Das Paradies ist woanders! (German Edition)
beobachtet, etwas, was ein Hinweis sein könnte, wie ihm das gelungen ist?“
Joshua lässt die einzelnen Tage, die er in der Villa verbracht hat, noch einmal in seinen Gedanken vorbeiziehen. Aber zunächst fällt ihm nichts ein, was diese Frage beantworten könnte. Er hat „El Jefe“ nie persönlich gesehen, er weiß genau genommen nicht einmal, ob er sich überhaupt in der Villa aufgehalten hat, als er selbst dorthin gekommen ist. Er schüttelt kurz den Kopf, doch dann kommt ihm ein Gedanke.
„Haben sie vielleicht ein Bild von ihm? Ich meine, ein Foto, etwas, worauf man sein Gesicht sehen kann, auf dem man erkennen kann, wie er jetzt aussieht?“
Bedauernd schüttelt Chefinspektor Miles den Kopf, doch jetzt meldet sich Carlos zu Wort.
„Doch, eines haben wir. Vielleicht nicht ganz aktuell, aber er war im letzten Sommer auf einer Party in Mexiko City. Dort hat man ihn, gemeinsam mit anderen prominenten Personen, fotografiert. Warte, ich werde es heraussuchen.“
Chefinspektor Miles hat von all dem, was Carlos da sagt, kein Wort verstanden, denn der Soldat hat Joshua auf Spanisch angesprochen. So zuckt er ein wenig hilflos mit den Schultern, sieht irritiert zu Joshua herüber. Dieser lächelt jetzt, als er die Verwirrung des amerikanischen Polizisten bemerkt.
„Ich glaube, wir haben uns inzwischen daran gewöhnt, Inspektor, da ist es gar nicht mehr so leicht, das abzulegen!“
Erklärend fügt er dann, ebenfalls auf Englisch, hinzu: „Carlos hat ein passendes Foto für mich!“
Endlich hat dieser die Fotographie gefunden, reicht dem Jungen das Bild herüber. Joshua muss nur einen Blick darauf werfen. Er erkennt den Mann sofort. Den Mann, der die Villa in der Nacht verlassen hat, in der zweiten Nacht, nachdem er dort angekommen ist. Als er dies berichtet, scheint Carlos sich an etwas zu erinnern.
„Natürlich, wieso ist uns diese Möglichkeit nur nicht eingefallen ... ,aber selbst wenn. Wir hätten ihn doch nicht aufhalten können. Verdammt!“
Jetzt sehen Joshua und die beiden Polizisten sich erstaunt an. Sie verstehen gar nichts, obwohl Carlos Englisch gesprochen hat. Als dieser die Verwirrung bemerkt, beeilt er sich, alles zu erklären.
„Zwei dunkle Vans, amerikanische Bauart, verspiegelte Scheiben, richtig?“
Als er sieht, dass Joshua nickt, fährt er fort.
„Die mussten wir passieren lassen, in dieser Nacht ... Diplomatenfahrzeuge! Verdammt!“
Verwunderte Blicke, besonders Joshua weiß nicht, was er davon halten soll, bis Chefinspektor Miles es ihm erklärt.
„Immunität, mein Junge. Diplomaten stehen außerhalb des Zugriffs durch die Ordnungskräfte, auch die Soldaten müssen das respektieren, sonst bekommen sie großen Ärger mit den höchsten Regierungsstellen.“
Aber Joshua schüttelt nur verwundert den Kopf.
„Wie kann das denn sein, ich meine, woher haben sie diese Fahrzeuge, wer hat das organisiert?
Es muss doch jemanden geben, der dem Kartell hilft, wenn man ihnen diese Autos zur Verfügung stellt, oder?“
„Ja, mein Junge, und genau das ist unser großes Problem. Darüber werden wir mit den Leuten im Ministerium sprechen müssen, an dieser Stelle sind wir nämlich machtlos. Das wird dann auf politischer Ebene geregelt. Doch das ist eine andere Geschichte, eine, die du nicht zu lösen hast. Irgendwer wird einen Kuhhandel machen, so, wie das immer ist. Und kurze Zeit später ruft man dann wieder nach der Polizei und dem Militär, um den Drogenhandel in den Griff zu kriegen. Man verfasst neue Gesetze, und verhängt höhere Strafen bei den kleinen Dealern und Junkies. Nun ja, das sind schließlich diejenigen, die man erwischt. Wir sollen unseren kostbaren Kopf hinhalten, weil keiner der sauberen Herren dort oben es wagt, diplomatische Verstimmungen auszulösen. Das Problem werde wir so nicht lösen, auch wenn wir einige der kleineren Fische gefangen haben.“
Das was der Inspektor da von sich gibt, klingt nicht sehr hoffnungsvoll. Eine Weile schweigen alle im Raum. Dann räuspert sich der Polizist einmal kurz, gibt seinem Assistenten ein kurzes Zeichen.
„O.K., Joshua, du hast deine Sache zumindest gut gemacht, du hast uns dabei geholfen, einige Dinge aufzuklären. Es werden viele Köpfe rollen, drüben in Mexiko, auch Senora Esteban muss ihren Stuhl räumen und tauscht ihr Büro mit einer Zelle. Einiges ist gelungen, auch wenn wir letztendlich nicht alles erreichen konnten, was wir wollten.
„El Jefe“ ist uns noch nicht ins Netz gegangen, aber irgendwann, das
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