Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
Vom Netzwerk:
diesen trockenen Wein.« Er zwinkerte seinem Sohn zu. »Christopher ist zum Glück meiner Meinung. Obwohl … die meisten Leute lieben immer noch die süßen Weine.«
    Â»Alles verändert sich«, erwiderte Hannah, und man konnte unschwer erkennen, dass sich diese Bemerkung nicht auf den Wein bezog.
    Liebevoll legte Sophie ihrer Tochter die Hand auf den Arm. »Erzähl uns, was dich bedrückt, mein Liebes. Du weißt, wir werden alles tun, was uns möglich ist, um dir beizustehen.«
    Hannah biss sich auf die Lippen, dann stieß sie hervor: »George betrügt mich! Er hat eine Liaison. Seit einem Dreivierteljahr bereits!« Ihre Augen, von dunklem Violett, das an späte Veilchen erinnerte, schwammen in Tränen. »Seit … seit ich vor anderthalb Jahren wieder ein Baby verloren habe, ist er so schrecklich kühl. So reserviert und ablehnend. Inzwischen ist mir klar, warum: Er sucht sein Glück bei anderen Frauen! Seine jetzige Favoritin ist gerade mal einundzwanzig Jahre alt und arbeitet in einem Varieté in Soho.«
    Â»Ja aber …« Karl schüttelte den Kopf.
    Â»Sie ist Tänzerin, Papa! Und – sie könnte Georges Tochter sein! Doch das stört wohl weder sie noch ihn.« Jetzt rannen die Tränen ungehemmt über ihre Wangen. »Ich kenne George nicht wieder! Er ist nicht mehr der Mann, den ich geheiratet habe.« Sie biss sich auf die Lippen. »Ich fahre nicht zurück zu ihm!«
    Bestürzt sahen die vier anderen sich an. Niemand sagte zunächst etwas. Sophie fing sich als Erste, sie stand auf und nahm ihre Tochter in die Arme. Sanft wiegte sie die heftig Weinende hin und her – so, wie sie das kleine Mädchen Hannah einst getröstet hatte.
    Karoline und Christopher schwiegen betreten. Karl Ruhland räusperte sich mehrmals, er fühlte sich dieser Situation nicht gewachsen. Wenn George hier gewesen wäre, sähe alles anders aus. Dann hätte er den Ehebrecher zur Rede gestellt, hätte ihm die Leviten gelesen und alles versucht, um die Ehe seiner Tochter zu retten.
    Doch so waren ihm zunächst die Hände gebunden. George lebte Tausende von Meilen entfernt in London. Die Bankiersfamilie Davenshire bewohnte ein elegantes, großzügiges Stadthaus ganz in der Nähe des Kensington-Palastes. Vier Stockwerke boten reichlich Platz für Alexander Davenshire, den fast achtzigjährigen Patriarchen, und für Hannah und George. Georges Eltern lebten nicht mehr, sie waren vor fünf Jahren bei einem Schiffsunglück im Ärmelkanal ums Leben gekommen. Ein tragisches Geschick, das den alten Davenshire bewogen hatte, sich aus den Geschäften zurückzuziehen und sich nur noch der Pferdezucht zu widmen.
    Seither leitete George das Bankenimperium, er expandierte, eröffnete drei Filialen in Indien und zwei in Afrika. Neben der alteingesessenen Lamberts Bank war die Davenshire Bank in Kapstadt inzwischen eines der bedeutsamsten privaten Bankhäuser.
    Der Reichtum der Familie mehrte sich von Jahr zu Jahr. Aber was nützte alles Schaffen, wenn es keinen Erben für das Bankenimperium gab?
    Hannahs Weinen ging in verhaltenes Schluchzen über. »Ich kann ihn nicht halten«, sagte sie leise und biss sich kurz auf die Lippen. »Er … er will einen Sohn. Unter allen Umständen. Aber den kann ich ihm nicht schenken. Deshalb hat George wohl seine Affären.«
    Â»Aber doch nicht mit einem Mädchen vom Ballett«, warf Karoline ein. Sie schüttelte den Kopf. »Das ist unter seinem Niveau.«
    Â»Ach, meine liebe Karoline …« Hannah sah die Schwägerin beinahe mitleidig an. »Du lebst hier so behütet wie eine Prinzessin im Elfenbeinturm. Du ahnst ja nicht, was es alles gibt!«
    Karoline schüttelte sacht den Kopf. »Ich bin nicht weltfremd, glaub das ja nicht«, erwiderte sie. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass George sich unter seinem Niveau amüsiert. Es will mir einfach nicht in den Kopf.«
    Â»Er ist verzweifelt. Er braucht einen Sohn.« Hannah zuckte mit den Schultern. »Und dieses Mädchen wird ihm vielleicht den langersehnten Erben schenken. Sie ist schwanger. George hat ziemlich genaue Zukunftspläne mit diesem Kind.« Sie begann erneut zu weinen, und es dauerte ein paar Minuten, ehe sie in der Lage war, weiterzusprechen: »Sie soll das Kind bekommen – und ich soll es dann großziehen. So, als wäre es mein

Weitere Kostenlose Bücher