Das Paradies ist woanders! (German Edition)
verspreche ich dir, irgendwann bringen wir auch ihn zur Strecke. Doch nun zu einem anderen Thema, einem, was dich betrifft, und was dich wahrscheinlich im Moment noch mehr interessieren wird.“
Watkins reicht seinem Vorgesetzten eine dicke Akte herüber, welche dieser mit einem Nicken entgegennimmt.
„Also, Joshua. Du hast uns einen Gefallen getan, wir tun dir ebenfalls einen. Das heißt, eigentlich haben wir bereits alles geregelt. Die Straftaten, die man dir vorgeworfen hat, wurden entfernt, wir vergessen die Fahrt unter Drogeneinfluss, den Autodiebstahl und alles andere. Hier steht lediglich, dass man dich mit einer Überdosis Medikamenten im Blut aufgefunden hat, und dass du in einer Spezialklinik behandelt wurdest. Die Anzeige wegen Autodiebstahls wurde übrigens zurückgezogen, nachdem einige meiner Männer eine Razzia in der Disco durchgeführt haben, in der man dir das Zeug wohl untergeschoben hat.
Ich glaube, der Besitzer war letztlich froh, dass wir ihm den Laden nicht dicht gemacht haben!“
Joshua nickt, er hat sich schon so etwas ähnliches gedacht. Die DEA arbeitet mit allen möglichen Tricks, um ihre Ziele zu erreichen.
„Also, du siehst, es ist alles geregelt, du musst dir keine Sorgen mehr machen. Sollte später einmal jemand nachfragen ... , es ist alles so, wie es sein sollte.“
Hier macht der Inspektor eine kurze Pause, scheint noch einmal überlegen zu müssen.
„Hör zu, du bist ein kluger Junge, ich denke, dir ist bereits klar, dass all das, was du erlebt hast, alles, was in Mexiko passiert ist, oder auch hier bei uns, niemals nach außen dringen darf. Solltest du das einmal vergessen, Joshua, werden wir dich daran erinnern. Und das wird, unter Umständen, auf eine nicht besonders freundliche Art sein. Du verstehst, was ich dir damit sagen will?“
Er nickt kurz. Natürlich, er hat nichts anderes erwartet! Er sieht dem Chefinspektor jetzt direkt ins Gesicht.
„Darf ich dann jetzt gehen?“
Der Mann ihm gegenüber nickt einmal, schließt die Akte, die vor ihm liegt und reicht sie an Watkins zurück.
„Selbstverständlich! Du kannst gehen, du bist frei, Joshua, es liegt nichts gegen dich vor.
Allerdings werden wir dich wohl besser fahren, es sind ein paar Meilen. Ich denke, du hast nichts dagegen?“
Joshua schüttelt den Kopf, dann erhebt er sich und wendet sich noch einmal Carlos zu.
Er muss schwer schlucken, hätte nicht gedacht, dass ihm der Abschied von diesem Mann so schwer fallen würde. Auch Carlos wirkt ein wenig verlegen, als sie sich nun ein letztes Mal gegenüberstehen.
„Ich wünsche dir viel Glück, Joshua.“
Carlos spricht ihn wieder auf Spanisch an, und er ist ihm dankbar dafür, denn der Inspektor muss nicht unbedingt verstehen, was gesprochen wird.
„Ich dir auch, Carlos. Ich danke dir für alles ... , dafür, dass ihr auf mich aufgepasst habt ... Rico hat mir das Leben gerettet, ich ...“
Er sieht den Soldaten bittend an, hofft, dass dieser ihm doch noch sagt, was mit Rico passiert ist, ob er lebt, oder ... Diesen Gedanken schiebt er jetzt ganz weit fort.
Carlos entgeht der Blick des Jungen nicht, er weiß genau, was Joshua von ihm wissen will. Er zögert einen Moment, bevor er antwortet.
„Er lebt, Joshua. Er lässt dich grüßen, und er entschuldigt sich bei dir ... , für all das, was er dir angetan hat. Aber es war nötig, wenn du verstehst, was ich damit sagen will.“
Dann nickt Carlos ihm noch einmal kurz zu, verabschiedet sich von den beiden Inspektoren und ist im nächsten Moment auch schon zur Tür heraus. Joshua sieht ihm noch lange hinterher, er ist völlig in seine Gedanken versunken, als jemand ihn an der Schulter berührt.
„Wir sollten dann aufbrechen. Wir holen unten deine Sachen ... , ich meine, die Kleider, Schuhe, eben alles, was dir gehört ... Dann fahren Watkins und ich dich zu deiner Unterkunft an der Highschool zurück.“
Früher Morgen
Es ist ein freundlicher, klarer Morgen, der Himmel ist wolkenlos, strahlend blau. Die Luft ist kühl, erfrischend. Der Sommer, mit seiner großen Hitze, nur noch eine Erinnerung.
Der dunkelgraue Van rollt langsam durch die Einfahrt. Er hält vor dem Eingang des Gebäudes, der Fahrer steigt aus, entfernt sich ein paar Meter vom Wagen. Er bleibt in der Nähe stehen, scheint auf etwas zu warten. Er betrachtet den Himmel, sieht zum Horizont, wo man die Umrisse einer Bergkette erkennen kann.
„O.K., Joshua, das war’s dann wohl ...”
Chefinspektor Miles weiß in diesem
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