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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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schildern eine Serie nuklearer Maßnahmen: erste und zweite Schläge, Gegenschläge, territoriale Neutralisierung, detaillierte Strategien, die nur von Experten entworfen und verhandelt werden konnten.«
    »Matthias hat diese Einzelheiten nicht in seinem Kopf herumgetragen, das hast du doch gesagt.«
    »Natürlich nicht, deshalb habe ich es ja auch auf die Männer im Krisenausschuß abgesehen - ganz besonders auf einen. Aber Parsifal hat die Fakten in seinem Gedächtnis gespeichert. Ihm mußten diese Ausarbeitungen zugänglich sein. Sie waren sein Einsatz, das, worum er in diesem wahnsinnigen Spiel gefeilscht hat.« »Dann fehlt jemand«, beharrte Jenna und ging um den Schreibtisch herum. Plötzlich blieb sie stehen, drehte sich um und sah Havelock an. »Wer hat denn für die Chinesen gesprochen? Wer hat Chinas Position wahrgenommen? Wer hat seine Ausarbeitungen, seine strategischen Einzelheiten geliefert? Nach deiner Theorie muß es einen dritten Verhandler geben.«
    »Nein, keineswegs. Die Quellen, die ihnen gemeinsam zur Verfügung stehen, würden ausreichen, um Chinas Strategie überzeugend darzulegen. In Abwehrkreisen weiß man allgemein, daß die Unterlagen in Washington und Moskau über die Arsenale Chinas zusammengenommen einen besseren Wissensstand über die nuklearen Möglichkeiten Chinas liefern würden, als man ihn in Peking selbst hat.«
    »Ihnen gemeinsam zur Verfügung stehen, Mikhail. Warum?« Havelock studierte Jennas Gesichtsausdruck und begann langsam zu begreifen, was sie zu sagen versuchte. »Eine Quelle«, sagte er leise. »Warum nicht?« Das Telefon klingelte, ein durchdringendes Signal der Furcht, und Michael hatte das Gefühl, jemand drückte ihm die Kehle zu. Er griff nach dem Hörer; der Präsident der Vereinigten Staaten war am Apparat, und seine ersten Worte waren das Bedrohlichste, was Havelock je gehört hatte.
    »Die Sowjets wissen über Matthias Bescheid. Niemand kann sagen, was sie als nächstes unternehmen werden.« »Parsifal?« fragte Michael, und ihm war, als müsse er ersticken. »Die können ihn riechen, und das, was sie riechen, macht sie unruhig. Sie sind der Panik nahe.« »Wie haben Sie es erfahren?«
    »Sie sind an einen unserer höchsten Diplomaten herangetreten und haben ihm gesagt, sie seien darauf vorbereitet, die Sache mit Matthias auffliegen zu lassen. Die einzige Hoffnung, die wir jetzt haben, liegt darin, daß der Mann, den sie kontaktiert haben, einer unserer besten Leute ist. Sie respektieren ihn; er könnte unsere einzige Hoffnung sein, das Ganze im Griff zu behalten. Er wird Bradfords Stelle übernehmen. Er muß über alles informiert werden.« »Wer ist es?« »Ein Mann namens Pierce, Arthur Pierce.«

33
    Der paminjatschik saß in dem unterirdischen Strategieraum des Weißen Hauses, und der Präsident der Vereinigten Staaten und zwei der einflußreichsten Männer der Nation waren damit beschäftigt, ihn zu informieren. Die Konferenz hatte von Charles Berquist Vorrang vor allen anderen Terminen und Verpflichtungen erhalten. Bis jetzt hatte die Sitzung beinahe drei Stunden gedauert, und der ungläubige Staatssekretär aus der UN-Delegation hatte sich zwischendurch immer wieder Notizen gemacht. Seine intelligenten grauen Augen verrieten, daß er sich der drohenden Katastrophe mehr als bewußt war. Doch gleichzeitig vermittelte er mit seinem kühlen Intellekt den Eindruck, daß er absolute Kontrolle über sich hatte und jede Panik vermied.
    Die Spannung, die über der Sitzung lastete, war fast körperlich spürbar. Pierces Beziehung zum Präsidenten oder zu Addison Brooks konnte man nicht unbedingt freundschaftlich nennen, aber er war keinem von beiden ein Fremder. Als professioneller Politiker hatte er mit beiden Männern öfter zusammengearbeitet, und an seine profunden Analysen in vergangenen Krisen erinnerten sie sich voller Hochachtung. Was General Malcomb Halyard betraf, so hatte er Major Pierce vor Jahren in Saigon kennengelernt und war von der herausragenden Leistung des freiwilligen Soldaten so beeindruckt gewesen, daß das Pentagon ein wortreiches Telegramm von ihm erhalten hatte, in dem er die Empfehlung aussprach, den Major nicht in die Reserve zu übernehmen, sondern ihm die Laufbahn eines Berufsoffiziers anzubieten.
    Trotz dieser außerge wöhnlich positiven Beurteilungen hatte Pierce sich für den Zivildienst ausgesprochen - wenn auch in der Regierung. Und da das Militärestablishment zu seinem Leidwesen Teil der Regierung war, hatte es sich rasch

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