Das Paradies liegt in Afrika
Sitzen eine Verbeugung an. »Sie sind sehr gütig, Madame. Aber vielleicht schauen Sie sich erst einmal meine Heimatstadt an. Es sind nur wenige Meilen von hier bis Bloemfontein. Unsere Farm liegt am südlichen Stadtrand, sie heiÃt Sweet Gardens und ist sehr bekannt.«
»Wir kommen sicher einmal vorbei.«
24
E in Trupp berittener englischer Soldaten ritt an der Kutsche vorüber, die in Richtung Osten die Stadt verlieÃ.
»Sie kontrollieren wieder die Diamantfelder«, sagte David, der auf dem Kutschbock saÃ. Besorgt sah er den Rotröcken nach. »Ich fürchte, es wird auf Dauer Ãrger geben. Die Engländer wollen die absolute Macht im Land erringen â wenn es sein muss, mit Gewalt.«
»Sie sorgen aber auch für Recht und Ordnung. Seit sie die Diamantfelder besetzt haben, gibt es nicht mehr so viele tödliche Duelle zwischen den Männern, die so verzweifelt nach den wertvollen Steinen graben«, gab Karoline zurück. Sie saà in einem offenen Landauer und genoss es, dem Lärm und Gestank, die in New Rush herrschten, für eine Weile entfliehen zu können. Und die Tatsache, dass sie immer wieder Soldaten begegneten, verlieh ihr eine gewisse Sicherheit.
»Es ist schade, dass Hannah und Frederic nicht mitgekommen sind«, meinte sie, als sie sich der Stadt näherten.
David antwortete nicht, er gestand sich insgeheim ein, dass es ihm gut gefiel, eine Weile mit Karoline allein sein zu können. Frederic Horseley traf sich an diesem Tag mit den Brüdern de Beer, es war so gut wie sicher, dass sie ihm einen gewissen Anteil an ihren Minen verkaufen würden.
Karoline hatte ihre Zweifel daran, dass dieses Geschäft so lukrativ sein würde, wie Frederic es sich erhoffte. Da sie jedoch von derlei Transaktionen nichts verstand, behielt sie ihre Bedenken für sich.
Bloemfontein war ein beschaulicher Ort, der Karoline sofort bezauberte, denn es gab viele Parks, in denen es grünte und blühte; die Häuser wirkten gepflegt, die StraÃen waren sauber.
»Bevor wir zu den van Houwens fahren, möchte ich mich erst mal im Ort umschauen«, hatte Karoline gesagt, und so fuhren sie eine Stunde lang durch die Ortschaft, die inmitten einer trockenen Hochebene lag. In der Stadt selbst jedoch herrschte kein Wassermangel, denn die Gründerväter hatten es geschafft, das Quellwasser der Bloemfontein in kleine Kanäle zu lenken und Zisternen anzulegen.
Beeindruckend fand Karoline den First Raadsaal , das älteste Gebäude der Stadt. Aber auch der Fourth Raadsaal mit seiner gigantischen Kuppel war sehenswert. Hier war das Parlament eingerichtet worden und tagte regelmäÃig.
»Wenn wir die St. Georgeâs Street noch ein Stück hinunterfahren, kommen wir zur Quelle«, sagte David. »Möchtest du dahin?«
»Natürlich!« Karoline lehnte sich entspannt zurück. »Woher weiÃt du das übrigens?«
»Ich habe Pieter gefragt, bevor er aus New Rush abgefahren ist.« Er drehte sich kurz zu ihr um. »Ich weià doch, wie interessiert du an allem Neuen bist!« Er nahm die Zügel auf, das Kutschpferd verfiel in einen raschen Trab.
Karoline genoss es sehr, sich ungestört und in Ruhe die Stadt ansehen zu können, die noch keine vierzig Jahre alt war. Im Jahr 1840 entdeckte der Voortrekker Johannes Brits an dieser Stelle eine Quelle, die von wilden, süà duftenden Nelken umgeben war. Er nannte die Stelle »Blumenquelle« â und schon rasch wurde der Ort besiedelt. Schon jetzt besaà er etliche bedeutsame Gebäude, die von herausragender architektonischer Schönheit waren! Das Haus, an dem sie gerade vorbeifuhren, besaà an der linken Seite einen von sieben hohen Bögen gezierten Ãbergang zum Nachbarhaus.
Flüchtig überlegte Karoline, ob es nicht hübsch aussähe, auf Hopeland oder besser noch auf Summerset auch einen Arkadengang anzulegen. Doch gleich darauf verwarf sie den Gedanken wieder. Es gab so viel Wichtigeres, das sie anschaffen mussten, wenn die Rotweinproduktion erst einmal richtig anlief! Ihre Gedanken schweiften ab und gingen in die Zukunft. Wenn all das gelang, was sie heimlich plante, wenn sie Hopeland zum führenden Rotweinproduzenten der Kapregion machen könnte ⦠Das laute Rufen eines Gelbschnabeltokos, der ganz in der Nähe in einem Baum saÃ, riss sie aus ihren Gedanken. Fasziniert sah sie zu, wie der groÃe Vogel auf einmal zur
Weitere Kostenlose Bücher