Das Parsifal-Mosaik
treten. Noch am selben Nachmittag erhielt ich durch Boten einen Brief von Anton. Ich habe seiner Bitte entsprochen ... bis Jetzt. Ich kann keinen Augenblick lang glauben, daß er Sie ausschließen wollte.«
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Havelock lockerte den festen Griff um das Glas und atmete tief. Nun mußte er die für ihn so entscheidende Frage stellen. »Erinnern Sie sich an den Namen des Stützpunktes, wo der Mann dieser Frau stationiert war und von dem Sie nie vorher gehört hatten?«
»Ja«, sagte Alexander und sah Havelock dabei prüfend an. »Aber niemand weiß, daß ich ihn kenne. Und auch nicht woher.« »Werden Sie es mir sagen? Niemand wird jemals erfahren, von wem ich die Information habe, darauf gebe ich Ihnen mein Wort.« »Weshalb, Michael?«
Havelock schwieg einen Augenblick, dann lächelte er. »Ich will ihm einen Korb mit Obst schicken. Und einen Brief, natürlich.« Der Journalist nickte mit dem Kopf und antwortete: »Er nennt sich Poole's Island und liegt irgendwo an der Küste von Georgia.« »Danke.«
Alexander sah, daß ihre Gläser leer waren. »Schenken Sie nach.« Michael erhob sich und schüttelte den Kopf. »Ich schenke Ihnen gerne nach, aber ich muß weiter.« Er griff nach dem Glas des Journalisten. »Man erwartet mich seit einer Stunde in Maclean.« »Sie wollen gehen?« rief der alte Mann aus und drehte sich im Sessel herum. »Was ist denn mit dieser wichtigen Information aus London, junger Mann?«
Havelock stand an der Bar und schenkte Brandy ein. »Ich habe darüber nachgedacht. Ich war vielleicht ein wenig voreilig.« »Spielverderber«, sagte Alexander und lachte. »Nun, es liegt bei Ihnen. Es handelt sich um eine sehr komplizierte geheime Abwehroperation, die uns nach meinem Urteil nicht weiterbringen wird. Wollen Sie es hören?«
»Hören Sie schon auf, junger Mann! Ihre Vorrede reicht mir bereits. Für mich gilt Antons Maxime: Achtzig Prozent aller Geheimdienstaktivitäten sind nichts weiter als ein Schachspiel, das Idioten zum Vorteil paranoider Kretins spielen!«
Michael stieg in den Wagen; Zigarettenqualm hing in der Luft. »Du hast geraucht«, sagte er.
»Ich bin mir ein wenig wie ein kleiner Junge auf dem Friedhof vorgekommen«, erwiderte Jenna, die immer noch zusammengekauert auf dem Boden saß. »Was ist mit Bradford?«
Havelock ließ den Motor an, legte den Gang ein und fuhr auf die Einfahrt zu. »Du kannst jetzt aufstehen.« »Was ist mit Bradford?« »Wir werden ihn noch eine Weile schwitzen lassen.«
Jenna setzte sich auf den Vordersitz und starrte ihn an. »Was soll das heißen, Mikhail?«
»Wir werden die ganze Nacht durchfahren, am Morgen eine Weile ausruhen, und dann geht es weiter. Ich möchte bis morgen abend dort sein.«
»Mein Gott, wo?«
»An einem Ort, der sich Poole's Island nennt, wo immer das auch sein mag.«
24
Die Insel lag ein paar Meilen vor der Küste, östlich von Savannah. Vor fünf Jahren war das kaum vier Quadratkilometer große Eiland nur dünn besiedelt. Damals hatte die Regierung die Insel übernommen, um dort Meeresforschung zu betreiben. Mehrere Male in der Woche konnte man Helikopter vom Stützpunkt Hunter Air Force flach über das Wasser gleiten sehen; sie flogen zu einem unsichtbaren Landeplatz hinter den hohen, dunklen Fichten, die die felsige Küste säumten.
Sie waren um halb vier nachmittags in Savannah eingetroffen und hatten um vier Uhr ein unauffälliges Motel an der Straße gefunden. Als sie zwanzig Minuten später über den Pier schlenderten, lief gerade ein gutes Dutzend Fischerboote mit dem Fang des Tages in den Hafen ein. Um Viertel nach fünf hatten sie sich mit einigen Fischern unterhalten, und um halb sechs führte Havelock ein unauffälliges Gespräch mit dem Hafenverwalter. Um zehn vor sechs hatten zweihundert Dollar den Besitzer gewechselt, und ein vier Meter langes Boot mit einem 12 PS starken Außenbordmotor stand zu seiner Verfügung, wobei es ihm überlassen war, wann er das Boot benutzen wollte. Der Nachtwächter der Anlegestelle war von dem Handel informiert.
Sie fuhren über den Highway zurück zu einem Einkaufszentrum in Fort Pulaski, wo Michael ein Sportartikelgeschäft fand, in dem er die Sachen kaufte, die er brauchte: unter anderem eine Strickmütze, einen dicken Pullover, eine Segeltuchhose und Halbstiefel mit Gummisohle. Außerdem erwarb er noch eine wasserdichte Taschenlampe und eine Öltuchtasche, ein Jagd messer und fünf Pakete Lederschnürsenkel.
»Warum kaufst du nur
Weitere Kostenlose Bücher