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Das Orakel vom Berge

Das Orakel vom Berge

Titel: Das Orakel vom Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip K. Dick
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Zimmers.
    »Wir vergeuden Zeit«, sagte der General. »Bedauerlich, aber nicht zu vermeiden.«
    »Wie wahr«, meinte Mr. Tagomi.
    Zehn Minuten verstrichen. Keiner der beiden Männer sagte etwas.
    »Entschuldigen Sie mich, Sir«, sagte Mr. Ramsey schließlich verlegen. »Wenn ich nicht gebraucht werde, werde ich mich entfernen.«
    Mr. Tagomi nickte, und Mr. Ramsey entfernte sich.
    »Tee, General?« fragte Mr. Tagomi.
    »Nein, Sir.«
    »Sir«, sagte Mr. Tagomi, »ich muß gestehen, daß ich Furcht empfinde. Ich fühle etwas Schreckliches in diesem Zusammentreffen.«
    Der General neigte den Kopf.
    »Mr. Baynes, den ich kennengelernt habe«, fuhr Mr. Tagomi fort, »und den ich in meinem Haus bewirtet habe, behauptet, ein Schwede zu sein. Aber ich bin überzeugt, daß er ein Deutscher von ziemlich hohem Rang ist. Ich sage dies, weil…«
    »Bitte fahren Sie fort.«
    »Danke. General, die Erregung, die er wegen dieser Besprechung zeigt, deutet in meinen Augen darauf hin, daß eine Verbindung mit den politischen Unruhen im Reich besteht.« Eine weitere Tatsache erwähnte Mr. Tagomi nicht: die nämlich, daß der General nicht zu dem erwarteten Zeitpunkt eingetroffen war.
    »Sir, jetzt tasten Sie. Informieren mich nicht.« Seine grauen Augen glitzerten väterlich. Nichts Böses war dort.
    Mr. Tagomi nahm die Zurechtweisung hin. »Sir, ist meine Teilnahme an diesem Gespräch mit eine Formalität, um die Nazischnüffler zu verwirren?«
    »Wir sind natürlich daran interessiert«, meinte der General, »eine gewisse Fassade aufrecht zu erhalten. Mr. Baynes ist Vertreter der TOR-AM-Industrie aus Stockholm, ein reiner Geschäftsmann. Und ich bin Shinjiro Yatabe.«
    Und ich bin Tagomi, dachte Mr. Tagomi. So ist das.
    »Die Nazis haben zweifellos Mr. Baynes’ Kommen und Gehen überwacht«, sagte der General. Er stützte die Hände auf die Knie, saß kerzengerade da… als witterte er irgendwo in der Ferne den Duft von Fleischbrühe, dachte Mr. Tagomi. »Aber um diese Fassade zu zerstören, müssen sie gewisse gesetzliche Formalitäten erfüllen. Das ist der wirkliche Zweck; nicht, sie zu täuschen, sondern eben diese Formalität herauszufordern, falls wir verraten werden. Sie sehen zum Beispiel, daß die Nazis, um Mr. Baynes festzunehmen, mehr tun müssen, als ihn einfach niederschießen… was sie tun könnten, wenn er als – nun, ohne seinen verbalen Schirm reiste.«
    »Ich verstehe«, sagte Mr. Tagomi. Das klingt wie ein Spiel, entschied er. Aber sie kennen die Mentalität der Nazis. Also ist es wahrscheinlich nützlich.
    Die Sprechanlage summte. Mr. Ramseys Stimme: »Sir, Mr. Baynes ist hier. Soll ich ihn zu Ihnen schicken?«
    »Ja!« rief Mr. Tagomi.
    Die Türe öffnete sich, und Mr. Baynes, elegant gekleidet, der Anzug von makellosem Schnitt und frisch gebügelt, das Gesicht glatt und ausdruckslos, trat ein.
    General Tedeki erhob sich, um ihn zu begrüßen. Auch Mr. Tagomi stand auf.
    Alle drei Männer verbeugten sich.
    »Sir«, sagte Mr. Baynes zu dem General, »ich bin Hauptmann R. Wegener von der Reichsspionageabwehr der Marine. Wie vereinbart, vertrete ich hier nur mich selbst und gewisse private nicht genannte Personen, keine Abteilungen oder Büros der Reichsregierung.«
    Der General verbeugte sich leicht. »Herr Wegener, mir ist bekannt, daß Sie in keiner Weise von sich behaupten, einen Zweig der Reichsregierung zu vertreten. Ich befinde mich hier als offizielle Privatperson, die kraft einer früheren Position in der kaiserlichen Armee Zugang zu Kreisen in Tokio hat, die das, was Sie uns zu sagen haben, zu hören wünschen.«
    Ein eigenartiges Gespräch, dachte Mr. Tagomi. Aber nicht unangenehm. Klang beinahe musikalisch. Erfrischend und erleichternd, um es genau zu sagen.
    Sie setzen sich.
    Mr. Baynes fing sofort zu reden an. »Ich möchte Sie und die Kreise, zu denen Sie Zugang haben, ohne lange Vorrede davon informieren, daß im Reich ein Programm, das sich Löwenzahn nennt, in ein frühes Stadium eingetreten ist.«
    »Ja«, sagte der General und nickte, als hätte er das schon früher gehört.
    Aber Mr. Tagomi hatte den Eindruck, daß er recht gespannt auf Mr. Baynes’ Enthüllungen wartete.
    »Operation Löwenzahn«, fuhr Mr. Baynes fort, »besteht aus einem Zwischenfall an der Grenze zwischen den Rocky Mountains Staaten und den Vereinigten Staaten.«
    Der General nickte und lächelte schwach.
    »US-Truppen werden angegriffen werden und sich wehren, indem sie die Grenze überschreiten und die regulären

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