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Das Orakel von Theran

Das Orakel von Theran

Titel: Das Orakel von Theran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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Licht ward…« Und dann riefen sie alle: »Das Licht ward geboren in…«
    Ihre Stimmen verloren sich wieder in unverständlichen Lauten.
    »In wem ward das Licht geboren?« rief Mythor ungehalten. »In Fronja? Sagt es!«
    Den Kehlen einiger Gnomen entrangen sich schrille Klagelaute, andere wimmerten, krümmten ihre Körper wie unter Schmerzen.
    »So sprecht endlich!« rief Mythor, dem der Anblick dieser leidenden Kreaturen allmählich zu viel wurde.
    »Das Licht ward geboren in…«, gaben die Trolle wieder von sich. Und eine andere Gruppe rief: »Das Weib… das Weib, das bedrängt wird von Schatten…«
    Die Worte gingen wiederum in Wimmern und Wehklagen über.
    »Meint ihr Fronja?« rief Mythor verzweifelt. Er war so durcheinander, dass er nicht mehr wusste, wo ihm der Kopf stand. Er vergaß alle wichtigen Fragen, die in seinem Geist brannten, und bald vermochte er sich im Chaos seiner Gedanken selbst nicht mehr zurechtzufinden. Der Aufruhr der Orakel-Trolle griff auf ihn über.
    »Hüte dich vor dem Stein!« schrien die Gnomen. »Der Stein, der vom Himmel fiel…« Wieder gingen die Worte im Schreien unter. »Hüte dich davor!« gellte es. Und: »Hüte dich vor Stein!«
    Diese Warnung kam so eindringlich, dass Mythor davor förmlich erschauerte. Aber er wusste mit dieser Warnung nichts anzufangen.
    Mythor sah entsetzt, wie die Trolle auf einmal mit zuckenden Gliedern übereinander herfielen. Aus dem Hintergrund schoben sich die Orakeldiener heran und versuchten, ihre sich wie rasend gebärdenden Schützlinge zu trennen. Die Siebenläufer tauchten aus ihren Löchern auf und fuhren quietschend in die Reihen der Gnomen. Unmenschliche, schrille Schreie gellten durch die Halle.
    Einige der Gnomen hatten sich getrennt und krochen blind davon. Die Orakeldiener hatten alle Hände voll damit zu tun, sie zurückzubringen. Aber die Trolle brachen immer wieder aus. Mythor sah, wie einer von ihnen einen Siebenläufer zwischen den Händen hielt und ihn würgte.
    »Sagt mir«, rief Mythor verzweifelt, »bin ich der Sohn des Kometen?«
    Aber er erhielt als Antwort nur einen vielkehligen Schrei der Qual.
    »Gib auf, Mythor!« verlangte Gorel, der plötzlich vor ihm erschien. »Siehst du denn nicht, was du angerichtet hast? Die Trolle fühlen die Nähe des Bösen, das mithört. Die Trolle zerbrechen daran. Sie müssen dir Antwort geben, wissen aber gleichzeitig, dass sie das Geheimnis damit auch an die Dunklen Mächte verraten.«
    »Mythor!« hallte da eine hohle Stimme von einem Rundgang herab. »Du hast das Recht, die Wahrheit über dich zu erfahren. Mache davon Gebrauch!«
    »Das ist Lassat!« stellte Gorel fest und blickte nach oben.
    Mythor folgte der Richtung seiner Augen und entdeckte auf dem untersten Rundgang gegenüber der Orakelnische einen der Diener in seiner Kutte. Aber er hatte ein maskenhaftes und gläsernes Gesicht!
    »Lassat ist von einem Dämon besessen«, stellte Mythor entsetzt fest. Nun wurde ihm klar, dass sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet hatten.
    Die Dämonenpriester der Caer hatten nach dem Orakel von Theran gegriffen und hielten es im Würgegriff der Dunklen Mächte.
    Während Lassat noch auf dem Rundgang stand, wurde sein Körper auf einmal von einem Zittern erfasst. Sein Gesicht wurde spröde, zersprang förmlich wie Glas unter einem Hammerschlag. Und während es barst, lösten sich die Splitter gleichzeitig in Staub auf. Lassats Körper schrumpfte, die leere Kutte fiel in sich zusammen.
    Mythor beobachtete den Vorgang mit schreckensweiten Augen. »Ist das das Ende des Orakels?« fragte er.
    »Vielleicht können wir das Schlimmste abwenden«, sagte Gorel. »Aber du musst nun endlich fliehen.«
    Der Orakeldiener zog ihn am Arm zu dem Podest, wo die Beschützer der Trolle immer noch verzweifelt darum bemüht waren, der Lage Herr zu werden.
    In diesem Moment war Mythor bereit, auf alles zu verzichten und diesen Ort zu verlassen.
    Doch da rief eine vertraute Frauenstimme seinen Namen.
    Die drei dunklen Gestalten beobachteten die Vorgänge in der Orakelhalle durch die Löcher in den Wänden. Ihre wie aus Glas gegossenen Gesichter waren dabei ausdruckslos. Nyala von Elvinon, die im Hintergrund stand, sah nur ihre Rücken. Einer davon gehörte ihrem Vater, der einst Herzog Krude von Elvinon gewesen war. Jetzt war er ein Werkzeug der Dämonen. Der Mann neben ihm war Coerl O’Marn, der Ritter, dessen zurückhaltende Verehrung ihre Liebe zu ihm geweckt hatte. Mit beiden verbanden sie noch immer

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