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Das Paradies am Fluss

Das Paradies am Fluss

Titel: Das Paradies am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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lebend wiederzusehen, mit dem schmerzhaften Gedanken leben zu müssen, dass man bestimmt besser aufgepasst hätte, wenn man nicht so außer sich gewesen wäre! Gemma denkt an ihre Zwillinge, die heute mit Kate unterwegs sind, und Liebe, Angst und die Sehnsucht, sie zu beschützen, drücken ihr schmerzhaft das Herz zusammen. Ihr geht auf, dass Pa nicht einfach stur und wütend auf sie ist. Auch er versucht, sie – und die Jungs – vor den Folgen ihrer Handlungen zu schützen.
    Über die Menge hinweg, die sich an der Bar drängelt, schaut Oliver zu ihr und zwinkert ihr zu. Sie grinst, und ihr ganzer Körper entspannt sich plötzlich: Gott sei Dank, dass es Ollie gibt!
    »Ich komme irgendwann in den nächsten vierzehn Tagen nach Hause«, hatte sie am Telefon zu ihm gesagt. »Kannst du es irgendwie einrichten, dass du dann da bist? Dir irgendeinen Grund für einen Besuch ausdenken? Es würde so viel leichter, wenn du da wärst.«
    Und er war da und agierte als Puffer. Er bringt sie zum Lachen und kümmert sich um die Zwillinge, die ihn anbeten. Oh, er kann es sich leisten, zu tun, was er will; er schwimmt im Geld. Aber nicht jeder in seiner Position wäre so freundlich wie ihr großer Bruder.
    »Erzähl mir von Jess!«, sagt sie, als er sich wieder setzt. »Ich habe sie noch nicht kennengelernt. Sieht sie so toll aus, wie Pa behauptet?«
    »Sie ist auf jeden Fall ein Hingucker, aber nicht auf eine so offensichtliche Art. Sie hat sehr langes, dunkles rotbraunes Haar, und ihre Augen haben fast die gleiche Farbe. Ein sehr liebes, nettes Gesicht, dabei jedoch nicht geistlos. Sie wirkt aufgeweckt, munter und sehr lebendig.«
    Gemmas Augenbrauen schießen nach oben. »Na, das ist mal eine genaue Beschreibung! Ich kann sie fast vor mir sehen.«
    »Kate nimmt sie mit zu den Trehearnes. Erinnerst du dich an sie? Die verrückte Lady T. und der liebe alte Johnnie? Anscheinend kannten sie damals Jess’ Großeltern. Zu Anfang tat mir das arme Mädchen ziemlich leid, aber Jess ist vollkommen begeistert von allem. Ich mag sie sehr gern. Ein Jammer, dass sie so viel jünger ist als ich, doch so ist es nun einmal. Offensichtlich habe ich Unks Rolle übernommen, und es ist mir bestimmt, jedermanns Onkel zu sein.«
    »Ach, ich weiß nicht. Wenn ich gerade die Uni abgeschlossen hätte und mir meinen Weg noch suchen müsste, würde ich dich für einen tollen Fang halten.«
    »Ich stelle sie dir vor«, sagt er, »und dann kannst du ein gutes Wort für mich einlegen. Möchtest du noch etwas trinken?«
    Tom legt die Zeitung weg und wirft einen Blick auf die Armbanduhr. Es ist noch etwas zu früh für die Ein-Uhr-Nachrichten. Cass spielt Bridge, Oliver und Gemma sind zum Mittagessen ausgegangen, und er sollte sich eigentlich frei und entspannt fühlen. Doch stattdessen ist er mürrisch und gereizt. Im Moment hat er keine Lust, allzu viel zu denken. Gemmas Rückkehr und das Auftauchen von Jess haben alle möglichen Erinnerungen aufleben lassen, darunter auch gute. Er denkt gern an diese Zeit als junger Kadett zurück, bevor er Cass kennenlernte. Damals war er viel mit Johnnie Trehearne und Freddy Grenvile zusammen. Die Trehearnes waren sehr großzügige Gastgeber, und er fuhr oft mit Johnnie und Fred am Wochenende zu ihnen, als sie alle in Dartmouth die Marineakademie besuchten. Die drei waren gute Freunde geworden, obwohl er nie so scharf aufs Segeln war wie die anderen. Das ließ er sich natürlich nicht anmerken; es hat ihm ganz und gar nicht geschadet, ein enger Kamerad von Dickie Trehearnes Sohn zu sein, und er hat es ausgenutzt.
    Durch die Begegnung mit Jess ist ihm alles wieder eingefallen. Er war überwältigt von Juliet gewesen, aber sie interessierte sich eher für die älteren, für Al und Mike und Stephen Mortlake. Jetzt versucht er, sich nicht einzugestehen, dass er neidisch auf Olivers wachsende Freundschaft zu Jess und die Anziehungskraft seines älteren Sohnes auf Frauen ist. Außerdem ist Oliver sowieso zu alt für das Mädchen. Und er hat viel zu viel Geld. Es ist ihm immer ein Rätsel gewesen, warum der alte Onkel Eustace so beeindruckt von Oliver war, dass er ihn an seiner Firma beteiligt und ihm seine Anteile hinterlassen hat. Er hatte eine sehr hohe Meinung von Oliver. Und Oliver mochte Unk sehr gern.
    »Es ist nicht mehr dasselbe«, hatte er nach Unks Tod erklärt. »Das Geschäft macht einfach keinen Spaß mehr. Und die Firma ist viel zu groß geworden. Ich habe ein sehr gutes Angebot bekommen, und ich werde es

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