Das Parsifal-Mosaik
Washington in der entsprechenden Zeitspanne waren verlegt worden. Ich brauche Ihnen nicht zu erklären, was für ein Schock das zuerst für ihn war. Nachher hat man die Korrespondenz natürlich gefunden.« »Diese Ablagefehler sind wirklich lästig«, sagte Pierce und wandte sich wieder seinen Notizen zu, um ein paar Punkte mit seinem vergoldeten Kugelschreiber anzuhaken. »Ich weiß auch nicht, wie man das lösen kann. Die Korrespondenz ist einfach zu umfangreich, und es gibt zu wenig Leute, die auf dieser Ebene für das Material freigegeben sind.« Der Staatssekretär malte einen Kreis um eine Notiz und fügte während des Lesens hinzu: »Andererseits nehme ich lieber den Ärger in Kauf, als das Risiko einzugehen, daß irgendeiner dieser vertraulichen Aktenvermerke nach draußen gelangt.« Er blickte auf und schüttelte ungläubig den Kopf.
»Wieviel von dem, was Sie hier in diesem Raum erfahren haben, wissen nach Ihrer Einschätzung die Sowjets?« Berquists Gesicht wirkte gefaßt, seine Augen blickten gerade, seine Kinnmuskeln zuckten.
»Weniger als das, was ich erfahren habe, und mehr, als wir vielleicht vermuten. Die Russen sind verdammt unberechenbar; die steigern sich jetzt richtig hinein. Ich kann mir wirklich keine Meinung bilden, bevor ich nicht Gelegenheit habe, diese ... unglaublichen Dokumente zu studieren.«
»Diese falschen Dokumente«, widersprach Halyard eindringlich. »Verträge zwischen zwei Wahnsinnigen, das sind sie.« »Ich bin nicht sicher, ob Moskau oder Peking das glauben würde, General«, sagte Pierce und schüttelte erneut den Kopf. »Einer dieser Wahnsinnigen ist Anthony Matthias, und die Welt ist nicht bereit, ihn für verrückt zu halten.«
»Weil sie es nicht will«, meinte Brooks. »Weil sie Angst davor hat.« »Das ist richtig, Sir«, sagte der Staatssekretär und nickte. »Aber abgesehen von Matthias; diese sogenannten nuklearen Angriffspakte enthalten außergewöhnliche Informationen von außergewöhnlichem Vertraulichkeitsgrad:
Standorte, Megatonnage, detaillierte Lieferfähigkeiten, Startcodes ... selbst die Abbruchsysteme. Nach allem, was ich hier entnehmen kann, haben die beiden Supermächte und die künftige Supermacht China quasi die Tore ihrer Waffenarsenale geöffnet, und jeder, der diese Verträge liest, kann sich ein Bild von den Geheimwaffen in diesen Kammern machen.« Pierce wandte sich dem General zu. »Welche Empfehlung würde denn das Pentagon aussprechen, wenn vom Geheimdienst der schriftliche Beweis für einen chinesisch-sowjetischen Pakt gegen uns geliefert würde, General?«
»Abschuß«, antwortete Halyard ausdruckslos. »Es gäbe keine Alternative.«
»Nur wenn Sie überzeugt wären, daß es sich um ein authentisches Schriftstück handelt«, warf Brooks ein.
»Ich wäre überzeugt«, sagte der General. »Und Sie wären das auch. Wer anders als Männer mit Zugang zu solchen Informationen könnte sie denn in den Vertrag aufnehmen? Außerdem sind hier die Zieldaten. Ich wäre verdammt überzeugt.«
»Wenn Sie sagen, daß die Russen unberechenbar sind«, begann Brooks, »bin ich aus ganzem Herzen Ihrer Ansicht, aber wie meinen Sie das in der gegenwärtigen Lage?«
»Sie haben mir einfach Sätze hingeworfen ... aus dem Zusammenhang gerissene Sätze, auf die man nicht antworten konnte ... und mich dabei beobachtet, als wollten Sie sehen, ob ich auf irgend etwas reagiere. Wir sitzen uns ja schon eine Anzahl von Jahren gegenüber, ob es nun in Wien ist oder in Bern oder in New York; da bemerkt man selbst versteckte Reaktionen.«
»Aber zuallererst haben die Sowjets gesagt, sie wüßten, daß Matthias geistesgestört wäre«, sagte Berquist. »Damit haben sie doch eröffnet, nicht wahr?«
»Ja, Sir. Ich glaube, ich habe die exakten Worte bis jetzt noch nicht gebraucht. Ich war im Büro des sowjetischen Botschafters, auf seine Bitte hin - er hatte mich zu sich bestellt, um es genau zu sagen -, gemeinsam mit seinem Senioradjutanten. Offen gestanden, ich dachte, er hätte mich zu sich gebeten, um einen Kompromiß über die panarabische Resolution auszuarbeiten; aber statt dessen begrüßte er mich mit einer Feststellung, die sich nur auf Matthias beziehen konnte: >Wir haben von einer sehr verläßlichen Gewährsperson erfahren, daß ein Urlaub ausgedehnt worden ist, weil der Geisteszustand des Urlaubers sich in einem Maße verschlechtert hat, daß die Wiederherstellung seiner Gesundheit nicht mehr möglich ist.<« »Und wie haben Sie geantwortet?« fragte
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