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Das Orakel von Theran

Das Orakel von Theran

Titel: Das Orakel von Theran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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wenn die Orakeldiener ihn holen kämen und ihn nicht vorfanden.
    Nageb kicherte wieder. »Ich habe überall in Höhe meiner Augen, die deiner Kinnhöhe entspricht, Pfeile in den Stein geritzt, die zu meiner Zelle weisen. Von hier findest du bestimmt zurück, auch wenn dir kein Skarab den Weg leuchtet. Willst du mich also begleiten?«
    »Warum nicht«, sagte Mythor.
    Nageb ging voran. In Abständen von zwei bis drei Schritten klappte er immer wieder seine Hände auf, damit ihm der Käfer den Weg leuchte.
    »Pst!« machte der Sidyer auf einmal und drängte sich mit Mythor in eine Nische. Bald darauf näherten sich schleichende Schritte, hielten vor ihnen kurz an und entfernten sich dann wieder.
    »Habe ich es nicht gesagt?« flüsterte Nageb. »Die Orakeldiener geistern hier ständig herum. Komm, wir sind gleich da.«
    Es ging noch um drei Ecken und eine Treppe hinauf. Dann ließ Nageb den Skarab ein letztes Mal vor einem Zugang aufleuchten.
    »Mach den Käfer aus!« erklang aus dem Raum dahinter eine strenge Stimme.
    Mythor zuckte bei ihrem Klang zusammen. Er glaubte im ersten Moment, diese Stimme zu kennen. Aber musste sich irren, es war einfach unmöglich, dass…
    »Ich bringe Besuch«, meldete Nageb und drängte Mythor in den Eingang. »Ich bin sicher, dass du dich darüber freust.«
    »Wer ist es?«
    »Er nennt sich Mythor.«
    »Ha, du bist einem Schwindler aufgesessen. Mythor hätte mich sofort an der Stimme erkannt. Oder weißt du, wer ich bin?«
    Mythor musste sich räuspern, bevor er mit rauer Stimme sagen konnte: »Nyala von Elvinon, Herzog Krudes Tochter. Bist du es?«
    Mythors Worten folgte ein deutliches Aufatmen, dann sagte die Frauenstimme: »Komm herein, Mythor.«
    Mythor betrat die Kammer wie ein Traumwandler. Er konnte es nicht fassen, Nyala hier anzutreffen, nachdem er sie vor einigen Monden auf der Insel der Caer in der Ebene der Krieger aus den Augen verloren hatte.
    »Nageb, Lass uns allein!« befahl Nyala – oder dieses Wesen, das sich als Herzog Krudes Tochter ausgab.
    »Halt!« sagte da Mythor und verstellte dem Sidyer den Weg. Gleichzeitig griff er nach vorne, von wo Nyalas Stimme kam. Er berührte etwas Schuppiges, das ihn an einen Schlangenkörper gemahnte.
    Urplötzlich erinnerte er sich der Begebenheit mit der Nadelschlange, die ihm vorgetäuscht hatte, das Mädchen von seinem Pergament zu sein. Er wollte nicht wieder auf ein Trugbild hereinfallen.
    »Ich möchte mich im Schein des Käfers davon überzeugen, dass du Nyala bist«, sagte Mythor. »Verweigerst du mir einen Blick in dein Gesicht, muss ich annehmen, dass du die Falsche bist.«
    Eine geraume Weile herrschte Schweigen, dann sagte die Stimme: »Sid-Nageb!«
    Der Dicke klappte seine Hände so weit auf, dass der Schein des Leuchtkäfers gerade auf ein Frauenantlitz fiel. Es hatte große, dunkle Augen mit langen Wimpern und einen betörend sinnlichen Mund. Der leicht ängstliche und bangende Ausdruck der Augen und das unsichere Beben der Lippen, das Zucken in den Mundwinkeln konnten der Schönheit dieses Gesichts nichts anhaben – es war das Nyalas.
    Und sie war immer noch schön, wiewohl Mythor die Sorgenfalten auf der Stirn entdeckte, die sie gealtert erscheinen ließen. Ihm entging auch nicht das geschuppte Kleid, das sie am Körper trug und das ihr bis über den Hals reichte.
    »Genug«, sagte Nyala keuchend. »Verschwinde jetzt, Sid-Nageb!«
    Der Skarab erlosch, und der Sidyer entfernte sich mit tapsenden Schritten.
    »Bist du nun zufrieden, Mythor?« fragte Nyala.
    »Ich bin erleichtert«, sagte Mythor aufatmend. »Ich hatte schon gefürchtet, dass dein Gesicht eine gläserne Maske sein würde.«
    »Viel hat dazu nicht gefehlt«, erwiderte Nyala. »Frage mich bitte nicht, was ich durchgemacht habe. Ich möchte diese Erlebnisse vergessen.«
    »Ich würde es dir gerne ersparen«, sagte Mythor, »aber ich muss wissen, was passiert ist, nachdem du uns verlassen hast und Coerl O’Marn gefolgt bist.«
    »Ich konnte ihn nicht mehr retten, ich kam zu spät«, sagte Nyala bitter. »Auch für meinen Vater konnte ich nichts mehr tun. Er… er befindet sich in Drudins Gewalt.«
    »Ich weiß«, sagte Mythor. »Ich habe ihn nahe der Küste Elvinons in Begleitung dreier Reiter gesehen und später wieder. Es tut mir leid für dich, Nyala.«
    »Misstraust du mir immer noch?« fragte Herzog Krudes Tochter. »Ich könnte es dir nicht einmal verübeln.«
    Nyala machte eine Bewegung, so dass ein trockenes Rascheln entstand.
    »Was trägst du

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