Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
und bald darauf war eine lebhafte, von häufigem Gelächter unterbrochene Unterhaltung im Gange. Man verglich Heimatorte und beurteilte sie nach der Qualität ihrer Bäckereien. Es war, als hätte noch nie zuvor jemand gewagt, die drückende Atmosphäre in diesem ganz auf Sicherheit abgestimmten Haus zu lockern. Jetzt war sie entspannt; das war hauptsächlich Jenna zu verdanken, der die Männer - alles Profis in einer tödlichen Kunst - sehr zugetan waren. Eigentlich eine zu bescheidene Formulierung für ihre Begeisterung. Sie hatten tatsächlich ihren Spaß, und Spaß war etwas, das es in »Steril Fünf« normalerweise nicht gab. Die Welt würde vielleicht in ein paar Monaten untergehen - und Jenna Karras backte Kolace.
    Nach dem Verzehr ungeheurer Mengen süßer Semmeln freilich kehrte die sachliche Atmosphäre des sterilen Hauses zurück. Glocken schrillten, und Fernsehmonitore flackerten. Kurz vor zehn Uhr rollte ein gepanzerter Lieferwagen des State Department in die Einfahrt. Man hatte ihn bereits erwartet. Hohe Beamte hatten auf Befehl des Präsidenten die ganze Nacht durchgearbeitet und Akten nach Informationen durchgekämmt, die Havelock gefordert hatte. Um halb elf Uhr saßen Michael und Jenna wieder in dem prunkvollen Arbeitszimmer und hatten die Unterlagen und Fotografien säuberlich geordnet. Auf dem Schreibtisch vor Michael lagen vier Stapel, zwei auf dem Beistelltisch vor Jenna, die auf dem Sofa Platz genommen hatte. Die frühe Mittagssonne füllte die Fenster, spiegelte sich in dem dicken, kugelsicheren Glas und ließ Lichtflecken über die Wände tanzen. Es herrschte Schweigen, nur das Rascheln von Papier war zu hören.
    »Botschafter Addison Brooks und General Malcomb Halyard«, sagte Michael, nachdem er eine Liste überflogen hatte, die die Namen aller enthielten, die - und wäre es auch noch so entfernt - mit dem Parsifal-Mosaik in Verbindung standen, »stehen dem Präsidenten zur Seite, falls er gezwungen sein sollte, Matthias' Zustand bekanntzugeben.«
    »In welchem Sinn?« fragte Jenna.
    »Nach Anton gehören sie zu den am meisten geachteten Männern im Lande. Berquist wird sie brauchen.« Jenna unterbrach die Stille. »Du bist hier erwähnt.« »Wo?«
    »Es ist eine Eintragung in einem Terminkalender von Matthias.« »Wann war das?«
    »Vor neun Monaten. Du warst Gast in seinem Haus. Ich glaube, das war damals, als man dich zu dem üblichen Kontrollgespräch kommen ließ. Wir kannten uns noch nicht sehr lange.« »Lang genug für mich, um so schnell wie möglich nach Prag zurückfliegen zu wollen. Diese Sitzungen waren gewöhnlich reine Zeitvergeudung.«
    »Du hast mir einmal gesagt, daß sie durchaus Sinn hatten, daß die Arbeit oft seltsame Auswirkungen auf gewisse Männer hatte und es daher angebracht war, sie periodisch zu überprüfen.« »Zu denen gehörte ich aber nicht. Außerdem habe ich gesagt, gewöhnlich, aber nicht immer. Es kam vor, daß sie einen ... einen Revolverhelden fanden.«
    Jenna legte das Blatt zurück. »Mikhail, könntest du nicht damals bei Matthias Parsifal gesehen haben?«
    »Vor neun Monaten war Anton noch ganz normal, damals gab es keinen Parsifal.«
    »Du sagtest, er sei müde gewesen. >Schrecklich müde<, hast du damals gesagt. Du machtest dir Sorgen um ihn.« »Um seine Gesundheit, nicht um seinen Geisteszustand.« »Trotzdem ...«
    »Glaubst du denn nicht, daß ich jede Minute ganz genau durchdacht habe?« unterbrach sie Havelock. »Es war in Georgetown, und ich war zwei Tage und zwei Nächte dort, während der ganzen Auswertung. Wir aßen zweimal zusammen zu Abend, beide Male allein.« »Es sind doch ganz sicher Leute in sein Haus gekommen.« »Natürlich; die haben ihn nie auch nur eine Minute zur Ruhe kommen lassen, Tag und Nacht nicht.« »Dann hast du sie gesehen.«
    »Ich fürchte, nein. Du müßtest diese alte Burg kennen; der vordere Teil mit lauter kleinen Zimmern ist das reinste Labyrinth. Rechts vom Korridor ist ein Salon, links eine Bibliothek, durch die man gehen muß, um in sein Büro zu kommen. Ich glaube, Anton gefiel das so; er konnte Leute warten lassen, von denen er annahm, daß sie sich nicht begegnen wollten. Antragsteller bewegten sich in Etappen von einem Raum in den anderen. Er begrüßte sie im Salon, dann führte man sie in die Bibliothek und schließlich in sein Allerheiligstes, sein Büro.« »Und du warst nie in diesen Räumen?«
    »Nicht mit jemand anderem zusammen. Wenn er beim Abendessen unterbrochen wurde, blieb ich hinten im

Weitere Kostenlose Bücher