Das Paradies am Fluss
meint.
»Ich musste vorhin auch daran denken. Immer, wenn wir diese Strecke fahren, so wie heute, fällt es mir wieder ein. Durch Cornwood und Wotter und über die Cadover-Brücke. Ich erinnere mich, wie deine Scheinwerfer in meinem Rückspiegel aufgeblitzt sind und ich gehofft habe, du wärst es, aber Angst hatte anzuhalten, falls es doch jemand anders wäre.«
»Und weißt du noch, wie wir das Boot in Fowey geholt haben?«
Sie lacht. »Natürlich. Damals warst du ziemlich romantisch.«
»Es hat doch Spaß gemacht, oder?«, beharrt er. »Wir haben diese Reisen genossen, wenn wir Boote abgeholt und ausgeliefert haben und zusammen auf See waren; damals, bevor die Jungs kamen.«
Leicht verwirrt sieht sie ihn an. »Ja, das war schön. Warum?«
Er wirkt nachdenklich und schüttelt den Kopf. »Nichts. Nur so eine kleine Idee.«
»Wir sollten fahren«, sagt sie. »Hast du den Hausschlüssel? Komm, sonst sind wir zu spät dran!«
»Ich finde das empörend«, sagt Tom. »Er ist seit fünf Tagen wieder im Lande und hat nicht einmal die Höflichkeit besessen, uns zu besuchen. Wir haben uns einen Monat um seine Frau und seine Kinder gekümmert …«
Er hat den ganzen Tag draußen gearbeitet und Laub gefegt. Sein uralter marineblauer Pullover löst sich an den Manschetten auf, und seine alte Cordhose ist an den Knien fadenscheinig. In seinen dicken weißen U-Boot-Socken steht er mit dem Rücken zum Spülbecken und hat die Arme vor der Brust verschränkt. Cass brüht Tee auf, und er weiß, dass er ihr im Weg steht, aber er macht keine Anstalten, sich vom Fleck zu rühren. Stämmig, unverrückbar und mit vorgerecktem Kinn steht er da.
»Ach, um Himmels willen!«, ruft Cass aus und stößt mit Absicht gegen seinen Ellbogen, als sie nach dem Zucker greift. »Sie ist schließlich unsere Tochter. Die Jungs sind unsere Enkel. Hör auf zu reden wie eine unverheiratete viktorianische Tante. Guy und Gemma müssen ihre Probleme lösen. Wie sollen sie das hier in unserer Gesellschaft fertigbringen? Benutz doch deinen Verstand!«
»In der Chapel Street sind sie gewesen.«
»Aber Kate ist nicht da, oder?«
»Das hat Guy ja nicht gewusst.«
Cass verdreht die Augen und gießt den Tee ein. »Kate ist seine Mutter. Natürlich ist er zuerst dorthin gegangen. Genau wie Gemma zu uns gekommen ist. Wie hättest du dich denn gefühlt, wenn Gemma zuerst zu Kate gegangen wäre, als sie und die Jungs nach Hause gekommen sind? Es war reiner Zufall, dass Oliver dort war. Und außerdem, was macht das schon, solange die beiden sich wieder einig werden? Das wolltest du doch, oder?«
Tom schweigt und versucht, einen gewaltigen Anfall von selbstgerechtem Zorn zu überwinden. Er hat das Gefühl, dass Gemma sie alle betrogen und belogen hat: Sie hat sie in dem Glauben gelassen, sie wäre noch bei Debbie, obwohl sie mit Guy zusammen war, und dann sind die beiden in die Chapel Street gefahren, statt nach Hause ins Pfarrhaus zu kommen.
»Sie ist keine zwölf mehr«, sagt Cass. »Sie ist eine verheiratete Frau mit Kindern. Willst du jetzt einen Tee oder nicht?«
»Genau das habe ich gesagt, als sie nach Hause flüchten wollte«, schreit er empört und ignoriert den Tee. »Dass sie Verantwortung für sich selbst und ihre Ehe übernehmen und nicht zu uns gelaufen kommen soll, wenn sie an der ersten Hürde scheitert.«
»Ist das hier ein Privatkrieg?«, fragt Oliver von der Tür aus. »Oder kann man noch mitmachen? Wollte nur sagen, dass ich jetzt zu diesem Rugbyspiel fahre. Bis später.«
Ehe Tom antworten kann, ist er schon verschwunden. Cass läuft zur Tür.
»Richte Guy aus, dass wir uns freuen würden, ihn zu sehen, falls er es vor seinem Rückflug einrichten kann«, ruft sie ihm nach. »Vielleicht morgen zum Mittagessen, mit den Zwillingen?« Oliver hebt eine Hand, um ihr zu bedeuten, dass er verstanden hat, und Cass geht wieder in die Küche.
»Falls er es einrichten kann«, schnaubt Tom. »Mir fällt auf, dass wir nicht mit unseren Enkeln und den Trehearnes zu diesem Spiel eingeladen sind.«
»Die Jungs spielen doch gar nicht.« Cass setzt sich an den Tisch. »Will spielt. Jess und Sophie gehen auch hin, und es ist eine Gelegenheit für die jungen Leute, zusammen zu sein.«
»Und was ist mit Johnnie?«, verlangt Tom sofort zu wissen. »Ich wette, er ist auch mit von der Partie.«
»Wahrscheinlich«, antwortet Cass müde. »Was ist dein Problem, Tom? Nach den paar SMS zu urteilen, die Gemma an Oliver geschickt hat, sieht es aus, als würde
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