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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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und die Steuern eintreibt? In diesem kleinen Winkel des Königreichs bin ich der Herr und erhebe die Abgaben auf meine Art.”
    Rath schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge, als wäre er über Raths Antwort enttäuscht. “Eure Späher scheinen in letzter Zeit sehr vorsichtig gewesen zu sein. Haben sich wohl nicht weit von zu Hause fortgetraut, sonst hätten sie Euch neuere Nachrichten überbracht. Das Heer des Wartenden Königs marschiert auf Aldwood zu. Es ist mir auf den Fersen, höchstens noch ein paar Stunden entfernt. Es sind viele, sie sind verzweifelt und sie werden von einem Mann angeführt, der genauso rücksichtslos ist wie Ihr. Wenn Ihr versucht, Euch gegen sie zu stellen, verspreche ich Euch ein großes Blutbad.”
    “Ein Blutbad, ach ja?” Vang sprang auf und schüttelte drohend seine riesige Faust. “Wenn sie ein Blutbad haben wollen, werde ich Ihnen eines bereiten!” Er zögerte, als habe er unerwartet einen Schlag von hinten erhalten. “Aber was macht sie so verzweifelt? Wieso will der Wartende König eine verfallene Burg am Ende der Welt haben?”
    “Weil die hanischen Truppen seine Streitmacht in die Zange nehmen und das hier der nächste Ort ist, den er hofft, verteidigen zu können.” Velorkens Stab erwähnte er nicht. Je weniger Vang wusste, desto besser. “Vermutlich werdet Ihr die Rebellen eine Weile aufhalten können, mit dem Ergebnis, dass sowohl Ihr wie auch sie geschwächt sein werden, wenn die Han auftauchen …Entscheidet weise, Vang.”
    Männer wie Vang überlebten nicht lange, wenn sie Angst zeigten, doch Rath hatte lange genug diese Art von Leben geführt, um auch die kleinsten Anzeichen erkennen zu können. Und Vang hatte Angst.
    Der Räuberhauptmann brüllte. Als ein Mann gerannt kam, befahl er: “Schickt drei unserer schnellsten Reiter aus. Einen nach Norden, einen nach Nordosten und einen nach Nordwesten.”
    “Mit Botschaften, Hauptmann?”
    Vang schüttelte den Kopf. “Zum Spähen. Nach in Marsch gesetzten Heeren. Sobald sie etwas entdeckt haben, sollen sie sofort zurückkommen und Bericht erstatten.”
    Der Mann eilte fort, um den Befehl seines Anführers auszuführen.
    “Beeil dich!”, bellte Vang ihm hinterher.
    Der Mann stolperte fast, so sehr bemühte er sich, zu verschwinden.
    “Nun …” Vang wandte seine Aufmerksamkeit wieder Rath zu. “Wenn es so ist wie Ihr sagt, wieso soll ich mich dann auf die Seite des Wartenden Königs schlagen? Unter den Han geht es mir ganz gut.”
    “Bis jetzt”, sagte Rath. “Aber so oder so wird sich Eure Welt verändern. Wir beide wissen doch, das Leben der Gesetzlosen ist etwas für junge Männer. Eure Stellung hängt davon ab, wie gut Ihr die nächste Herausforderung irgendeines zähen, ehrgeizigen jungen Bocks abwehren könnt.”
    “Vor mir liegt noch eine Menge guter Jahre.” Vang ließ seine Muskeln spielen. “Und wehe dem Narren, der glaubt, er könnte mich unterkriegen!”
    “Wehe
Euch
, wenn die Han diesen Aufstand niederschlagen”, erwiderte Rath. “Denn sie werden nicht eher ruhen, bis auch noch der letzte Funke Widerstand unter ihren eisenbeschlagenen Stiefeln zertreten wurde. Gefällt Euch der Gedanke, Euer Leben in den Tiefen der Blutmondminen zu beenden?”
    Raths Worte gaben Vang etwas zu kauen, und er schien schwer an ihnen zu schlucken zu haben. “Ginge es mir unter diesem Wartenden König etwa besser? Wird er nicht wollen, dass man sich in seinem Königreich an Gesetz und Ordnung hält? Wäre sein Gefängnis besser als die Minen?”
    Rath blickte sich in der zerfallenen Burg um. “Gut möglich, dass sein Gefängnis sogar besser ist als das hier. Und
alles
ist besser als die Minen. Aber wer sagt, dass Ihr ins Gefängnis kämt? Umbria ist ein weites Land. Der Wartende König wird die Hilfe starker, kluger Männer brauchen, um darüber zu herrschen.”
    “Was redet Ihr da für ein dummes Zeug, Wolf?” Vang brach in spöttisches Gelächter aus. “Glaubt Ihr, der König wird mich zum Herrn von Norest machen?”
    “Wen denn sonst? Irgendeinen Zikary
, der all die Jahre den Han die Schuhe geleckt hat? Nein, sicher einen starken Anführer, welcher der hanischen Unterdrückung Widerstand leistete … auf seine Art.” Seine Bemerkung machte Vang für einen Augenblick sprachlos. Rath nutzte die Zeit, um ihm noch ein Argument entgegenzuschleudern. “Besonders, nachdem dieser Mann dem König zu Hilfe eilte, als er sie am meisten benötigte! Denkt dran, Vang – in Zeiten des Friedens und der

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