Das Paradies liegt in Afrika
auf seine Brust hauchte. Christopher blieb ruhig liegen, nur seine Finger glitten sacht über Karolines Schultern, über ihren Rücken, blieben dort liegen â und verstärkten langsam ihren Druck, bis sie nachgab und sich sacht auf ihn setzte.
Mit zurückgelegtem Kopf, das Haar wie einen hellen, seidig glänzenden Schleier im Rücken, begann sie sich auf ihm zu bewegen. Behutsam erst, dann rascher und immer rascher.
»Du!« Nur dieses eine kleine Wort, doch es enthielt all ihre Liebe, drückte das Glück aus, das sie an Christopher Ruhlands Seite empfand.
»Immer nur du«, gab er leise zurück. »Ich bin so dankbar für dieses Leben mit dir. WeiÃt du noch, wie alles begann?«
»Wie könnte ich diesen Augenblick vergessen?«
»Es war vor genau sieben Jahren und vier Monaten.«
»Auf Hannahs Hochzeit.«
»Du warst schöner als alle anderen, viel schöner sogar als die Braut. Ich hab dich gesehen â und war verloren.«
»Und ich hab gedacht: So ein fescher Kerl! Den musst du dir näher ansehen!« Karoline lachte leise. »Was ich ja dann auch getan habe! Sehr zum Missfallen meines Begleiters.«
»Er war aber ein schneidiger Dragoner. Und ich war rasend eifersüchtig auf ihn.«
»Davon hab ich leider nichts bemerkt. Aber es stimmt, er sah schon sehr gut aus. Und Papa hatte so gehofft, dass aus ihm und mir einmal ein Paar würde.«
»Aber du hast mich genommen. Liebes, kluges Mädchen!« Er lachte zärtlich.
»Du hast so ausdauernd um mich geworben â was blieb mir da anderes übrig?«
Christopher lachte leise. »Ich war mehr bei euch auf dem Gut als daheim. Vater wurde schon ungeduldig. Aber auch er war vom ersten Moment an von dir begeistert und hat verstanden, dass ich so oft wie möglich bei dir sein wollte.«
Die kleine Eidechse hatte Gesellschaft von einem Artgenossen bekommen, die Tierchen sonnten sich ebenso wie die beiden Menschen, die dicht aneinandergeschmiegt im Moos lagen und ihren Erinnerungen nachhingen.
»Ich weià noch genau, welches Kleid du auf dem Hochzeitsfest getragen hast«, sagte Christopher. »Es war aus hellblauem Batist und hatte ein breites Seidenband in der Taille. Seidenblumen waren am Rock befestigt, du hast ein blaues Band im Haar gehabt und eine kleine blaue Tasche, die auch aus blauer Seide gearbeitet war.«
»Das war ein Modell, das unsere Schneiderin einem Entwurf aus Paris nachempfunden hat.« Karoline blinzelte in den hellen Himmel. »Ich war sehr stolz darauf und â¦Â«
»⦠und hast mich damit bezaubert.« Er richtete sich ein wenig auf und küsste erst ihre Lippen, dann wanderte sein Mund weiter und liebkoste ihre nackten Brüste. »Du bezauberst mich immer noch«, flüsterte er. Dann hob er den Kopf und sah sie ernst an. »Ich möchte so gern mit dir alt werden, mein Engel.«
»Das werden wir.« Sie legte beide Arme um seinen Nacken und zog Christopher enger zu sich. »Wir werden alt und grau zusammen â und wir werden uns auch dann noch lieben. Versprich es mir.«
»Ich schwöre es.«
5
I hr habt zu lange gezögert, mein Auftraggeber ist nicht mehr interessiert.« Ein mokantes Lächeln glitt für eine Sekunde über das blasse Gesicht des Mannes im schwarzen Anzug. Er erhob sich und deutete eine knappe Verbeugung an. »Ich darf mich empfehlen.«
»Aber ⦠nein! Ihr müsst bleiben!« Madeleine Lammersburg sprang auf und stieà dabei den Weinkrug um. Die helle Flüssigkeit ergoss sich über den blankgescheuerten Holztisch und zum Teil über ihr Kleid. Mit zitternden Fingern versuchte sie, den blauen Stoff zu säubern.
»Madame, ich darf um etwas mehr Contenance bitten. Wir erregen Aufsehen.« Der Mann, der Madeleine um Haupteslänge überragte, presste die Lippen zusammen. Seine buschigen Augenbrauen, die ebenso schwarz wie sein Haar waren, zogen sich vor Unmut zusammen. Es war Edward Brownsfield sichtlich peinlich, sich in dieser heruntergekommenen Wirtschaft aufhalten zu müssen. Doch noch peinlicher wäre es gewesen, mit dieser Frau in einem vornehmen Restaurant gesehen zu werden. Niemand, der Madeleine Lammersburg heute sah, hätte ahnen können, dass sie einst eine Schönheit und wohlhabend gewesen war. Alles an ihr zeugte von Armut und Verbitterung.
Mit fahrigen Bewegungen strich sie sich eine Haarsträhne aus der Stirn.
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