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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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»Verdammt noch mal, ihr Idioten!« schrie der blonde Mann durch das offene Fenster mit lallender Stimme, und sein Kopf schwankte dabei vor und zurück. »Verdammte Scheiße, ich blute!« Auf der anderen Seite der Straße taumelten die zwei Männer aus ihrer Limousine. Als sie in das Licht seiner Scheinwerfer traten, lehnte sich der blonde Mann aus dem Fenster und feuerte zweimal.
    »Soll ich Sie Leon oder Alexei nennen?«
    »Ich kann Ihnen einfach nicht glauben!« rief der alte Russe, der vor dem Feuer saß und seine Augen auf Havelock geheftet hatte. »Er war doch unheilbar krank, ohne jede Hoffnung auf Besserung.«
    »Nur wenige Leute haben einen Geist und einen Willen wie Anton.
    Niemand kann sagen, ob er je wieder ganz gesund sein wird, aber er hat sich sehr erholt. Die Medikamente haben ihm sehr geholfen und die Elektrotherapie auch; er nimmt jetzt seine Umwelt wieder wahr ... und ist von dem erschüttert, was er getan hat.« Havelock hatte sich Zelienski-Kaljasin gegenüber auf einen hochlehnigen Stuhl gesetzt. Jenna blieb an der Tür stehen, die in die kleine Küche führte.
    »Das hat es noch nie gegeben!«
    »Es hat auch noch nie einen Mann wie Matthias gegeben. Er hat nach mir verlangt, und er hat mir alles gesagt. Nur mir.«
    »Poole's Island?«
    »Dort wird er behandelt. Soll ich Leon oder Alexei sagen?«
    Kaljasin schüttelte den Kopf. »Nicht Leon, niemals Leon. Immer Alexei.«
    »Sie hatten gute Jahre als Leon Zelienski.« »Erzwungenes Asyl, Mikhail. Ich bin Russe, sonst nichts.« »Sie sind zu uns gekommen ... Alexei.«
    »Ich bin vor anderen geflohen, vor Männern, die die Seele meiner Heimat korrumpieren wollten, die die Grenzen unserer Überzeugung überschritten, die ohne Not willkürlich töteten und Macht um ihrer selbst willen suchten. Ich glaube an unser System, Mikhail, nicht an das Ihre. Aber diese Männer taten das nicht; sie hätten Worte in Waffen verwandelt, und dann hätte keiner mehr beweisen können, wer recht hatte. Wir wären alle vernichtet gewesen.« »Schakale«, sagte Havelock und wiederholte das Wort, das er erst vor Stunden gehört hatte, »Fanatiker, die der Vision vom Dritten Reich nachhängen.« »Das reicht jetzt.« »Die Voennaja!«
    Kaljasins Kopf fuhr in die Höhe. »Das habe ich Matthias nie erzählt.«
    »Ich habe es ihm auch nicht gesagt. Ich war sechzehn Jahre draußen im Einsatz. Glauben Sie, ich kenne die VKR nicht?« »Die VKR spricht nicht für Rußland, nicht für unser Rußland ... Anton und ich pflegten bis in die frühen Morgenstunden miteinander zu diskutieren. Er konnte das nicht verstehen; er kam aus einer Welt des Wohlstands. Hier drüben wird das keiner von Ihnen je begreifen, nur die Schwarzen vielleicht ... Wir hatten nichts, und man hatte uns gesagt, daß wir auch nichts zu erwarten hätten, nicht in dieser Welt. Bücher, Schulen, Lesen und Schreiben lernen - das war das Privileg einer kleinen Minderheit. Man hat uns wie Vieh behandelt. Mein Vater ist von einem Fürsten Woroschin gehängt worden, weil er ein Stück Wild gestohlen hatte! Alles das hat sich geändert, seitdem das Volk die Macht innehat.« Ein seltsames Lächeln spielte jetzt um Kaljasins dünne Lippen. »Man nennt uns Kommunisten atheistisch. Was wollen Sie denn? Wir wußten, wie es unter der heiligen Kirche war! Ein Gott, der mit ewigem Feuer droht, wenn man sich gegen eine lebende Hölle erhebt, ist für neun Zehntel der Menschheit kein Gott. Man kann und sollte ihn ersetzen, ihn wegen Unfähigkeit und parteiischen Verhaltens entlassen.« »Das ist ein Argument, das man wohl schwerlich nur auf das vorrevolutionäre Rußland anwenden kann«, sagte Michael. »Sicher nicht, aber es ist symptomatisch. Eines Tages werden Sie und Ihresgleichen die Verlierer sein. Nicht in diesem Jahrzehnt oder im nächsten - vielleicht noch viele, viele Jahre nicht, aber verlieren werden Sie. Zu viele Menschen hungern und sterben.« »Wenn sich das als wahr erweist, dann verdienen wir, daß wir unterliegen. Ich glaube aber nicht, daß es so ist.« Michael lehnte sich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und sah dem alten Mann in die Augen. »Wollen Sie mir sagen, daß man Ihnen Asyl gewährt hat und Sie keine Gegenleistung dafür erbracht haben?« »Nicht, soweit es um die Geheimnisse meines Landes geht, und Anton hat mich auch nie ein zweites Mal gefragt. Ich denke, daß er meine Arbeit - die Arbeit, die Sie auch taten, ehe Sie ausstiegen - im wesentlichen für ziemlich sinnlos hielt. Unsere

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