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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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hinfliegen.« Bradford las weiter und blickte verblüfft auf. »Dieser letzte Punkt ... sind Sie da ganz sicher? Was können Sie daraus entnehmen? Wir konnten jedenfalls nichts herauslesen.«
    »Es ist trotzdem wichtig für mich.« »Das könnte sehr schmerzhaft für Sie sein.« »Was ist es denn?« fragte Jenna.
    »Er möchte die Resultate seiner eigenen zwölf Tage unter Therapie«, sagte Bradford.
    Bei Kerzenlicht aßen sie in dem eleganten Speisezimmer. Fast fühlten sie sich wie zu Gast bei einem Lord auf dem Lande. Als schweigsamer Butler diente ihnen ein bullig wirkender Mann, der sich gleichzeitig als überraschend fähiger Koch erwies, und die auffällige Ausbuchtung unter seiner weißen Jacke verriet, daß er nicht nur die Kunst des Kochens beherrschte, sondern auch mit einer Pistole umzugehen verstand. Jenna und Michael sahen sich jedesmal an, wenn er nach dem Servieren das Zimmer verließ, und bemühten sich ohne Erfolg, nicht zu lachen. Aber selbst diese kurzen Augenblicke der Heiterkeit konnten den Schatten des Unvorstellbaren nicht verdrängen.
    »Du vertraust Bradford«, sagte Jenna beim Kaffee. »Das weiß ich. Ich spüre es, wenn du einem Menschen vertraust.« »Du hast recht, das tue ich. Er hat ein Gewissen. Einem solchen Mann kann man vertrauen.«
    »Warum hast du mich dann gehindert, von den paminjatschik s zu sprechen?«
    »Weil er damit nicht zu Rande käme und es ihm auch nicht weiterhilft. Du hast ihn gehört; er ist ein methodischer Mann, der einen Schritt nach dem anderen macht und jeden einzelnen Schritt erschöpfend analysiert. Darin liegt sein Wert. Ich will ihn nicht auf eine weitere Spur lenken. Er soll sich auf die Suche nach dem Maulwurf im vierten Stock des State Department konzentrieren. So lange, bis er die Person findet, die nicht an dem Ort war, wo sie hätte sein sollen.«
    »Das hast du sehr gut erklärt.«
    »Danke. Übrigens, warum warst du vorhin eigentlich so zurückhaltend? Du bist doch sonst nicht so scheu.«
    »Nun, ich würde Bradford nicht gerne Befehle oder Ratschläge erteilen, solange er mich nicht akzeptiert hat. Und wenn ich dazu gezwungen wäre, dann würde ich es in Form von Fragen tun, die zu Vorschlägen führen.«
    »Seltsam, daß du das sagst. Du bist doch akzeptiert; das hat er von Berquist gehört. Es gibt keine höhere Autorität.« »In dem Sinne meine ich es nicht. Bradford fühlt sich in Gegenwart von Frauen unsicher. Ich beneide seine Frau oder seine Freundin nicht. Er ist ein Mann, den irgend etwas quält.« »Kein Wunder. Schließlich gibt es genug, das ihn quält.« »Ich rede nicht von der augenblicklichen Situation. Ich glaube, er fühlt sich impotent, und das verletzt die Frauen, mit denen er zusammen ist. Jede normale Frau reagiert so.« »Ich habe es wo hl wieder einmal mit Sigmund Freud zu tun.« »Limbursky syr!« lachte Jenna. »Ich beobachte eben die Menschen, das weißt du doch. Erinnerst du dich an den Juwelier in Triest, den kahlköpfigen Mann, dessen Geschäft ein Briefkasten von MI 6 war? Du sagtest, er sei ...«
    »Geil. Ich hab' gesagt, daß er mit einem Ständer in der Hose um die Frauen in seinem Geschäft herumstreicht.« »Und ich hab' gesagt, er sei schwul!«
    »Und du hast recht gehabt, denn als du deine Bluse ein paar Zentimeter weit aufgeknöpft hattest, hat der Schweinehund dauernd mich verfolgt.«
    Sie lachten. Jenna rückte näher zu ihm und griff nach seiner Hand. »Es tut gut, wieder zu lachen, Mikhail.«
    »Es tut gut, mit dir zu lachen. Ich weiß nicht, wie oft wir das noch können.«
    »Wir müssen uns die Zeit dafür nehmen. Ich glaube, das ist sehr wichtig.«
    »Ich liebe dich, Jenna!«
    »Warum fragen wir dann nicht unseren Butler, wo wir schlafen? Ich möchte dir nahe sein, nicht mit einem Tisch zwischen uns.« »Mich hältst du also nicht für schwul.« »Latent, vielleicht. Ich nehme, was ich kriegen kann.« »Sehr direkt bist du. Wie immer.« Der bewaffnete Koch kam herein. »Noch eine Tasse Kaffee?« fragte er.
    »Nein, danke«, meinte Havelock.
    »Einen Brandy?« »Ich glaube nicht«, sagte Jenna. »Und wie steht's mit Fernsehen?« »Wo sind die Schlaf räume?« »Dort oben ist der Empfang ziemlich schlecht.« »Wir werden's ertragen«, erwiderte Michael.
    Ihre Gesichter berührten sich fast, so eng aneinandergeschmiegt waren sie. Still genossen sie eine Weile die wohlige Entspannung. Für ein paar Minuten hatten sie in ekstatischer Wollust alles um sich herum vergessen. Ein weicher Lichtstrahl drang durch

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