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Das Paradies am Fluss

Das Paradies am Fluss

Titel: Das Paradies am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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verspottet, die beiden gerieten in Streit und Mike hat ihm einen Faustschlag versetzt. Al stand immer gern am Steuerruder. Wegen des Schlages könnte er Übergewicht bekommen haben, nach hinten gestürzt sein und dabei die Ruderpinne nach Backbord verrissen haben. Ergebnis: Das Boot halst unabsichtlich. Der Mastbaum könnte Al über die Reling gestoßen haben. Mike würde sich schuldig und entsetzt gefühlt haben, und genauso hat er sich auch tatsächlich verhalten. Als Fred und ich an Deck kamen, versuchte Mike, den Rettungsring zu lösen, er warf ihn dann über die Reling und begann mit dem Mann-über-Bord-Manöver. Wir haben die ganze Nacht gesucht, doch wir haben Al nicht gefunden.«
    »Wie grauenhaft!«, murmelt Sophie, die sich die Geschichte in diesem neuen Licht vorstellt. »Wie absolut furchtbar für euch alle!«
    »Und jetzt vermuten Sie, dass Ihre Mutter das die ganze Zeit gewusst hat?«, fragt Oliver.
    Johnnie seufzt leise. »Das Problem ist, wenn man sich einer Sache sicher ist, dann kann man sich nicht vorstellen, dass ein Zweiter die Zeichen interpretiert. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, sie könnte glauben, Al und Juliet wären ein Paar gewesen. Eines erklärt das allerdings, nämlich warum meine Mutter schnell bereit war, Mikes Unfallschilderung zu akzeptieren. Man hätte doch meinen können, dass sie über Als Tod völlig aus der Fassung gerät, uns alle ins Verhör nimmt und jedem außer Al die Schuld gibt. Aber sie war sehr still und zurückhaltend. Falls sie glaubte, Al und Juliet hätten eine Affäre, dann wollte sie ihn sicherlich nicht bloßstellen oder Mike zu Geständnissen zwingen, die hätten peinlich werden können. Doch mir ist gar nicht in den Sinn gekommen, dass meine Mutter von der Affäre wusste, bis wir erfuhren, dass Jess kommen würde und Mutter sich so merkwürdig zu verhalten begann. Und selbst da habe ich zwei und zwei noch nicht zusammengezählt. Jess hat mir dann erzählt, meine Mutter sei in dem Glauben gewesen, ihr Vater sei Als Sohn gewesen und sie seine Enkelin. Aber jetzt vermute ich, dass meine Mutter damals von der Affäre wusste, jedoch angenommen hatte, Al und nicht Fred sei Juliets Liebhaber. Den kleinen Fred hätte sie nie mit Juliet in Verbindung gebracht. Doch Al machte keinen Hehl daraus, dass er Juliet begehrte, und wahrscheinlich hat es meine Mutter gewurmt, dass Juliet Mike den Vorzug vor ihrem Lieblingssohn gegeben hatte. Bestimmt hat sie mehr mitbekommen, als ich je geahnt habe. So vieles ist in diesem Sommer hier geschehen, im Seegarten. So langsam komme ich zu der Ansicht, dass sie sich im Lauf der Jahre ein kleines, imaginäres Dossier aufgebaut hat, um ihre wacklige Theorie zu unterstützen, Juliet habe Als Sohn zur Welt gebracht. Kein Wunder, dass sie so aufgeregt war, als Jess auf der Bildfläche erschien! Sie wünschte sich, dass sie schlussendlich recht behalten würde. Das wäre ihr wichtig gewesen. Deswegen hat sie sich für Jess diesen kleinen Test mit dem Foto ausgedacht und gehofft, dass sie Al über eine Ähnlichkeit mit ihrem Vater erkennen würde. Und die arme Jess, die noch mit ihrem eigenen Schrecken beim Anblick der Fotografie rang und versuchte, sich und Fred zu schützen, hat sie eher zufällig im Glauben gelassen, es wäre wahr. Mutter war so überglücklich! Aber dann hatte sie einen Anfall und ist gestorben, bevor die Wahrheit ans Licht kommen konnte.«
    »Wie außerordentlich, dass Jess zufällig auf Al gezeigt hat!«, meint Sophie. »Großer Gott, was für ein Durcheinander!«
    »Gott sei Dank hat sie nicht auf mich gezeigt«, sagt Johnnie. »Da hätte ich aber allerhand erklären müssen!«
    Angesichts seiner entsetzten Miene brechen sowohl Sophie als auch Oliver in Gelächter aus.
    »Wenigstens ist die arme Rowena in dem Glauben gestorben, Jess sei Als Enkelin und seine Gene würden weitergetragen. Das muss ihr viel bedeutet haben«, bemerkt Sophie.
    »Es hätte viel schlimmer kommen können«, schaltet sich Oliver ein. »Nach dem, was ihr mir über Rowena erzählt habt, würde sie wahrscheinlich eine Entschädigung für Jess verlangen, wenn sie noch leben würde.«
    »Du meinst, dass sie an meiner Stelle hier leben sollte?« Johnnie nickt. »Dann wäre die Wahrheit herausgekommen, und die arme Mutter wäre niedergeschmettert gewesen. Schlimm genug, dass Al von Mike ausgestochen worden ist – aber vom kleinen Fred? Ach, du meine Güte!«
    »Und Jess wird mit dem Ganzen fertig?«, erkundigt sich Sophie. »Ich meine, was für

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