Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
Vom Netzwerk:
Späher haben herausgefunden, dass General Joubert es nicht wagen will, den Gipfel zu erstürmen.«
    Â»Darauf würde ich mich nicht verlassen.«
    Â»Warum so pessimistisch, Ruhland?« Ein älterer Sanitäter sah ihn stirnrunzelnd an, während er sich Kautabak zwischen die gelb verfärbten Zähne steckte. »Der General schläft sogar, er hat nicht mal Vorposten aufgestellt, also sind wir so sicher wie in Abrahams Schoß.«
    Victor erwiderte nichts darauf, doch seine Unruhe wuchs, je mehr Zeit verging. Und dann, die Sonne stand im Zenit, erklangen plötzlich von mehreren Seiten Schüsse. In kleinen Gruppen waren die Buren den Hügel hinaufgekommen, suchten immer wieder hinter Felsen Deckung – und schossen auf jeden Rotrock, den sie ausmachen konnten.
    Sir George Pomeroy Colley, der Gouverneur von Natal und Befehlshaber der britischen Armee, mochte zunächst nicht glauben, dass er angegriffen wurde. Nur zögernd gab er Befehl, das Feuer zu erwidern.
    Als er endlich begriffen hatte, wie ernst die Lage war, erklomm er einen der höchsten Punkte, stellte sich auf das schmale Geröllfeld und brüllte seinen Leuten Befehle zu. Der Pulverdampf nahm zu, immer wieder erklangen die Salven aus den Gewehren der Rotröcke auf. Und dann, wie aus heiterem Himmel, fiel wieder einer von ihnen zur Erde. Meist hatten die Soldaten Kopfschüsse, denn mit ihren weißen Helmen boten sie das ideale Ziel für die aus dem Hinterhalt agierenden Buren.
    Â»Nein!« Entsetzt musste Victor mit ansehen, wie General Colley, tödlich getroffen, auf einem Steinhaufen zusammensank. Ohne lange nachzudenken, rannte er auf ihn zu – und fiel, nur eine Armeslänge von ihm entfernt, zu Boden. Der Schmerz in seinem linken Bein raubte ihm fast die Sinne.
    Noch während er in die gebrochenen Augen des Generals schaute, wurde ihm klar, dass er selbst schwer verletzt war. Das Blut pulsierte in hellem Strahl aus der Wunde.
    Mit größter Kraftanstrengung gelang es Victor, in sichere Deckung zu robben. Im Schutz einer Felsnase konnte er einen Streifen seines Hemdes abreißen und das Bein abbinden.
    Der Pulverdampf wurde rasch weniger. Die Briten, geschockt durch den Tod ihres Generals, rannten planlos durcheinander. Panik hatte die meisten der Soldaten erfasst, und sie hatten nur noch ein Ziel: das eigene Leben in Sicherheit zu bringen.
    Entsetzt sah Victor, dass mehrere Männer wie irre losrannten, sie stürzten die Felshänge herab, die sie nicht rechtzeitig bemerkt hatten. Ein junger Leutnant, gerade einmal so alt wie er selbst, sank mit einem Wehlaut zur Erde, die Hand in den Stoff der Uniform verkrampft, der von Blut getränkt war. Victor versuchte, zu dem Leutnant zu kommen, doch schon nach wenigen Yards traf ihn eine weitere Kugel und riss ihn zu Boden.
    Mit weit geöffneten Augen lag er da, über ihm der helle Himmel, die sengende Sonne.
    Victor aber sah die weiten grünen Hügel von Hopeland vor sich, hatte plötzlich den Geschmack von Wein auf seinen Lippen. Er lächelte. Alles war gut!
    3
    N ervös saß Karoline Ruhland auf dem alten Holzstuhl, den man ihr auf den Flur gestellt hatte. Es roch nach Desinfektionsmitteln und Äther. Fröstelnd zog Karoline den Mantel enger um sich. Ihr war kalt, obwohl draußen die Sonne schien. Aber in ihrem Herzen herrschte Kälte – und Angst. Grausame Angst!
    Als sich endlich die Tür zum Krankensaal öffnete und ein Arzt, gefolgt von drei Krankenschwestern und zwei Soldaten, herauskam, sprang sie auf und hastete auf den Mann im weißen Kittel zu.
    Â»Herr Doktor, auf ein Wort …«
    Â»Ja bitte?« Der Arzt, dessen eisgraues Haar wirr von seinem Kopf abstand, verhielt den Schritt.
    Â»Wie ich hörte, ist mein Sohn hier eingeliefert worden – Victor Ruhland.«
    Â»Ruhland?« Fragend sah der Arzt zu der ältesten der Krankenschwestern hin. »Haben wir den?«
    Sie nickte. »Sie haben ihn am Morgen operiert. Die Beinamputation.« Das letzte Wort sagte sie sehr leise, doch Karoline hatte es doch gehört. Für zwei Atemzüge lang schwankte sie, dann aber hatte sie sich wieder in der Gewalt.
    Â»Er ist also hier?«
    Â»Ja.« Der Arzt nahm ihren Arm. »Kommen Sie mit in mein Arbeitszimmer. Dort spricht es sich besser.« Er machte eine auffordernde Handbewegung. »Ich bin Dr. Sherman und leitender Chirurg bei den hier stationierten Truppen.«
    Er

Weitere Kostenlose Bücher