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Das Orakel von Theran

Das Orakel von Theran

Titel: Das Orakel von Theran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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Finsternis. Mythor schleuderte den Fetzen Stoff von sich und nahm die Verfolgung auf. Aber nach einigen Schritten stieß er gegen eine Wand. Er tastete sich an ihr nach rechts und fand nach einigen weiteren Schritten ihr Ende.
    Da sah er für einen kurzen Moment vor sich das Käferlicht aufblinken. Mythor hielt darauf zu, dabei bemühte er sich, so leise wie möglich zu sein.
    Er hielt den Atem an. Offenbar stand Gorel noch immer am selben Fleck, denn aus seiner Richtung kam kein Geräusch. Mythor schätzte, dass er ihm schon ganz nahe sein musste, nicht weiter als zwei Armlängen von ihm entfernt.
    Da erklang ein Zischen. Und wieder blinkte der Leuchtkäfer. Mythor erkannte die Umrisse einer Gestalt.
    Er schnellte sich vom Boden ab und stürzte sich mit vorgestreckten Armen auf den Schemen. Er bekam einen Körper zu fassen und umspannte ihn mit den Armen.
    Das war nicht Gorel! Mythor erkannte es an der beachtlichen Leibesfülle des Mannes, den er umfasste. Und dann kam der Leuchtkäfer frei und fiel dem Mann aus den Händen. In dem fahlen Licht erkannte Mythor ein feistes Gesicht mit einem langen, dünnen Kinnbart. Der Schädel dagegen war kahl. Der Mund stand weit offen, die Lippen waren gespitzt und zu einem O geformt. Ihnen entrangen sich krächzende Laute.
    »Wer bist du?« fragte Mythor, ohne den Unbekannten loszulassen.
    »Sid-Nageb aus Sidyen an der Strudelsee«, sagte der Dicke und schüttelte seinen Kopf, dass seine Ohrgehänge metallen schepperten. »Lass mich los. Ist das der Dank dafür, dass ich dir den Weg geleuchtet habe?«
    »Du bist kein Orakeldiener!« wunderte sich Mythor und ließ den Mann, der sich Sid-Nageb nannte, los. »Wie kommst du dann an das Käferlicht?«
    Der Dicke kicherte. »Den Skarab habe ich meinem Diener Rahid abgenommen. Ich bin sehr flink mit den Fingern. Ich kann dir das Weiße aus den Augen nehmen, ohne dass du es merkst.«
    Mythor griff sich unwillkürlich an die Brusttätowierung. Sid-Nageb merkte es und sagte beruhigend: »Das ist nur ein sidyerisches Sprichwort. Pass auf, dass du den Skarab nicht zertrittst!«
    Mythor zog den Fuß rasch zurück, als er sah, dass der Käfer auf ihn zu krabbelte. Sid-Nageb hob den Skarab auf und hielt ihn wie einen kostbaren Schatz zwischen den hohlen Händen. »In dieser Finsternis ist ein Licht unersetzlich«, sagte er dabei. »Der Skarab ist nicht mit Gold aufzuwiegen. Wer bist du eigentlich?«
    »Ich heiße Mythor und bin gekommen, um das Orakel zu befragen«, antwortete Mythor.
    »Das wollen alle, die in dieses Labyrinth gesteckt werden«, sagte der Sidyer. »Du kannst mich Nageb nennen. Mythor… der Name hat einen geheimnisvollen Klang, aber er sagt mir nichts. Du musst ein sehr bedeutender Mann sein.«
    »Wie kommst du darauf, Nageb?«
    »Ich bin Gorel zu deiner Zelle gefolgt und habe gesehen, wie er das haarlose Scheusal an dein Lager führte. Mir wurde diese Ehre noch nicht zuteil.«
    »Ehre?« fragte Mythor zwischen Abscheu und Verwunderung. »Ich empfand es als Heimsuchung, als der Gnom auf mir hockte. Was ist das denn für ein Wesen?«
    »Das weiß der Shallad allein«, meinte Nageb. »Aber ich habe schon von anderen gehört, dass sie von solchen haarlosen Ungeheuern aufgesucht wurden. Und stets wurden sie bald danach zum Orakel gerufen. Ich warte schon, ich weiß nicht, wie lange, auf einen solchen Besuch.«
    »Du hast Verbindung zu anderen Fragestellern?« erkundigte sich Mythor.
    »Anders könnte ich die lange Wartezeit nicht mit heilem Geist überstehen, das kannst du mir glauben, Mythor«, sagte der Sidyer. »Aber man muss vorsichtig sein. Die Orakeldiener schleichen dauernd herum und beobachten einen. Wenn sie einen erwischen, wie er sich mit anderen Bittstellern unterhält, dann quälen sie ihn mit Gewissenspredigten und Reinigungsritualen… brrr!«
    Nageb schüttelte sich, dass seine Fettmassen schwabbelten.
    »Kennst du auch einen Mann von gutem Aussehen, der aus Sarphand stammt und sich Luxon oder Arruf nennt?« fragte Mythor und schloss eine Beschreibung seiner Person an. »Er müsste etwa gleichzeitig mit mir hier eingetroffen sein.«
    »Luxon… schon wieder ein so bedeutungsschwerer Name«, sagte Nageb. »Ich würde mich erinnern, wenn ich ihn kennengelernt hätte. Aber ich kenne eine andere bemerkenswerte Person, die auch dich fesseln wird. Wenn du willst, führe ich dich zu ihr.«
    »Werde ich zu meiner Kammer zurückfinden?« fragte Mythor besorgt. Er dachte daran, dass es sicherlich nachteilig für ihn wäre,

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