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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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und Amsterdam verbracht. Und sie wusste noch genau, wie gespannt sie stets darauf gewartet hatte, dass die Kerzen auf dem Weihnachtsbaum angezündet wurden.
    Diese Tradition, die am Kap von einigen deutschstämmigen Familien immer noch gepflegt wurde, wollte Karoline in diesem Jahr besonders intensiv begehen. Lange Zeit hatte sie sich von allem gesellschaftlichen Leben zurückgezogen. Sie hatte um Christopher getrauert, um ihre kleine Emily und um Sophie. Zudem nahm sie die Gutsverwaltung stark in Anspruch, da blieb wenig Zeit, ein großes Fest vorzubereiten.
    Doch das Weihnachtsfest wollte sie in diesem Jahr gebührend feiern! Und alle, die ihr lieb und teuer waren, sollten ihre Gäste sein. Karoline war glücklich wie seit Jahren nicht mehr. Und wenn sie auch den wahren Grund dafür niemandem verraten durfte, so wollte sie doch indirekt zeigen, dass ein neuer Lebensabschnitt für sie begonnen hatte.
    Mit ihren Kindern hatte sie gestern schon Bescherung gefeiert, der Heilige Abend gehörte, so war es Tradition, allein der Familie. Jetzt befanden sich Charlotte und Victor gemeinsam mit ihrem Hauslehrer auf der Heimfahrt nach Hopeland . Vor drei Stunden waren sie abgefahren. Charlotte war ganz aufgeregt gewesen, denn sie wusste, dass daheim ein kleiner Hund auf sie wartete.
    Victor hingegen maulte, als er in die Kutsche stieg. »Immer müssen wir allein bleiben«, sagte er und sah seine Mutter vorwurfsvoll an. »Das war früher ganz anders.«
    Â»Aber mein Liebling, ich lasse euch doch nicht oft allein. Meinen Geschäften muss ich nachgehen, denn sonst müssten wir eines Tages von unserem Gut fortziehen, und das willst du sicher nicht, oder?«
    Ein Kopfschütteln war die einzige Antwort gewesen. Mit trotziger Miene hatte er die Kutsche bestiegen und nicht einmal gewunken, als das Gefährt um die Ecke gebogen war.
    Karoline dachte mit Bedrückung an diese Szene zurück. Doch sie hätte nicht gewusst, wie sie die Situation hätte ändern sollen. Sie hatte nun mal Pflichten – gesellschaftliche und geschäftliche. Und denen konnte sie sich nicht entziehen.
    Â»Es sieht alles wunderschön aus. Da geht einem das Herz auf.« Von Karoline unbemerkt war Hannah in den Festsaal gekommen. »Kannst du dir vorstellen, wie sehr ich das alles hier vermisst habe?« Sie sah sich mit leuchtenden Augen um. »Nicht einmal in England hatten wir einen so herrlich geschmückten Baum.«
    Â»Es sind zum Teil einhundert Jahre alte Kugeln dabei.« Karoline ging zum Baum und nahm eine der zerbrechlichen Glaskugeln in die Hand. »Deine Mutter hat oft von früher erzählt, von den Weihnachtsfesten, die hier gefeiert wurden. Ich finde, ich sollte diese Tradition wiederaufleben lassen. Und eure Rückkehr ans Kap war doch der beste Grund, gute Freunde einzuladen.«
    Â»Ein sehr guter Gedanke war das!«
    Karoline drehte sich um und umarmte Hannah. »Du ahnst nicht, wie froh ich bin, dich wieder hier zu haben. Du hast mir so gefehlt!«
    Â»Du mir auch. Obwohl ich eingestehen muss, dass die lange Reise spannend war. Wir haben so viel gesehen in Europa, so viele interessante Menschen kennengelernt … dafür kann ich Frederic nicht dankbar genug sein. Und doch bin ich froh, wieder hier zu sein.«
    Â»Und ich bin glücklich, dass du zurück bist.« Karoline machte eine kleine Pause, richtete noch ein paar Kerzen und fuhr dann leiser fort: »Ich hatte Angst um euch, als ich hörte, dass ihr für etliche Wochen am Oranje Zwischenstation machen wolltet. Seit man in der Nähe des Flusses Diamanten gefunden hat, treibt sich viel Gesindel dort herum.«
    Â»Das kann man wohl sagen. Die Gegend ist alles andere als zivilisiert. Aber Frederic ist sich sicher, dass man dort das ganz große Geld machen kann.« Sie zuckte mit den Schultern. »Warten wir es ab.«
    Sie wurden unterbrochen, weil eins der schwarzen Mädchen hereinkam und meldete: »Die ersten Gäste sind gerade vorgefahren, Missis Ruhland.«
    Â»Danke, Elli, wir kommen gleich hinunter in die Halle.«
    Bevor sie jedoch gemeinsam mit Hannah in die große, mit Tannengrün und Blumenbuketts geschmückte Halle ging, trat Karoline im Gang vor einen Spiegel und kontrollierte ihr Aussehen.
    Sie trug an diesem festlichen Abend ein Kleid aus weinroter Seide, das am Dekolleté und am Saum mit goldener Stickerei verziert war. Der Rock, vorn schmal geschnitten, hatte im

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