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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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“Ich muss dem König zu Hilfe eilen.”
    “Pass auf dich auf, Wolf!”, rief Anulf hinter ihm her. “Ich möchte ein Bier mit dir trinken, wenn der ganze Krawall hier vorbei ist!”
    “Ich auch!” Trotz all der Sorgen, die auf ihm lasteten, musste Rath lachen. “Wenn du bezahlst!”
    Er lenkte sein Pferd durch die Menschenmenge, die auf den Wald zuströmte. Als er sie durchquert hatte, konnte er schneller reiten und galoppierte den Hang hinauf. Doch was er dann sah, hätte ihn beinahe umdrehen und mit dem Rest nach Aldwood ziehen lassen.
    Die untergehende Sonne stand unter der Wolkenbank, war aber noch nicht hinter den Spitzen des Blutmondgebirges untergegangen. Sie streckte ihre sterbenden Strahlen aus und ließ hanische Rüstungen aufblitzen. Eine Reihe nach der anderen.
    Rath hatte nicht geglaubt, dass es im ganzen Imperium überhaupt so viele Soldaten gab! Bei der Geschwindigkeit, mit der die Han sich näherten, waren die Nachzügler in Gefahr, überrannt zu werden, noch bevor sie den Hügel erklommen hatten, geschweige denn nach Aldwood hinuntermarschiert waren.
    Rath ritt zu einem berittenen vestanischen Krieger, der auf dem Hügel angehalten hatte. “Der König – wo ist er?”
    “Dort!” Der Bursche deutete in eine Richtung. “Ich glaube, er ist in Schwierigkeiten. Ich wäre ja zu ihm geritten, doch Lord Idrygon befahl mir, hierzubleiben und die Männer in Bewegung zu halten.”
    Rath sah blinzelnd in Richtung der gleißenden hanischen Rüstungen. In der Entfernung glaubte er eine Gestalt ausmachen zu können, die größer als alle anderen war.
    “Einer wie wir würde so einem großen Helden auch wohl kaum von Nutzen sein”, meinte der Vestaner.
    “Oh, er braucht uns alle.” Rath gab seinem Pferd die Sporen, um den Hügel hinunterzureiten. “Niemand ist so ein großer Held.”
    Alles in ihm schien sich zusammenzukrampfen, während er auf die Han zuhielt. Er hatte Delyon gebeten, sich so weit wie möglich von seinem Bruder fernzuhalten. Doch er hätte dem jungen Gelehrten sagen müssen, dass er auch um die Han einen weiten Bogen machen sollte.
    In der zerlumpten Nachhut des Rebellenheeres herrschte das Chaos. Reitergruppen schnappten sich die Langsamsten und brachten sie den Hang hinauf, bevor sie zurückkehrten und ihre nächste Fracht holten. Vestanische Bogenschützen deckten den ungeregelten Rückzug. Als Antwort hagelte es Pfeile, die wie ein tödlicher Regen über den Rebellen niedergingen und hier und da ihr Ziel fanden.
    Die Heide war mit Geräten übersät, die die Männer hatten fallen lassen, um schneller rennen zu können. Hier und da brachen Reitergruppen aus den Reihen der Han aus, um die fliehenden Aufständigen anzugreifen. Jedes Mal wurden sie von den Reitern der Rebellen zurückgeschlagen, unter ihnen ein riesiger Reiter, der die Han mit jedem Stampfen seines gewaltigen Pferdes und jedem Streich seines riesigen Schwertes auseinandertrieb. Rath hoffte, dass die Han nicht errieten, was er vermutete – dass Delyon Mühe hatte, Pferd und Schwert richtig zu handhaben.
    Rath plagten Gewissensbisse. Er schämte sich, dass er den jungen Gelehrten in eine so gefährliche Situation gebracht hatte, auf die er gar nicht vorbereitet war. Er gab seinem Pferd die Sporen und ritt in Delyons Richtung. Dann nahm er nur noch verschwommen wahr, wie er dabei half, eine ganze Reihe von hanischen Angriffen abzuwehren.
    Als sie in Sichtweite von Burg Aldwood kamen, hatte der Wind die meisten Wolken vertrieben und der fast volle Mond war aufgegangen, dieser himmlische Verbündete der Aufständigen, denn er ließ die Rüstungen der Han glitzern und machte sie zum leichten Ziel, während die in Leder gekleideten Rebellen mühelos mit der freundlichen Dunkelheit des Waldes eins wurde.
    Rath befürchtete, die Han könnten trotz der Dunkelheit und ihrem Widerwillen gegenüber Wäldern seine Männer bis nach Aldwood verfolgen. Zu seiner ungeheuren Erleichterung hielten die Han aber an und zogen sich aus der Schusslinie zurück. Die Anführer hatten offenbar beschlossen, bis zum Morgen zu warten. Dann konnten sie genug sehen, um anzugreifen und ihren Sieg zu genießen.
    Würde die Zeit, die die Rebellen gewonnen hatten, ausreichen, um den magischen Stab zu finden? Und wenn, welchen Wunsch sollte Rath äußern, um seinem Volk die Freiheit zu schenken? Schließlich würde er nur eine einzige Chance bekommen.
    Maura blickte auf die stille, stumme Gestalt hinab, die schwarz verhüllt im Gras der kleinen

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