Das Paradies liegt in Afrika
Rücken eine weite Schleppe. Dazu trug Karoline ein schmales Goldcollier, an dem ein groÃer Rubin hing. Rubinohrringe vervollständigten das elegante Ensemble.
Auch Hannah war höchst geschmackvoll gekleidet. Sie hatte sich für ein meergrünes Kleid aus Duchesse entschieden, dessen Oberteil sehr schmal geschnitten war. Der weite Rock betonte ihre schlanke Taille. Als einzigen Schmuck trug sie ein Smaragdcollier, das einen unschätzbaren Wert darstellte. Frederic hatte es ihr am Morgen geschenkt. »Für die Frau meines Lebens«, hatte er dabei gesagt.
Als die beiden Damen die Halle betraten, stand Frederic bereits in der Mitte des groÃen Raumes und begrüÃte soeben einen älteren Engländer, der in Begleitung seines Neffen gekommen war. Dieser trug die Uniform eines Kavallerie-Leutnants und salutierte knapp.
Karoline trat neben Frederic, und in der nächsten Viertelstunde war sie vollauf damit beschäftigt, die Gäste willkommen zu heiÃen. Alle waren der Einladung gefolgt: die Winzer der Umgebung ebenso wie Bekannte aus Kapstadt, Wellington und sogar aus Hermanus.
Im Empfangsraum gleich neben der Halle standen Josy, Elli und zwei andere Mädchen und schenkten Punsch aus. Die Gäste unterhielten sich angeregt, man bewunderte die geschmackvolle Dekoration, die Karoline auch hier angebracht hatte, und griff immer wieder in die gefüllten venezianischen Glasschalen, in denen Lebkuchen, Datteln und kleine Zimtsterne lagen.
»Wenn deine Gäste sich weiterhin am Gebäck sättigen, werden sie das Festmahl, das vorbereitet wurde, nicht mehr genieÃen können.« Hannah trat neben Karoline, die sich bis dahin mit zwei älteren Damen aus Wellington unterhalten hatte. »Du solltest zu Tisch bitten.«
Karoline nickte. »Du hast recht, länger zu warten wäre fatal. Josy sieht schon in der Küche nach dem Rechten.« Sie schlug kurz an ihr Glas. »Liebe Freunde, ich darf jetzt zu Tisch bitten. Drüben im groÃen Saal ist gedeckt.« Sie machte eine auffordernde Handbewegung in Richtung der doppelflügeligen Tür, die in den weitläufigen Raum führte, dessen Blickfang die wunderschöne Weihnachtstanne war.
Ein Raunen ging durch die Gästeschar, man applaudierte und bewunderte begeistert den festlich geschmückten Raum. Von nebenan erklang Musik, dort saà ein Quartett und spielte sowohl deutsche als auch englische Weihnachtslieder.
Karoline aà kaum etwas, nur von den Pasteten kostete sie und von dem zarten Entenbraten, der mit OrangensoÃe serviert wurde. Unauffällig kontrollierte sie, ob alle Gäste zufrieden waren, sie plauderte charmant mit ihrem Tischherrn, dem Gouverneur, und dachte doch immer wieder voller Wehmut daran, dass David Bernhard bei diesem Fest nicht an ihrer Seite sein konnte. Ihre Sehnsucht nach ihm wuchs von Tag zu Tag. Sie vermisste seine Zärtlichkeiten, die interessanten Unterhaltungen mit ihm, sie vermisste seine Ruhe und Besonnenheit.
Das Fest dauerte bis weit nach Mitternacht, und als die Gäste sich endlich verabschiedeten, waren sich alle einig, dass dieser Weihnachtsball der Höhepunkt des Jahres gewesen war.
»Mein Kompliment, Missis Ruhland.« Der Gouverneur küsste ihre Hand. »Sie sind nicht nur bezaubernd schön, Sie sind auch klug und verstehen es, die Menschen für sich zu gewinnen.« Er verbeugte sich galant, so dass die Orden an seinem Frack leise klirrten. »Meine Frau und ich würden uns freuen, Sie bald bei uns begrüÃen zu können.«
»Ich danke Ihnen für Ihre Freundlichkeit, Exzellenz.« Karoline brachte den weiÃhaarigen Herrn mit dem gepflegten Backenbart und seine Begleitung persönlich zur Tür. Die Nacht war warm und sternenklar. Nachdem die Kutschen abgefahren waren, blieb Karoline einige Minuten vor der Tür stehen und sah hinauf zum Himmel, wo hell der Abendstern leuchtete.
»David â¦Â« Sie presste die Hand aufs Herz. »Ich brauche dich! Bald komme ich zurück nach Hopeland .«
11
E msige Geschäftigkeit herrschte im Haus, als Karoline, Hannah und Frederic sich zum Frühstück niederlieÃen. Es ging schon auf Mittag zu.
»So lange habe ich schon ewig nicht mehr geschlafen«, lachte Karoline. »Aber es ging ja auch schon auf Morgen zu, als die letzten Gäste aufbrachen.«
»Es war ein gelungenes Fest, dazu kann man dir nur gratulieren«, meinte Frederic. »Es hat sich mal
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