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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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befindet?«
    Â»Mit den Buren? Aber die meisten von denen leben doch weiter nordöstlich im Hinterland!«
    Â»Ja, sie haben sogar eine eigene Republik gegründet.« Victor ließ keinen Zweifel daran, dass er dies nicht gutheißen konnte. »Sie haben sie die ›Südafrikanische Republik‹ genannt.«
    Â»Das ist doch in Ordnung, oder meinst du nicht?« Charlotte sah immer noch den Soldaten nach, die den Weg zur Garnison einschlugen.
    Â»Sie stellen sich ganz offen gegen die englische Vorherrschaft, das finde ich ganz und gar nicht in Ordnung!« Victor machte ein paar Schritte im Zimmer hin und her. Er war ein schlanker junger Mann mit braunem Haar, das in großen Locken um seinen Kopf lag. Viele Frauen hätten ihn um diese Haarpracht beneidet, Victor hingegen hatte für Äußerlichkeiten nur wenig übrig. Er studierte seit drei Jahren Medizin und war ein höchst strebsamer Student. Seit kurzem jedoch engagierte er sich auch politisch, er hatte sich einer kleinen Gruppe angeschlossen, die vehement für die Rechte der Engländer in Afrika kämpfte. In der Kolonialisierung des Kontinents sah er die einzige Chance für dieses Land – so wie Cecil Rhodes, den er sehr verehrte. An der Wand hing ein Bild des Engländers, darunter ein Zitat:
    Â»All diese Sterne … diese weiten Welten außerhalb unserer Reichweite. Wenn ich könnte, würde ich sie annektieren.«
    Langsam drehte Victor sich zu seiner Schwester um, sah sie eindringlich an. »Verstehst du nicht … dieser Krieg, der jetzt auszubrechen droht, ist ein weiterer Grund für mich, nicht nach Hopeland zu fahren. Ich werde …« Kurz zögerte er, dann sagte er entschlossen: »Ich werde gemeinsam mit den Engländern kämpfen. Ich habe mich schon beim Sanitätstrupp vorgestellt.«
    Â»Aber du bist doch keiner von ihnen! Außerdem stehst du kurz vor einem Examen. Wenn Mutter erfährt, was du vorhast …« Tränen stiegen Charlotte in die Augen.
    Â»Mutter muss endlich akzeptieren, dass ich erwachsen bin und meinen eigenen Weg gehen werde. Sie tut das ja auch.« Bitter lachte er auf. »Dabei macht sie sich zum Gespött der ganzen Stadt – im Gegensatz zu mir.«
    Â»Sag so etwas doch nicht!«
    Â»Warum nicht? Es entspricht den Tatsachen.« Victor ging zur Tür. »Man hätte sie längst aus der Stadt gejagt, sie und ihren schwarzen Liebhaber, wenn sie nicht so einflussreich wäre, die wohlhabende Gutsherrin von Hopeland !«
    2
    M an schrieb den 27 . Februar 1881 .
    Wie ein roter Feuerball stand die Sonne über den Drakesbergen. Erschöpft vom anstrengenden Marsch hoch auf den Majuba Hill, hatte Generalmajor Colley Befehl gegeben, auszuruhen und neue Kräfte zu sammeln. Die Soldaten, die einen langen Marsch von Durban am Indischen Ozean bis zu dem hohen Gebirgszug im Transvaal hinter sich hatten, suchten schattige Plätze auf. Einige, vom Durst geplagt, schnitten sich Kakteenfrüchte ab und aßen sie.
    Â»Wenn es doch nur Wasser hier oben gäbe!« Victor Ruhland war vor einigen Tagen mit einem Bataillon von Osten zu den etwa vierhundert Soldaten gestoßen, die von General Colley befehligt wurden. Von Durban aus, das am Indischen Ozean lag, war die Armee quer durchs Land gezogen. Da es in diesem Gebiet weder Straßen noch Eisenbahnen gab, mussten Ochsenkarren alles an wichtigem Gerät ziehen.
    Nachdem er bereits einige Niederlagen hatte hinnehmen müssen, war der General zu dem erloschenen Vulkan Majuba Hill gezogen. Von hier aus wollte er die Buren zum Rückzug zwingen, denn dieser Berg überragte die Stellungen der Buren bei weitem.
    Â»Wasser …« Ein junger Soldat, dem die rote Uniform zu groß war, zog sich den weißen Helm vom Kopf. »Ich werde noch verrückt, wenn ich nicht was zu trinken kriege.« Er wollte aufstehen, taumelte aber gleich in den Schatten eines Felsens zurück, als ein Schuss aufpeitschte. Nur knapp ging die Kugel an seinem Kopf vorbei.
    Â»Sie kommen immer näher, die verdammten Buren!« Victor, der mit einem Militärarzt und zwei Sanitätern ein Zelt aufgebaut hatte, stand auf und ging ein paar Schritte hinaus. Besorgt sah er über einen Felsvorsprung hinweg. Vom Lager der Burenarmee war nichts zu sehen, aber Victor war von großer Unruhe erfüllt. »Wir hätten uns besser verschanzen müssen«, sagte er.
    Â»Unsinn, unsere

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