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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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vorbeugte und zart mit seinen Lippen erst ihre Stirn, dann ihre Wange berührte, wies sie ihn nicht ab.
    16
    M orgentau lag noch auf den zarten jungen Weinblättern, als Frederic Horseley den Pferdestall betrat und den verschlafenen Stallburschen anwies, ihm seinen Hengst zu satteln. Der Sechzehnjährige zog sich die breiten Hosenträger über die Schultern. Zeit, sich ein Hemd anzuziehen, nahm er sich nicht. Mister Horseley sah nicht so aus, als hätte er an diesem Morgen viel Geduld.
    Der schwarze Rapphengst, an dessen Stirn eine sternförmige Blesse glänzte, schnaubte ungeduldig und scharrte mit den Hufen. Er war ein ungestümes Tier, und außer dem Stallburschen Joe und Frederic Horseley ließ er niemanden an sich heran.
    Die Dämmerung war noch nicht ganz gewichen, blaue Schatten lagen zwischen dem Gutshaus von Summerset und dem großen Garten, der sich im Westen daran anschloss. Die östlich gelegenen Zimmer wurden langsam von der Sonne erhellt, die wie ein goldener Ball hinter den Hügeln emporstieg. Sie tauchte das Land innerhalb kurzer Zeit in strahlend helles Licht und ließ für eine gute Stunde vergessen, dass es auf Summerset noch nicht zum Besten stand. Einiges hatte Frederic bereits richten lassen, doch noch immer war dem Gutshaus anzusehen, dass es über Jahre hinweg verwahrlost gewesen war. Allein die neuen Fenster und die schwere eichene Haustür zeugten davon, dass der Gutsherr gewillt war, seinem Besitz wieder zu gediegenem Aussehen zu verhelfen.
    Das schwarze Fell des Pferdes glänzte im Sonnenlicht, als Frederic den Weg zum westlich gelegenen Weinberg einschlug. Während er zunächst gemächlich dahintrabte, sinnierte er darüber nach, wie oft in den letzten Wochen und Monaten er diesen Weg schon geritten war. Immer in der Hoffnung, drüben auf Hopeland Hannah zu treffen. Irgendwann musste ihm das Schicksal doch hold gesonnen sein! Es musste doch die Stunde kommen, in der er Hannah um Verzeihung bitten konnte! Immer würde es ihr nicht gelingen, ihm auszuweichen oder es abzulehnen, ihn zu empfangen.
    Etliche Male war er auf Hopeland vorstellig geworden und hatte darum gebeten, mit Missis Davenshire sprechen zu dürfen. Mehrfach war er unter einem höflichen Vorwand abgewiesen worden, dann, an einem drückend heißen Spätsommertag, an dem er schon sehr früh losgeritten war, um Hannah zu sehen, hatte ihm Karoline mit ernster Miene erklärt: »Versuchen Sie es nicht länger, Mister Horseley. Ich weiß zwar nicht genau, was geschehen ist, doch Sie haben Hannah schwer gekränkt. Sie will Sie nicht mehr sehen, das soll ich Ihnen ausrichten.« Bedauernd hatte sie hinzugefügt: »Es tut mir leid, das so unverblümt sagen zu müssen, doch ich fürchte, dass nichts in der Welt sie mehr umstimmen kann. Wir alle haben es ja schon mehrfach versucht.«
    Er hatte es nicht glauben mögen. »Was ist denn so Verwerfliches daran, wenn sich ein Mann, der im Grunde ungebunden ist, mit einer jungen Dame trifft?«, hatte er bitter gefragt.
    Â»Das allein ist es nicht«, hatte die Gutsherrin erwidert. »Ich fürchte, es war ein noch größerer Fehler, Summerset zu kaufen. Haben Sie denn nicht gewusst, welch unselige Erinnerungen uns mit diesem Gut verbinden?«
    Â»Nein, Genaues weiß ich nicht.«
    Â» Summerset – das ist in unserer Familie ein Synonym für Leid und Tränen.« Dann hatte sie ihm in dürren Worten von Sebastian Ruhland und Johannes Lammersburg erzählt. »Nie werden wir dieses Geschehen vergessen können, das verstehen Sie sicher«, hatte Karoline gesagt und ihm dann noch in dürren Worten von Madeleine und Johannes erzählt. »Madeleine hat den Mann geheiratet, der ihren Bruder erschoss. Sie hat sich über alle Familieninteressen gestellt und nur an sich gedacht.« Ihr Blick war zum Tafelberg gewandert, der von fern zu sehen war, wie immer von einem leichten Wolkenkranz umgeben. »Sie ist nicht glücklich geworden in dieser Ehe – was ihre Eltern ihr prophezeit hatten.« Dann hatte sie ihm kurz zugenickt und ihn dann stehenlassen.
    Â»Madeleine Lammersburg – du verfluchtes, egoistisches und rachsüchtiges Weib. Du hast mich zu deinem Werkzeug gemacht! Auch deinetwegen will Hannah mich nicht mehr sehen! Wenn ich dich noch einmal treffe …« Oft und oft hatte Frederic dies gesagt, aber die Frau, die ihm Summerset verkauft hatte, war

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