Das Paradies liegt in Afrika
du tust.« Er stand auf. »Ich habe mich vergessen. Verzeihen Sie mir, Missis Ruhland.«
Karoline erhob sich ebenfalls. In ihren Augen loderte ein Feuer, als sie ihr Kleid richtete und erwiderte: »Genau das verzeihe ich dir nicht!«
8
D as war die letzte Fuhre, Missis Ruhland! Der südliche Hang ist jetzt auch vollständig abgeerntet!« Kimani, den unvermeidlichen Strohhut weit aus der Stirn geschoben, kam hinkend zur Terrasse und reichte der jungen Gutsherrin eine Weintraube, an die er zu den grünen Blättern noch ein rotes Band gebunden hatte.
»Danke, Kimani. Ihr habt alle sehr gut gearbeitet.« Karoline lächelte den alten Mann an. »Warte, ich komme runter.« Rasch sprang sie die drei Stufen hinab. Sie pflückte eine Weintraube ab und schob sie in den Mund. »Herrlich süà sind sie. Ich bin sicher, dies wird ein sehr gutes Weinjahr werden.«
»Das sagt Mister David auch.« Kimani wies hinüber zu dem offenen Schuppen, wo die beiden groÃen Weinpressen standen. »Er ist seit Sonnenaufgang mit in den Reben gewesen. Und jetzt arbeitet er an den Pressen.«
Karoline runzelte die Stirn. »Aber das ist doch nicht seine Aufgabe!« Mit raschen Schritten ging sie zum Schuppen. Kimani, dessen steifes Bein nach der wochenlangen harten Arbeit im Weinberg stark schmerzte, konnte ihr kaum folgen.
David Bernhard stand, zusammen mit drei anderen Männern, an der ältesten Weinpresse. Schweià lief den Männern in Strömen über die Körper, es war ein mühsames Schaffen, die Eichenbalken voranzutreiben und so die Presse in Gang zu halten.
David hatte sich, so wie die anderen auch, das Hemd ausgezogen. Karolines Herz klopfte rascher, als sie seinen Oberkörper betrachtete. Die Muskeln am Rücken und an den Oberarmen traten deutlich hervor, die hellbraune Haut glänzte.
»David, was tun Sie denn hier?«
Nur kurz unterbrachen die Männer ihre Arbeit. Der helle Rebensaft ergoss sich in einen Eichenbottich, den zwei von ihnen auf Seite trugen, während sich der Kellermeister zu Karoline umdrehte. »Einer der Arbeiter ist krank geworden, und auf die Schnelle war kein Ersatz da. Also bin ich eingesprungen.« Ein Lächeln glitt über sein Gesicht. »So habe ich schon vor zehn Jahren gearbeitet. Ich fürchte nur, dass ich morgen einen gewaltigen Muskelkater haben werde.«
»Hören Sie auf damit. Sie werden im Weinkeller gebraucht. Und zwar gesund.«
»Keine Angst, in einer halben Stunde sind wir mit der letzten Fuhre fertig.« David wandte sich wieder an die anderen Männer. »Los, es geht weiter!«
Karoline gelang es nur mit Mühe, gelassen zu bleiben. David war ein faszinierender Mann! Er weckte eine so groÃe Sehnsucht nach Nähe in ihr, dass es fast körperlich weh tat.
»Könnten Sie bitte später zu mir ins Büro kommen?« Sie wandte sich halb ab. »Ich erwarte Sie nach dem Abendessen.«
»Selbstverständlich, Missis Ruhland.« Nichts in Davids Stimme zeugte von Unsicherheit. Nur der Blick, den er der schlanken Gestalt nachschickte, als Karoline zurück zum Haus ging, verriet seine Gefühle. Dann senkte er den Kopf und befahl: »Weitermachen! Bis die Dunkelheit hereinbricht, sollten wir fertig sein.«
Die drei anderen nickten nur und beugten sich wieder über die schweren Balken, die sie mit Gewalt vorantreiben mussten. Seit Stunden gingen sie so im Kreis. Und gewiss hätten sie gemurrt und gröÃere Pausen verlangt, wenn der Kellermeister selbst nicht so hart mitgearbeitet hätte. Das nötigte den Männern Respekt ab; das Ansehen, das David Bernhard bei allen genoss, wurde an diesem Tag noch gröÃer.
Fast vier Stunden musste Karoline warten, ehe der Kellermeister an ihre Bürotür klopfte. Mitternacht war gerade vorbei, im Haus schliefen bereits alle. Doch die junge Gutsherrin war hellwach, voller Anspannung sah sie dem Mann entgegen, der nach kurzem Anklopfen im Türrahmen stehen blieb.
»Bitte, komm näher, David.« Sie sah, dass er sich gewaschen hatte und ein frisches weiÃes Hemd trug.
»Missis Ruhland, ich â¦Â« Mit leisem Kopfschütteln blieb er an der Tür stehen.
Langsam erhob sich Karoline und ging auf ihn zu. Dicht stand sie vor ihm, der frische Duft von Limetten, der aus ihrem Haar aufstieg, umschmeichelte seine Sinne. »Muss ich wirklich um deine Liebe betteln?« Zart strich sie ihm mit der Hand
Weitere Kostenlose Bücher