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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Ordnung kann ein kluger Mann allein durch seinen Verstand an Macht und einem angenehmen Leben festhalten. Selbst wenn seine körperlichen Kräfte nachlassen.”
    Ein kleines Funkeln in Vangs Augen verriet Rath, dass der Anführer in Versuchung geriet. Aber war diese Versuchung auch stark genug, um ihn zur Hilfe zu bewegen? Und würde diese Hilfe genügen, um die Han so lange aufzuhalten, bis Maura Velorkens Stab gefunden hatte?
    Sie musste den Stab finden, und zwar schnell.
    Maura streifte durch die Ruinen von Aldwood Castle und durchsiebte zwei schwache Erinnerungen, die ihr vielleicht den Weg zeigen konnten. Zum einen die Erinnerung an Aldwood, die von ihrer Gefangenschaft im Frühjahr herrührte. Zum anderen die alte Erinnerung von Abrielle, die Erinnerung an eine Zeit, als diese Burg neu und gut erhalten gewesen war. Wenn sie diese Erinnerung mit dem, was sie vor sich sah, verband, würde sie vielleicht dem lang verborgenen Stab rechtzeitig auf die Spur kommen.
    Doch bis jetzt war es ihr noch nicht einmal gelungen, den Weg in die unterirdischen Gewölbe zu finden, die an einen Kaninchenbau erinnerten. Sie nahm an, dass irgendwo in den Gängen, Zellen oder Vorratsräumen der Stab versteckt sein musste. In einem engen Durchgang direkt vor ihr lungerten Männer herum und unterhielten sich leise. Es klang, als würden sie Vermutungen über Raths überraschendes Auftauchen anstellen und darüber, was wohl daraus werden würde. Hinter ihnen erspähte Maura einen Innenhof, der ihr bekannt vorkam. Sie blieb stehen und wartete darauf, dass die Männer verschwänden, aber das taten sie nicht. Stattdessen gesellte sich ein vierter mit der Nachricht dazu, dass Vang Späher ausgeschickt hatte, was für noch mehr Gesprächstoff sorgte.
    Maura erkundete einen anderen Weg, doch er führte sie an keinen Ort, den sie wiedererkannte, und sie hatte Angst, sich in dem Irrgarten von sich kreuzenden Gängen und kleinen Zimmern zu verirren. Also drehte sie um und lief zurück. In der Zwischenzeit hatten sich die Männer nicht von der Stelle gerührt und schienen es so bald auch nicht vorzuhaben. Maura wagte es nicht, noch länger zu warten, denn der Unsichtbarkeitszauber konnte jeden Moment nachlassen.
    Mit möglichst tiefer Stimme knurrte sie: “Habt ihr Kerle nichts Besseres zu tun, als hier herumzuhängen und zu tratschen?”
    Die Gesetzlosen fuhren auseinander und flohen so schnell in verschiedene Richtungen, dass der Durchgang wie durch Zauberhand plötzlich frei war. Bevor noch einer von ihnen auf den Gedanken kam, umzukehren und nachzuforschen, woher die Stimme gekommen war, flitzte Maura durch den Durchgang und fand sich in dem Innenhof wieder, in dem Rath mit Turgen gekämpft hatte. Nun kannte sie sich wieder aus und fand den Weg hinunter in die Zelle, in der sie gefangen gehalten worden war.
    Heute war die kleine Kammer leer, wie alle anderen auch. Die Tür stand offen. Maura verharrte kurz und versuchte, in sich das schwache, verschwommene Bild von Abrielle zu wecken, die Velorkens Stab durch das verschlungene Labyrinth halbdunkler Gänge trug.
    Der Stab war hier. Sie spürte seine Macht, die Nähe des Stabes flößte ihr Kraft, Mut und Hoffnung ein. Als sie Vangs Gefangene gewesen war, hatte sie dieses Gefühl schon einmal gehabt. Doch damals ahnte sie nicht, woher es rührte.
    Wenn sie es zuließ, konnte die Kraft des Stabes sie vielleicht leiten. Sie verbannte alle Ängste aus ihrem Geist. Die Angst davor, was geschah, wenn sie den Stab nicht rechtzeitig fand. Und die nicht weniger große Angst davor, was geschah, wenn sie ihn fand.
    Sie hörte auf, ihre verschwommenen Erinnerungen so verzweifelt zu durchsuchen, und entdeckte, dass sie dadurch viel klarer wurden. Vielleicht musste sie sich gar nicht so sehr anstrengen. Vielleicht musste sie einfach nur aufhören, sich abzumühen, und es dem Zauber des Stabes überlassen, sie zu führen.
    Allgeber, lenke meine Schritte.
Immer wieder wiederholte Maura die Worte, der Rhythmus dieser stillen Litanei beruhigte sie – ihre Füße bewegten sich ganz ohne ihr Zutun. Den Gang hinunter, durch eine offene Kammer, dann durch eine weitere, eine lange Treppe hinunter in ein tieferes Stockwerk. Einen Augenblick lang kam ihr der Gedanke, ein Grünfeuer zu entzünden, doch der Sog des Stabes schien stärker zu sein, wenn ihre anderen Sinne nicht im Weg standen.
    Schließlich hatte sie das Gefühl, in einem großen Raum zu sein. Ein kühler Luftzug strich über ihre Wange. Sie blieb

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