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Das Orakel vom Berge

Das Orakel vom Berge

Titel: Das Orakel vom Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip K. Dick
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Aufsicht der Armee getan. Das Kanzleramt unter Bormann hat nie zugelassen, daß die Polizei Kernwaffen bekam. Und die Operation Löwenzahn wird einzig und allein vom OKW durchgeführt werden, dem Oberkommando der Wehrmacht.«
    »Die moralischen Praktiken der Schwarzhemden gehen in ihrer Bösartigkeit über die der Wehrmacht hinaus. Aber ihre Macht ist geringer. Wir sollten uns hier nur mit der Realität befassen, mit effektiver Macht. Nicht mit ethischen Intentionen.«
    »Ja, wir müssen realistisch sein«, sagte Mr. Tagomi laut.
    Mr. Baynes und General Tedeki sahen ihn an.
    Der General meinte zu Mr. Baynes gewandt: »Was genau schlagen Sie also vor? Daß wir hier in den Pazifikstaaten mit dem SD Verbindung herstellen? Direkt mit ihm verhandeln – ich weiß nicht einmal, wer Ihr SD-Chef ist. Wahrscheinlich irgendein abstoßender Bursche.«
    »Der hiesige SD weiß überhaupt nichts«, sagte Mr. Baynes. »Ihr Chef hier, Bruno Kreuz vom Meere, ist ein Altparteigenosse. Ein Schwachkopf. Niemand in Berlin würde daran denken, ihm irgend etwas zu sagen. Er führt nur Routineaktionen durch.«
    »Was dann?« Der General klang verärgert. »Der Konsul hier oder der Reichsgesandte in Tokio?«
    Diese Unterredung wird scheitern, dachte Mr. Tagomi, ganz gleich, was auch auf dem Spiel stehen mag. Wir können uns einfach nicht in den monströsen schizophrenen Morast der inneren Kämpfe der Nazis einmischen; wir können uns nicht an ihr Denken anpassen.
    »Es muß sehr delikat behandelt werden«, erklärte Mr. Baynes. »Durch eine Anzahl von Zwischenträgern. Jemand, der Heydrich nahesteht und außerhalb des Reiches, in einem neutralen Land, stationiert ist. Oder jemand, der zwischen Tokio und Berlin hin und her zu reisen pflegt.«
    »Denken Sie da an jemand bestimmten?«
    »Ja. An den italienischen Außenminister, Graf Ciano. Ein intelligenter, verläßlicher, sehr tapferer Mann, der völlig der Sache des internationalen Verständnisses und der Zusammenarbeit hingegeben ist. Jedoch hat er keinen Kontakt zum SD-Apparat. Aber er könnte durch jemanden in Deutschland tätig werden, zum Beispiel über wirtschaftliche Interessenten wie Krupp oder durch General Speidel oder möglicherweise sogar durch Persönlichkeiten in der Waffen-SS. Die Waffen-SS ist weniger fanatisch, steht weniger außerhalb der deutschen Gesellschaft.«
    »Ihre Dienststelle, die Abwehr – es wäre nutzlos, über sie mit Heydrich in Verbindung zu treten.«
    »Die Schwarzhemden verachten uns. Sie versuchen schon seit zwanzig Jahren, die Billigung der Partei zu erwirken, uns voll und ganz zu liquidieren.«
    »Bedeutet das nicht eine hohe persönliche Gefahr für Sie?« fragte General Tedeki. »So weit mir bekannt ist, ist die Waffen-SS hier an der Pazifikküste sehr aktiv.«
    »Aktiv schon, aber auch unfähig«, sagte Mr. Baynes. »Der Mann vom Außenamt, Reiss, ist geschickt, will aber nicht mit dem SD zusammenarbeiten.« Er zuckte die Achseln.
    »Ich hätte gerne Ihre Fotokopien«, meinte General Tedeki. »Um sie meiner Regierung übergeben zu können. Jegliches Material, das Sie besitzen und das diese Diskussion in Deutschland bestätigt. Und…«, er schien nachzudenken. »Beweise. Beweise objektiver Art.«
    »Sicher«, nickte Mr. Baynes. Er griff in die Innentasche und holte ein flaches silbernes Zigarettenetui heraus. »Jede dieser Zigaretten ist ein hohler Mikrofilmbehälter.« Er reichte das Etui General Tedeki.
    »Und das Etui selbst?« fragte der General. »Es wirkt sehr wertvoll.« Er begann die Zigaretten herauszuholen.
    Mr. Baynes lächelte. »Das Etui auch.«
    »Danke.« Der General schob das Etui ebenfalls in eine Manteltasche.
    Die Sprechanlage summte. Mr. Tagomi drückte den Knopf.
    Mr. Ramseys Stimme. »Sir, eine Gruppe SD-Männer ist unten im Foyer; sie versuchen, das Gebäude zu besetzen. Die Leute der Times prügeln sich mit ihnen.«
    In der Ferne der Klang einer Sirene. »Die Militärpolizei ist bereits unterwegs, ebenso die Kempetai von San Francisco.«
    »Danke, Mr. Ramsey«, sagte Mr. Tagomi. »Sie haben sehr ehrenwert gehandelt, indem Sie uns ruhig berichteten.« Mr. Baynes und General Tedeki lauschten erstarrt. »Meine Herren«, sagte Mr. Tagomi zu ihnen, »wir werden zweifellos die SD-Gangster töten, ehe sie dieses Stockwerk erreichen.« Und zu Ramsey: »Schalten Sie die Stromversorgung der Lifts aus.«
    »Jawohl, Mr. Tagomi.« Mr. Ramsey schaltete ab.
    »Wir werden warten«, erklärte Mr. Tagomi. Er zog die Schreibtischlade auf und

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