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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Dunkelheit milderte die harten Umrisse der Robe des Todesmagiers und ließ ihn weniger monströs aussehen.
    Maura machte sich auf den Weg nach Aldwood Castle. Sie war erst wenige Schritte gegangen, als sie einen seltsamen Zwang verspürte und zurücklief. Sie presste die Lippen auf die Stirn des Todesmagiers. “Leb wohl, Vater.”
    Als sie sich aufrichtete, war sie von einem Gefühl des Friedens und neuen Vertrauens erfüllt.
    Während Rath sein Pferd zwischen den Bäumen hindurch nach Aldwood Castle lenkte, hörte er aus dem Gemurmel um ihn herum die zwei Stimmungen heraus, die in seiner Armee herrschten. Einige der Männer klangen überglücklich – begeistert und erleichtert, den Schutz des Waldes erreicht zu haben, und waren voller Vertrauen in den Wartenden König, der sie morgen zum Sieg führen würde.
    Andere begannen zu zweifeln. Zum ersten Mal seit der Landung des Wartenden Königs in Duskport war die Armee einer wirklichen Herausforderung begegnet und hatte den Rückzug antreten müssen. All die Zauberkraft des Wartenden König hatte nicht verhindern können, dass Freunde und Kameraden in der Schlacht gefallen waren. Was für Kräfte besaß er eigentlich wirklich, und wann würde er befehlen, die Han ein für alle Mal zu schlagen?
    Ihr König kam nicht umhin, größeren Respekt und mehr Sympathie für die Zweifler zu empfinden.
    “Rath!” Maura tauchte aus der Menge auf. “Dem Allgeber sei Dank, du bist heil und gesund.”
    “Und du auch,
Aira!”
Er legte ihr den Arm um die Schultern. “Nachdem ich dich verlassen hatte, machte ich mir Sorgen, weil du zu nahe am Waldrand warst. Du hattest keine Schwierigkeiten, oder?”
    Sie schüttelte den Kopf. “Nicht so, wie du glaubst.”
    “Hat Anulf Newlyn zu dir gebracht?”
    “Aye. Ich bin froh, dass er mich fand. Ich habe Newlyn eine gute Portion Sommerknospen gegeben und seine offene Wunde neu verbunden.” Sie ließ den Blick über die Männer schweifen, die sich auf die Burg zubewegten. “Er wird es überstehen.”
    Vielleicht. Vorausgesetzt, die Han eroberten am nächsten Tag nicht Aldwood Castle und schleppten ihn zu den Minen zurück, denen er bereits einmal entkommen war. Eine Hoffnung auf ein zweites Entkommen würde es nicht geben.
    Laute Hochrufe vertrieben Raths trübe Gedanken. Eine Gruppe Rebellen, die schneller war als die anderen, drängte nach vorne und schob jeden, der im Weg war, zur Seite. Als die Männer vorbeieilten, sah Rath eine große Gestalt in ihrer Mitte, die sich für die Hochrufe mit einem Winken der Hand bedankte.
    “Heil König Elzaban!”
    “Der Wartende König hat die Han daran gehindert, uns zu besiegen!”
    Hunderte ähnlicher Rufe schwollen zu einem einzigen lauten, jubelnden Chor an.
    Maura fragte Rath augenzwinkernd: “Bist du Delyon nicht böse, dass er den Ruhm einsteckt, der eigentlich dir gebührt?”
    Er schüttelte den Kopf. Delyon verdiente die Hochrufe. Der junge Gelehrte hatte sein Bestes getan, eine Rolle auszufüllen, für die er nie vorgesehen gewesen war. Rath wünschte nur, er selbst wäre wirklich nur ein einfacher Fußsoldat – bereit, seine Aufgabe zu übernehmen und Befehle auszuführen und nicht die Verantwortung für Sieg oder Niederlage ihrer Sache zu tragen.
    Vor ihnen tauchte verschwommen Aldwood Castle zwischen den Bäumen auf. Warmes Licht drang aus seinen schmalen Fenstern und Schießscharten. Hinter den alten Mauern erklangen so viele Stimmen wie seit Jahrhunderten nicht mehr. Die König Elzaban umringende Menge war durch das Haupttor verschwunden und hatte den fröhlichen Lärm mit ins Innere getragen. Der Wald jenseits der Burg schien jetzt beinahe still dazuliegen, obwohl sich immer noch viele der aufständischen Krieger zwischen den Bäumen und im Unterholz fortbewegten.
    Maura blickte zum Nachthimmel und den funkelnden Sternen auf. “Dem Allgeber sei Dank, ist es dunkel, sonst …”
    Da fiel es Rath plötzlich ein. “Verdammt!” Er warf ihr die Zügel seines Pferdes zu. “Kümmer dich um ihn, ja? Ich habe noch etwas zu erledigen!”
    Männern ausweichend oder sie zur Seite schiebend, raste er zur Burg. “Verzeihung! Lasst mich vorbei. Eilige Botschaft für den König!”
    Er erreichte den weiten Innenhof, in dem sich die Rebellen drängten. Der Lärm, der von den dicken Mauern widerhallte, war betäubend. Wenigstens schien es sich noch immer um Hochrufe zu handeln – was für ein Segen! Hauptsache, er erreichte Delyon, bevor der Zaubertrank nachließ, und konnte ihn noch

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