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Das Orakel von Theran

Das Orakel von Theran

Titel: Das Orakel von Theran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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Karsh-Bergen aufgegangen, der neue Morgen zeigte sich erst in seinem ersten Dämmerlicht.
    Mythor sattelte Pandor und saß auf. Den Umhang verstaute er in der Satteltasche, wo auch der Harzbatzen und der letzte Samenzapfen vom Baum des Lebens untergebracht waren. Die Vorräte waren alle aufgebraucht. Es war hoch an der Zeit, sich etwas Essbares und Wasser zu beschaffen.
    Er schickte Hark auf die Jagd, und der Bitterwolf eilte hechelnd davon. Der Schneefalke kreiste hoch über ihm, aber sein Flug blieb ruhig. Er zeigte durch nichts an, dass sein scharfes Auge eine Beute erspäht hatte.
    Wasser! Mythor konnte nun an nichts anderes mehr denken. Seine Kehle war ausgedörrt, das Schlucken bereitete ihm Schwierigkeiten.
    Im Osten schienen die Karsh-Berge ganz nahe zu sein. Mythor glaubte sogar, einen schneebedeckten Gipfel zu sehen. Warum schneite es nicht?
    Auf der anderen Seite der Yarl-Straße braute sich wieder ein Sandsturm zusammen. Aber er war zu weit entfernt, als dass Mythor ihn hätte fürchten müssen.
    Vor ihm lag ein hügeliges Land. Es kam Mythor vertraut vor, aber er kam im Augenblick nicht dahinter, an welches Erlebnis aus seiner Jugendzeit es ihn erinnerte.
    »Pandor!« Mit diesem Ruf trieb er das Einhorn zu größerer Eile an. Horus war am dunstigen Himmel nicht mehr zu sehen. Hark hatte im Sand deutliche Spuren hinterlassen, denen Pandor folgte, aber der Bitterwolf selbst ließ sich nirgends blicken.
    War die Wüste wirklich tot? Lag dort im Süden, über den Felserhebungen, nicht ein Streifen Grün? Wenn es dort Pflanzen gab, dann musste auch Wasser vorhanden sein.
    Vielleicht war aber auch alles nur Einbildung. Mythor wusste, dass Hunger und Durst einem trügerische Bilder vorgaukeln konnten.
    Er zwinkerte, rieb sich die Augen, aber der Grünstreifen blieb. Er war schon ganz nahe.
    Und da wusste er auf einmal, welche Erinnerungen aus seiner Marn-Zeit er mit dieser Gegend verband.
    Es war einige Monde vor dem Zwischenfall gewesen, bei dem jener Yarl in Treibsand geriet und von dem Riesensandwurm aufgefressen wurde.
    Damals hatten die Marn unter Wassernot gelitten. Es hatte schon lange Zeit nicht mehr geregnet, die Zisternen waren ausgetrocknet, einige Marn verdursteten. Da entdeckte Mythor, der als einziger die Wehr auf den Rücken der Yarls verließ, eine Wasserstelle. Die Yarl-Führer vermochten jedoch nicht, die Tiere dorthin zu treiben, und Mythor konnte keinen Marn dazu bewegen, Churkuuhl zu verlassen und das Wasserloch aufzusuchen.
    Vielleicht wären die Marn damals allesamt umgekommen, hätten an der kleinen Oase nicht Händler gelagert, die Mythor dazu brachte, die Marn im Austausch gegen Waren mit Wasser zu versorgen. Heute, wenn er an Feuerauges Erinnerungen dachte und nicht mehr daran zweifelte, dass die Marn wie die Yarls Geschöpfe der Schattenzone gewesen waren, verstand er ihr Verhalten besser.
    Mythor erkannte diesen Teil der salamitischen Wüste an den aus den Dünen ragenden Felsen wieder. Dort entsprang eine Quelle, und sie war von einem kleinen Pflanzenhain umgeben.
    Es war keine Einbildung. Er erreichte die Felsen, sah den kleinen Teich und ließ sich von Pandors Rücken direkt in ihn hinunterfallen.
    Er lachte ausgelassen, als das Wasser beim Aufprall spritzte. Er wälzte sich in dem kleinen, flachen Gewässer herum und ließ sich das Wasser einfach in den Mund laufen.
    Erst als er seinen Durst gestillt hatte, suchte er das Ufer auf und ließ sich dort nieder. Er stützte sich mit den Armen auf und betrachtete sein Spiegelbild auf der sich glättenden Wasseroberfläche. Sein Wams stand weit offen und gab seine Brust frei.
    Da fiel sein Blick auf Fronjas Abbild. Es erschien ihm in diesem Moment wie ein Wunder, dass ihm dieses Geschöpf aus dem Wasser entgegenlächelte.
    Zum erstenmal konnte er die Tätowierung auf seiner Brust in einem Spiegel betrachten. Fronja schien zu leben; es war, als stehe sie ihm gegenüber. Das Verlangen, die Hand nach ihr auszustrecken und sie zu berühren, wurde übermächtig.
    Aber er besann sich noch rechtzeitig, dass er das Bildnis zerstören würde, wenn er mit seiner Hand das Wasser aufwühlte. Darum hielt er an sich und versank in der Betrachtung des überirdischen Spiegelbilds seiner Brusttätowierung.
    Fronja!
    Er sprach den Namen laut aus: »Fronja!«
    Aber da schienen sich ihre Gesichtszüge zu trüben, ihre Miene zu verdüstern. Das Wasser geriet in Wallung, ohne dass er es berührte. Die Luft war still, kein Windstoß brachte die

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