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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Angst gehabt hatte, Leon könnte mit seinem Auto im Schlamm steckenbleiben. Zelienski war nicht steckengeblieben, wohl aber Michael; es war ein langer, feuchter Marsch zu Antons Haus gewesen, er erinnerte sich gut an die Straßen. Damals hatte er Leon Zelienski heimgebracht; jetzt suchte er Alexei Kaljasin-Parsifal.
    »Jetzt geht's los«, sagte Havelock und bog in die aus den Felsen gehauene Straße, die nur noch wenige Überreste einer früheren Teerschicht trug. »Wenn wir uns in der Mitte halten, sollten wir es schaffen.«
    »Dann halte dich in der Mitte«, sagte Jenna.
    Sie schlingerten und rutschten die schmale Straße hinauf, von pechschwarzer Dunkelheit umgeben. Die Reifen drehten immer wieder durch und ließen lose Steinbrocken gegen die Kotflügel prasseln. Die unsanfte Fahrt trug nicht gerade dazu bei, ihre Nerven zu beruhigen. Michael war gegenüber Raymond Alexander hart gewesen und hatte gewußt, daß das richtig war, aber nur teilweise. Er begann, den anderen Aspekt der tiefen Angst des Journalisten zu verstehen, eine Angst, die ihn an den Rand der Hysterie trieb. Zelienskis Drohung war klar und erschreckend: Sollte Alexander den Russen verraten oder irgend etwas gegen ihn unternehmen, würde er das Signal geben, und die Nuklearverträge wären auf dem Weg nach Moskau und Peking.
    Man konnte keine Chemikalien einsetzen, um Zelienski zu zwingen, die Nummer, die er jeden Tag von einer anderen Telefonzelle aus anrief, bekanntzugeben; das war bei einem Mann seines Alters zu riskant. Eine zu starke Dosis, und sein Herz würde versagen. Und dann war die Nummer für immer verloren. Nur Worte konnten helfen. Aber wie redete man mit einem Menschen, der die Welt mit einem »Meisterplan« für ihre Vernichtung retten wollte? Für einen solchen Mann gab es keine Vernunft, nichts als seine eigene, verzerrte Vision.
    Das kleine Haus tauchte jetzt rechts über ihnen auf, nicht viel größer als eine Hütte und aus massivem Stein gebaut. Man erreichte es über eine steil ansteigende, ungeteerte Zufahrt, die unter einem überdeckten Abstellplatz endete, auf dem ein unauffälliger Wagen parkte. Aus einem Erkerfenster in der Mitte der Fassade leuchtete ein einzelnes Licht.
    Havelock schaltete die Scheinwerfer ab. »Hier hat alles angefangen«, sagte er zu Jenna. »Im Kopf des Mannes dort oben. Alles! Angefangen bei der Costa Brava über Poole's Island, von Col de Moulinets nach >Steril Fünf<; hier fing es an ... Gehen wir.« Sie stiegen aus dem Wagen und gingen durch den Regen die weiche, schlammige Zufahrtsstraße hinauf. Jetzt erreichten sie den gedeckten Abstellplatz; unter dem Vordach war eine Tür. Havelock warf Jenna einen kurzen Blick zu, bevor er klopfte. Augenblicke später öffnete sich die Tür, und ein schmächtiger, gebeugter alter Mann mit wenigen Haarsträhnen auf dem Kopf und einem kleinen weißen, graugefleckten Bart trat heraus. Als er Havelock anstarrte, weiteten sich seine Augen, und sein Mund öffnete sich.
    »Mikhail«, flüsterte er mit zitternden Lippen. »Hallo, Leon. Ich bringe Ihnen schöne Grüße von Anton.«
    Als der blonde Mann die Tafel gesehen hatte und wußte, daß die Zufahrtsstraße als Sackgasse endete, manövrierte er mit ausgeschalteten Scheinwerfern die braune Limousine etwa hundert Meter über die rutschige Straße nach unten und hielt schließlich mit laufendem Motor am äußersten rechten Straßenrand. Er schaltete die Scheinwerfer wieder ein und holte aus seinem Jackett eine großkalibrige Pistole mit Schalldämpfer heraus. Er begriff die Instruktionen von Mister »Namenlos«; sie waren logisch. Der Lincoln mußte jetzt jeden Auge nblick auftauchen.
    Da war er! Zweihundert Meter entfernt, an der Einmündung der Straße, die vom Highway abzweigte. Der blonde Mann löste die Handbremse und begann das Steuer hin und her zu drehen, rollte von einem Straßenrand zum anderen. Der Lincoln verlangsamte das Tempo und hielt sich so weit rechts wie möglich. Der Blonde beschleunigte wieder, riß das Steuer noch heftiger herum, während die Hupe der schweren Limousine durch den strömenden Regen hallte. Als er sich auf neun Meter genähert hatte, drückte der blonde Mann plötzlich das Gaspedal bis zum Boden durch, lenkte sein Fahrzeug nach rechts und riß es dann hart nach links herum. Der Aufprall kam, mit dem Kühlergrill der Limousine rammte er die linke hintere Tür des Lincoln, sein Wagen schleuderte, kollidierte über die ganze Fahrzeuglänge, so daß die Fahrertür blockiert war.

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