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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Chance gegen die Han. Die Vestaner könnten ihre tödlichen Pfeile im Schutz der Burg auf die hanischen Angreifer abschießen. Und falls die Schlacht zu ihren Ungunsten stand, konnten die Umbrianer sich tief in den Wald flüchten, wohin die Han ihnen nur ungern folgen würden.
    Newlyn glaubte Sorshas Stimme zu hören, die ihn anflehte, beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten genau das zu tun. Er kletterte mühsam den Hang hinauf und entdeckte einen Mann, der kerzengerade auf einem Schecken saß. Dieser Offizier strahlte eine solche Autorität aus, dass Newlyn fast zurückschreckte. Er schalt sich selbst einen Dummkopf – dieser Mann war schließlich auf ihrer Seite.
    Auf der Anhöhe angekommen, blieb Newlyn stehen, um Atem zu schöpfen. Und dann beging er den Fehler, zurückzublicken. Was er sah, ließ sein Herz wild hämmern. Die Lücke zwischen den Nachzüglern unter den Aufständischen und der hanischen Vorhut schloss sich schnell. Newlyn wurde ganz übel, als er die gewaltige Streitmacht erblickte. Sie weckte düstere Erinnerungen an seine Zeit in den Minen.
    Der Mann auf dem Pferd senkte das Fernrohr und steckte es in eine runde Hülle.
    “Wir müssen die Festung der Gesetzlosen einnehmen”, schrie er. “Und zwar schnell!” Sein Pferd herumreißend stürmte er, Befehle brüllend und die ersten Reihen der Rebellen zum Angriff anfeuernd, den Abhang hinunter auf den Wald zu.
    Newlyn war inzwischen wieder zu Atem gekommen. Er wandte den Han den Rücken zu und rannte den breiten Hang hinunter auf den Schutz verheißenden Wald zu. Und wenn er mit den Gesetzlosen von Aldwood kämpfen musste, um hineinzukommen, dann würde er es eben tun. Er umklammerte seinen langen, kräftigen Hirtenstab, der auf dem Marsch als Wanderstab gedient hatte. Ab jetzt wollte er ihn als Waffe schwingen. Und falls er ihn verlor, steckten immer noch ein Beil und ein langes Messer in seinem Gürtel. Zwar wollte er sich diese Waffen lieber für die Han aufbewahren, doch vielleicht blieb ihm keine Wahl. Jeder Narr konnte erkennen, dass Aldwood für die Rebellen die letzte Hoffnung war, einem Gemetzel zu entkommen. Die Männer um ihn herum stürmten mit gezogenen Waffen und Kriegsgebrüll auf die uralten, hoch aufragenden Bäume zu.
    Den ersten Hinweis, dass es Schwierigkeiten geben würde, erhielt Newlyn, als einer der berittenen Hauptmänner der Aufständischen plötzlich einen lauten Schmerzensschrei ausstieß, der das Hämmern der Füße und das Donnern der Hufe durchdrang. Er sah in die Richtung, aus welcher der Schrei kam, und rechnete schon damit, einen oder mehrere Pfeile aus dem Körper des Mannes ragen zu sehen.
    Der Reiter zuckte im Sattel, warf sich heulend vor Todespein hin und her, bis sein entsetztes Pferd sich aufbäumte und ihn abwarf. Erst dann hörten die Schreie auf … für einen Augenblick. Dann ertönten sie aus einer anderen Richtung. Aus zwei verschiedenen Richtungen. Was ging hier vor?
    Die Männer um ihn herum schienen sich dasselbe zu fragen, denn sie bewegten sich langsamer auf Aldwood zu, drehten die Köpfe hierhin und dorthin und suchten nach dem Ursprung des Angriffs.
    “Da drüben!”, schrie ein Bursche, der vor Newlyn rannte und nach Westen deutete, während er nach Osten rannte.
    Instinktiv folgte Newlyn ihm, warf aber noch einen raschen Blick nach Westen. Was er sah, schnürte ihm die Kehle zu. Eine Truppe berittener Han hatte sich von der Hauptstreitmacht getrennt und schob sich zwischen die Rebellen und die schützenden Bäume.
    In diesem Augenblick vertrieb ein Windstoß die Wolken, die die Sonne bedeckt hatten. Ein scharfer Lichtstrahl ließ die Rüstungen der Han und die tödlich funkelnden Edelsteine an den Spitzen der Zauberstäbe einiger Todesmagier grell aufleuchten.
    Die hanischen Reiter galoppierten den ankommenden Rebellen in den Weg und hielten nur an, um mit einigen berittenen Vestanern, die sie angriffen, Schläge auszutauschen. Doch die Rebellen hatten viel zu wenige Reiter. Die meisten von ihnen bildeten die Nachhut.
    Der Vorstoß der Aufständischen kam ins Stocken. Es war etwas anderes, gegen eine Festung Gesetzloser anzustürmen, Feinde anzugreifen, die vielleicht in der ganzen Burg verstreut waren, schlecht ausgerüstet, und die man durch einen Überraschungsangriff überrumpeln konnte. Die Han aber waren eine geordnete Streitmacht, gut bewaffnet, und den Überraschungsmoment hatten sie auf ihrer Seite. Gar nicht zu reden von der schrecklichen Macht der Todesmagier, die die Rebellen

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