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Das Orakel vom Berge

Das Orakel vom Berge

Titel: Das Orakel vom Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip K. Dick
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hart und befehlsgewohnt.
    »Ja, Sir. Einen Augenblick bitte.« Kein Laut im Hörer. Nicht einmal ein Klicken. Er steht daneben und tut überhaupt nichts, entschied Mr. Tagomi. Zeitgewinn auf typisch nordische Art.
    Und zu General Tedeki, der am anderen Telefon wartete, und Mr. Baynes, der immer noch auf und ab ging, sagte er: »Die halten mich natürlich hin.«
    Endlich erneut die Stimme des Beamten. »Tut mir leid, daß Sie warten mußten, Mr. Tagomi.«
    »Schon gut.«
    »Der Konsul ist in einer Besprechung, aber ich…«
    Mr. Tagomi legte auf.
    »Zeitverschwendung«, sagte er etwas beunruhigt. Wen sollte er sonst rufen? Tokkoka war bereits informiert, ebenso die Einheiten der Militärpolizei; es hatte also keinen Sinn, sie anzurufen. Direkter Anruf nach Berlin? Reichskanzler Goebbels? Den kaiserlichen Militärflughafen in Napa mit einer Bitte um Unterstützung?
    »Ich werde den SD-Chef, Herrn B. Kreuz vom Meere anrufen«, entschied er schließlich. »Und mich bitter beschweren. Ich werde schimpfen und fluchen.«
    »Liefern Sie eine gute Schau«, sagte General Tedeki und lächelte.
    Und in Mr. Tagomis Ohr sagte eine deutsche Stimme: »Wer spricht?«
    Und Mr. Tagomi schrie: »Ich verlange die Verhaftung und Verurteilung Ihrer Bande von Halsabschneidern, die jetzt wie blonde Berserker Amok laufen. Kennen Sie mich, Kerl? Hier spricht Tagomi, Berater der kaiserlichen Regierung. Fünf Sekunden, oder ich verlange eine Gruppe Marineinfanteristen. Und dann geht ein Massaker los mit Flammenwerfern und Phosphorbomben. Eine Schande für die Zivilisation.«
    Auf der anderen Seite der Leitung fing der SD - Beamte zu stottern an.
    Mr. Tagomi blinzelte Mr. Baynes zu.
    »… wir wissen nichts davon«, sagte der Beamte.
    »Lügner!« brüllte Mr. Tagomi. »Dann haben wir keine andere Wahl.« Er knallte den Hörer auf die Gabel. »Das ist natürlich nur eine Geste«, sagte er zu Mr. Baynes und General Tedeki. »Aber es schadet auch nichts. Es besteht immer die Möglichkeit, daß einer nervös wird, selbst im SD.«
    General Tedeki wollte etwas sagen, aber in diesem Augenblick war an der Bürotür ein lautes Krachen zu hören; er verstummte. Die Tür flog auf.
    Zwei vierschrötige weiße Männer erschienen, beide mit Pistolen ausgerüstet, die Schalldämpfer trugen. Sie sahen Mr. Baynes.
    »Das ist er«, sagte einer. Sie gingen auf Mr. Baynes los.
    Und Mr. Tagomi richtete seinen . 44 Colt – Sammlerstück – auf einen der SD-Männer und drückte ab. Der Mann fiel zu Boden. Der andere richtete seine Waffe auf Mr. Tagomi und erwiderte das Feuer. Mr. Tagomi hörte den Abschuß nicht, sah nur eine winzige Rauchwolke, hörte das Pfeifen einer Kugel. Und mit der Geschicklichkeit eines Wyatt Earp riß er den Colt herum und drückte schnell hintereinander ab. Immer wieder.
    Der Kopf des SD-Mannes platzte. Knochenstücke, Fleisch, Zahnsplitter flogen herum. In den Mund getroffen, erkannte Mr. Tagomi. Ein schrecklicher Schuß, insbesondere, wenn die Kugel von unten kam. In den Augen des kinnlosen SD-Mannes war noch Leben, eine Art von Leben. Er sieht mich immer noch, dachte Mr. Tagomi. Dann verloren die Augen ihren Glanz, und der SD-Mann brach zusammen, ließ die Waffe fallen und stieß unmenschliche gurgelnde Geräusche aus.
    »Widerlich«, sagte Mr. Tagomi.
    Es ließen sich keine weiteren SD-Leute sehen.
    »Jetzt ist es wahrscheinlich vorbei«, sagte General Tedeki nach einer Pause.
    Mr. Tagomi befaßte sich mit der mühsamen, drei Minuten dauernden Aufgabe, seine Waffe wieder zu laden. Er drückte den Knopf seiner Sprechanlage. »Bringen Sie Verbandszeug«, befahl er. »Ein schrecklich verletzter Gangster hier.«
    Keine Antwort. Nur ein Summen.
    Mr. Baynes hatte inzwischen die beiden Waffen der Deutschen aufgehoben. Eine davon gab er dem General, die andere behielt er selbst.
    »Jetzt können wir sie niedermähen«, sagte Mr. Tagomi und richtete erneut seinen Colt . 44 auf die Tür. »Ein gefährliches Triumvirat in diesem Büro.«
    Und aus dem Flur hallte eine Stimme: »Ihr deutschen Verbrecher, ergebt euch!«
    »Schon erledigt«, rief Mr. Tagomi zurück. »Entweder tot oder im Sterben. Kommen Sie herein.«
    Eine Gruppe von Angestellten der Nippon Times schoben sich vorsichtig zur Türe herein, einige von ihnen mit Äxten, Karabinern und Tränengasgranaten bewaffnet.
    »Cause Célébre«, sagte Mr. Tagomi. »Die PSA Regierung in Sacramento könnte jetzt ohne Zögern dem Reich den Krieg erklären.« Er klappte seinen Revolver auf. »Aber

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