Das Orakel von Atlantis
»Ich… ich hatte eine Depression. Ich sah einfach keine Chance mehr. Alles war so anders, so übermächtig. Ich kam mir völlig hilflos vor. Allein gelassen, ich…«
»Wir sind dem Todesnebel entkommen und werden darangehen, ihn zu bekämpfen.«
»Sind die Steine verloren? Er ist doch aus den Steinen gekommen, oder nicht?«
»Ja, das ist er.«
»Dann wird der Nebel sie wahrscheinlich zerstören«, erklärte Kara und senkte den Kopf.
»Die Steine haben viel überstanden«, gab Myxin zurück »Die werden auch den Todesnebel überstehen, davon bin ich fest überzeugt, Kara. Wir können noch weiter auf sie bauen, wenn wieder alles normal ist.«
»Wird es das denn?«
Myxin lachte. »Das hoffe ich.«
»Aber wie konnte das geschehen, frage ich dich? Wie ist es möglich, daß aus den Steinen plötzlich der Todesnebel quillt? Das muß doch einen Grund haben.«
»Ich kenne ihn nicht.«
»Von John wissen wir, daß Vampiro-del-mar den Würfel des Unheils hat. Er kann also den Nebel produzieren. Nur möchte ich gerne wissen, wo es eine Verbindung zwischen ihm und den Flammenden Steinen gibt. Dahinter bin ich noch nicht gekommen.«
Myxin war froh, daß Kara so redete. Diese Sätze zeigten ihm, daß sie wieder ganz die alte war und das schreckliche Geschehen gut verkraftet hatte. Wäre es anders gekommen, Myxin wußte nicht, wie er dann reagiert hätte.
»Bisher hat es nur Arkonada geschafft, die Steine zu manipulieren«, sagte Kara. »Wie kommt es dann, daß der Würfel des Unheils…?«
»Das werden wir herausfinden.«
»Hast du einen Plan?«
»Ja. Er klappt nur mit John Sinclair. Wir müssen ihm Bescheid geben Zudem dürfen wir nicht mehr so getrennt arbeiten In Zukunft müssen wir wieder zusammengehen, denn gerade die Existenz des Todesnebels beweist uns, wie sehr sich die an sich fremden Magien konzentriert haben. Die Grenzen sind fließender geworden, Kara. Finden wir uns einfach damit ab.«
»Wann willst du hin?«
»Sofort.«
Kara lächelte. Sie streichelte Myxins Wange und hauchte noch einen Dank Dann zog sie ihr Schwert mit der goldenen Klinge aus der Scheide und stellte es so hin, daß die Spitze im Boden versank Kara zeichnete einen Kreis in den weichen Waldboden, streckte die Arme aus und ließ die Hände übereinandergeschlagen auf der Klinge liegen. Kara konzentrierte sich. Durch die Magie des Schwertes war es ihr möglich, Entfernungen leicht zu überbrücken, und sie konnte denjenigen mitnehmen, der sich ebenfalls innerhalb des gezogenen magischen Kreises befand.
Ihre Gedanken und das Schwert bildeten eine geistige Brücke. Immer stärker kristallisierte sie sich hervor, im nächsten Augenblick begann die Luft zu zittern, und plötzlich waren Kara und Myxin verschwunden. Zurück blieben die Flammenden Steine - und der Todesnebel!
***
Von all diesen Dingen wußte ich natürlich nichts, als ich mich am frühen Abend zum Treffpunkt begab. Es war kühler geworden. Die Sonne sank allmählich und stand als prächtiger glühender Ball am noch blauen Himmel.
Da wir Mai hatten, würde es noch lange hell bleiben. Wenn Georgis und Ramon ein schnelles Boot besaßen, konnten wir eine gute Strecke schaffen.
Ich dachte daran, daß die unheimliche Hand nicht am Tage, sondern in der Dämmerung aufgetaucht war, vielleicht hatte ich in dieser Nacht Glück und würde sie sehen.
Wie ich dann reagieren sollte, wußte ich noch nicht. Es war eigentlich ein lebensgefährliches Unterfangen. Diese riesige Hand hatte ein ziemlich großes Schiff zerstört, und sie würde nicht zögern, auch ein kleines niederzumachen.
Vielleicht sollte ich die beiden doch zu Hause lassen und selbst mit dem Boot fahren.
»Sie sind ja pünktlich«, hörte ich hinter mir die Stimme, die meine Gedanken unterbrach.
Ich drehte mich um.
Die Männer standen vor mir und grinsten. Ramon, der Mann mit dem Glasauge, trug die Taucherausrüstung. Anzüge, Preßluftflaschen, Schnorchel, Brillen. Sein Freund hielt einen Fangsack fest. Sie schienen nach wie vor der Uberzeugung zu sein, daß ich nach irgendwelchen Schätzen tauchen wollte.
»Ja, wir können«, sagte ich. »Wo liegt das Boot?«
»Kommen Sie mit.«
Die beiden führten mich in den alten Teil des Hafens, wo die Schiffe der Einheimischen lagen. Ich war angenehm überrascht, als ich das ziemlich moderne Boot sah, das neben der steinernen Hafenmauer auf den Wellen dümpelte.
»Ist zwar kein Riva-Boot, aber der Knabe, dem ich es beim Spiel abgenommen habe, hatte Geld«, erklärte
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