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Das Paradies am Fluss

Das Paradies am Fluss

Titel: Das Paradies am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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mit ihm gestorben. Als Tod liegt schon so viele Jahre zurück, doch die Vergangenheit ist noch frisch. Und jetzt ist diese junge Frau aufgetaucht, die genau wie ihre Großmutter aussieht, und hat die Geister mitgebracht.
    Wie erwartet klopft es an der Tür. »Herein!«, ruft sie verärgert, denn sie ist gedanklich noch bei ihrer ersten Begegnung mit Jess, dem strahlenden Gesicht des Mädchens und ihrer eifrigen Art. »Warte!«, faucht sie Johnnie an, als er das Tablett auf den Tisch am Fenster stellt. »Bis jetzt funktioniert mein Kopf nur zu einem Viertel.«
    Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach ihrem Hörgerät und ihrer Brille, und sie setzt ihr Gebiss ein und starrt ihn wütend an, als wäre es seine Schuld, dass sie zweiundneunzig ist. Johnnie lächelt ihr nur zu; genau wie sein Vater ist er gutmütig, liebenswert und geduldig. Und ganz wie sein Vater treibt er sie damit in den Wahnsinn.
    Er gießt ihr Tee ein, weil er weiß, dass ihre Hände zittrig sind, und auch das irritiert sie. Er weiß es, aber er kann nicht anders.
    »Jess kommt nachher«, sagt er – sagt es unnötigerweise, denn Rowena hat die Stunden gezählt. »Ist es nicht toll, dass sie bleiben wird? Die alte Hütte hat ihr wirklich gefallen, was?«
    Genau wie sein Vater, eine Plattitüde nach der anderen – »sag mir etwas, das ich noch nicht weiß«, hat Al das einmal kommentiert und sie damit zum Lachen gebracht –, aber weil Johnnie sich auf Jess’ Besuch freut, spürt sie eine plötzliche Wärme für ihn in sich aufsteigen. Lächelnd greift sie nach ihrer Teetasse und bedankt sich mit einem leichten Nicken.
    Er geht hinaus und überlässt sie der Stille, dem Fluss und dem Tee. Vorsichtig nimmt sie die Tasse, denn sie rechnet damit, dass ihre Hand zittert, setzt sie behutsam an die faltigen Lippen und nippt an dem heißen, belebenden Getränk. Es klappert, als sie sie auf die Untertasse zurückstellt, aber ihre Gedanken sind wieder bei der Kleinen. Sie sieht, wie sie ins Haus tritt, sich über den großen Topf mit Spindelstrauch-Zweigen im Foyer begeistert auslässt, sich an der Aussicht erfreut und dann im Seegarten verstummt, als sie zur Circe aufsieht und über die Balustrade zu den großen Brücken und zum Meer hinausschaut.
    »Kate hat versucht, es mir zu beschreiben«, hat sie gesagt, »und dann hatte ich so eine Art Vision davon …«
    »Vision?«, hat sie schnell gefragt, zu schnell.
    Jess hat sie halb verblüfft, halb verlegen angesehen. »Tom hat mir von den wunderbaren Partys erzählt, die Sie hier in seiner Jugend veranstaltet haben«, hat sie erklärt, »und einen winzigen Moment lang habe ich den Garten voller Lichterketten gesehen und die Mädchen in hübschen Kleidern und die Männer in Uniform.«
    Jetzt nickt Rowena und erinnert sich. Ja, genauso war es. Warme Sommerabende, der gerade aufgegangene Mond und das blasse, falterartige Flattern der Kleider der Mädchen vor den dunklen Silhouetten ihrer Gefährten in schicken Abendanzügen oder Uniformen. Und Alistair, der sich unter ihren Gästen bewegt: lässig-elegant und amüsant. Die Mädchen stürzt seine Anwesenheit in Aufregung, und ihren Männern schmeichelt seine Aufmerksamkeit. Er war zu intelligent, zu scharfsinnig, um so geliebt zu werden wie Johnnie – oder sein Vater vor ihm. Nein, Als magnetische Anziehung war wie eine elektrische Spannung, die Licht, Wärme und Kraft erzeugen konnte. Man konnte sich auch daran verbrennen, aber sie war unwiderstehlich.
    Mike Penhaligon und er waren Spießgesellen.
    »Wir gehen auf die Jagd, Mutter«, pflegte er zu sagen und beugte sich beiläufig zu ihr herunter, um sie zu küssen. »Wartet mit dem Schlafengehen nicht auf uns!« Und sie lachte dann, stachelte ihn noch an und sonnte sich in seiner Kraft und Schönheit, und Mike, der hinter ihm stand, lachte ebenfalls. Sobald die beiden fort waren, wirkte der Raum gleich ein wenig dunkler und kleiner, und Dickie ärgerte sie, indem er eine Bemerkung darüber machte, Al sei bei Weitem zu clever und neige zum Größenwahn. Natürlich war er eifersüchtig auf seinen älteren Sohn. Der ruhige, sanfte Johnnie entsprach eher seinem Geschmack.
    Rowena schenkt sich Tee nach. Die Porzellantülle der Teekanne klirrt hell gegen die eierschalendünne Teetasse, sodass Tee auf die Untertasse schwappt. Sie verzieht das Gesicht, greift nach einem Papiertaschentuch und wischt ihn auf. Nichts passiert. Sie sieht wieder in die Vergangenheit, erinnert sich daran, wie Mike ihnen Juliet

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