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Das Orakel vom Berge

Das Orakel vom Berge

Titel: Das Orakel vom Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip K. Dick
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zu leisten.
    Lange Zeit – wenigstens eine halbe Stunde lang – studierte er die Zeile und versuchte zu ergründen, was der Orakelspruch zu bedeuten hatte. Das Hexagramm und insbesondere die bewegte Zeile beunruhigten ihn. Am Ende kam er widerstrebend zu dem Schluß, daß sie das Geld nicht bekommen würden.
    »Du verläßt dich zu sehr auf dieses Ding«, sagte Ed McCarthy.
    Um vier Uhr kam ein Bote von der W-M-Corporation und reichte Frink und McCarthy einen Umschlag. Als sie ihn öffneten, fanden sie darin einen bestätigten Bankscheck über zweitausend Dollar.
    »Du hast also unrecht gehabt«, sagte McCarthy.
    Frink dachte nach. Dann muß das Orakel sich auf irgendeine künftige Folge dieser Entwicklung beziehen. Das ist das Unangenehme: Später, wenn es passiert ist, kann man zurückblicken und genau erkennen, was der Orakelspruch bedeutete, aber jetzt…
    »Dann können wir anfangen, die Werkstätte einzurichten«, sagte McCarthy.
    »Heute? Jetzt gleich?« Er war müde.
    »Warum nicht? Unsere Bestellungen sind doch vorbereitet; wir brauchen sie nur noch zur Post zu bringen. Je früher, desto besser. Und was wir hier am Ort bekommen können, holen wir uns selbst.« Er schlüpfte in sein Jackett und ging zur Tür.
    Sie hatten Frinks Vermieter überredet, ihnen den Keller des Gebäudes zu vermieten. Sie benutzten ihn jetzt als Lagerraum. Wenn die Kartons einmal weg waren, konnten sie ihre Werkzeuge aufstellen, Drähte legen und die Motoren und Transmissionsriemen installieren. Sie hatten bereits Skizzen angefertigt und Listen für Werkteile erstellt. Genaugenommen hatten sie also schon begonnen.
    Wir sind im Geschäft, erkannte Frank Frink. Sie hatten sich sogar schon über einen Namen geeinigt.
    EDFRANK MODESCHMUCK
     
    »Wir können heute höchstens das Holz für die Bank kaufen und vielleicht ein paar elektrische Teile«, sagte er. »Aber noch kein Material.«
    Dann fuhren sie zu einer Holzhandlung im südlichen San Francisco. Nach einer Stunde hatten sie ihr Holz.
    »Was hast du denn?« fragte Ed McCarthy, als sie den Laden eines Eisenwaren-Großhändlers betraten.
    »Das Geld. Das bedrückt mich einfach. Die Dinge so zu finanzieren.«
    »Der alte W-M versteht das«, sagte McCarthy.
    Ich weiß, dachte Frank. Deshalb bedrückt es mich ja so. Wir sind jetzt in die Welt hinausgetreten. Wir sind wie er. Ist das kein angenehmer Gedanke?
    »Du darfst nicht zurückblicken«, sagte McCarthy. »Du mußt in die Zukunft schauen. Aufs Geschäft.«
    Das tue ich ja, dachte Frink. Dann dachte er an das Hexagramm. Was für Spenden kann ich denn leisten? Und – wem?

7
     
     
    Das gutaussehende japanische Paar, das Robert Childans Laden besucht hatte, die Kasouras, riefen ihn gegen Ende der Woche an und luden ihn zum Abendessen in ihre Wohnung ein. Er hatte schon auf eine Nachricht von ihnen gewartet und war hocherfreut.
    Er schloß seinen Laden etwas früher und nahm sich ein Pedotaxi in die exklusive Gegend, wo die Kasouras wohnten. Er kannte die Gegend, obwohl dort keine Weißen lebten. Als das Pedotaxi ihn durch die verschlungenen Straßen mit gepflegten Rasenanlagen und Weidenbüschen trug, blickte Childan zu den modernen Wohngebäuden auf und bestaunte ihre Eleganz. Die Balkongitter aus Schmiedeeisen, die hochragenden und doch so modernen Säulen, die Pastellfarben… ein wahres Kunstwerk. Er konnte sich noch gut erinnern, wie das ganze Viertel nichts anderes als Kriegsschutt gewesen war.
    Die kleinen Japanerkinder blickten kurz von ihrem Spiel auf und sahen ihn an, dann setzten sie ihr Football- oder Baseballspiel fort. Nicht so die Erwachsenen, dachte er; die gutgekleideten Japaner, die ihre Autos parkten oder die Wohngebäude betraten, musterten ihn mit größerem Interesse. Ob er hier wohnte? fragten sie sich vielleicht. Junge japanische Geschäftsleute, die von ihren Büros nach Hause kamen… selbst die Leiter von Handelsmissionen lebten hier. Er sah ein paar abgestellte Cadillacs. Je näher er seinem Ziel kam, desto nervöser wurde er.
    Kurz darauf, als er die Treppe zur Wohnung der Kasouras hinaufging, dachte er: Da bin ich jetzt, nicht zu einer geschäftlichen Besprechung eingeladen, sondern ein Hausgast. Er hatte sich natürlich mit seiner Kleidung besondere Mühe gegeben, wenigstens sein Aussehen würde ihm Selbstvertrauen verleihen. Mein Aussehen, dachte er. Ja, das ist es. Wie wirke ich? Hier kann ich niemanden täuschen; ich gehöre nicht hierher. Auf dieses Land, das weiße Männer gerodet haben und auf

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