeden Moment einen Anfall kriegen, doch dann gab sie plötzlich klein bei. „Wie du wünschst, Praetor.“
    „Gut, dann beantworte mir jetzt eine Frage, Iola. Wer war hier vor zehn Jahren oberster Priester? Du?“
    „Nein, Praetor. Ich bin erst vor sieben Jahren aus Thrakien gekommen, dem Heimatland der Göttin. Bis vor zehn Jahren war hier ein gewisser Agathon oberster Priester, aber er ist etwa um diese Zeit gestorben. Ihm folgte Cronion in das hohe Priesteramt. Als ich hier ankam, war er schon sehr alt und gebrechlich. Nach ihm wurde Hecabe Hohepriesterin, und ich war eine der Elevinnen. Sie starb vor drei Jahren an einem Schlangenbiss, und ich wurde ihre Nachfolgerin.“
    „Scheint ja ein sehr gefährliches Priesteramt zu sein“, Bemerkte ich.
    Sie zuckte mit den Achseln. „Menschen sterben. Das ist ganz, normal.“
    „Du bleibst hier. Ich will, dass keiner von deinen Leuten den Tunnel betritt, während wir da drinnen sind.“
    .Sie schloss die Augen und stieß einen tiefen Seufzer aus. „Wie du wünschst, Praetor. Aber dies ist eine furchtbare Schändung unseres Heiligtums. Ich sollte beim Senat protestieren.“
    „Das kannst du gerne machen. Aber du hast ja keinen Schimmer, was demnächst auf den Senat zukommt. Mit deinesgleichen wird er dann nur noch sehr wenig Zeit zu verschwenden haben.“
    Ich versammelte meine Männer am Tunneleingang. „Zwei von euch gehen mit Fackeln voran. Wir steigen ganz langsam hinab. Ich will alles genau untersuchen - die Wände, die Decke, den Boden, alles.“
    „Wonach suchen wir, Praetor?“, fragte einer der Männer. „Nach allem, was irgendwie ungewöhnlich erscheint. Wenn einer von euch irgendeine Öffnung entdeckt, irgendetwas, das wie eine Tür oder ein Zugang zu irgendetwas .aussieht, will ich sofort Bescheid wissen. Also los!“
    Die beiden Fackelträger gingen voran, und wir folgten ihnen. Die guten Fackeln produzierten tatsächlich kaum Rauch, während wir uns langsam durch den engen Gang hinunterarbeiteten. Ich inspizierte jede Nische, hob jede Lampe hoch und tastete den Boden und die jeweilige Rückwand ab. Hermes und die anderen Männer fuhren mit den Fingern über die Wände und die Decke, suchten nach der kleinsten Unregelmäßigkeit. Die Arbeit nahm uns so in Anspruch, dass wir nichts von jener Beklommenheit spürten, die uns bei unserem ersten Besuch überfallen hatte.
    Hier, Praetor!“, rief einer der Männer. Er hatte in der Decke einen schmalen Schlitz entdeckt. Er hatte die Länge eines Fingers und war auch nicht viel breiter. Ich hielt eine Fackel an den Schlitz, woraufhin die flackernde Flamme leicht abgelenkt wurde.
    „Vermutlich ein

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